Zur Liebe entfuehrt
sich ihr gegenüber an den Tisch setzte.
„Es tut mir leid, wenn es so ausgesehen haben sollte, als hätte ich dich allein gelassen, aber ich wurde … aufgehalten.“
„Das habe ich bemerkt“, erklärte Perdita spitz und hätte sich dann am liebsten auf die Zunge gebissen. Warum musste sie zugeben, dass sie ihn beobachtet hatte?
Er neigte den Kopf ein wenig und musterte sie amüsiert. „Man könnte meinen, du wärst eifersüchtig.“
„Ganz und gar nicht.“
„Hast du ein paar Leute kennengelernt?“
„Ja, aber es war etwas merkwürdig.“
„Sind sie nicht nett gewesen?“
„Doch, sehr sogar. Sie wollten auch alle wissen, wie lange wir schon verheiratet sind und woher ich jetzt so plötzlich komme.“
„Was hast du ihnen gesagt?“
„Dass wir schon seit einiger Zeit verheiratet sind, und ich so lange in England gearbeitet habe.“
„Sehr diplomatisch.“
Er warf einen Blick auf ihren Teller, der beinah noch voll war. „Wenn du fertig gegessen hast, sollten wir losfahren.“
„Ich habe keinen Hunger mehr. Hast du schon gegessen?“
„Ich hatte auch keinen Appetit.“
Perdita atmete tief durch. „Jared, müssen wir wirklich nach Las Vegas fahren?“
„Ja“, antwortete er ganz ruhig. „Es wird höchste Zeit, dass wir diese Sache aus unserer Vergangenheit aufarbeiten, damit wir sie ein für alle Mal vergessen können.“
Er stand auf, nahm Perdita bei der Hand und half ihr aufzustehen. Immer noch Hand in Hand verabschiedeten sie sich von Don und Estelle.
„Ihr geht schon?“, fragte Don.
„Wir sind auf dem Weg nach Las Vegas und wollen dort ein, zwei Tage bleiben“, antwortete Jared.
„Wunderbar“, rief Estelle, die bemerkt hatte, dass die beiden Händchen hielten. „Und viel Spaß!“
10. KAPITEL
Auf der langen Fahrt nach Las Vegas dachte Perdita die ganze Zeit darüber nach, was Estelle ihr geraten hatte, um herauszufinden, ob es ein Mann ehrlich meinte. Dabei kam sie zu dem Schluss, dass Jared bei allen Fragen über jeden Zweifel erhaben war. Wieso also hatte sie ihm misstraut? Natürlich war das, was sie nachts in dem Hotelzimmer in Las Vegas gesehen hatte, kompromittierend gewesen. Aber warum hatte sie ihn nicht wenigstens angehört?
Während sie so zurückdachte, fiel ihr wieder ein, dass Jared gesagt hatte, es könne auch eine andere Erklärung geben, als die, die auf der Hand lag. Aber ihr war damals alles so sonnenklar erschienen, dass sie nie über eine andere Erklärung nachgedacht hatte. Doch vielleicht gab es die, und vielleicht hatte ihr ihre Eifersucht die Sicht darauf verstellt.
Zum ersten Mal kamen Perdita Zweifel, ob das, was sie gesehen hatte, wirklich der Wahrheit entsprach. Und diese Zweifel wurden immer größer, jetzt wo sie einmal vernünftig über alles nachdachte.
Zu Beginn ihrer Beziehung mit Jared war sie noch unschuldig gewesen und ganz verrückt vor Liebe. Wenn er gewollt hätte, hätte er sie mit Leichtigkeit verführen können, und das war ihm bestimmt auch klar gewesen. Trotzdem zeigte er unendlich viel Geduld, bis sie den ersten Schritt tat.
Und als er ihr vor ein paar Tagen sagte, dass er seit ihrer Trennung sexuell enthaltsam gelebt habe, hatte sie ihm das sofort abgenommen.
Da stellte sich doch die Frage, warum ein Mann, der so viel Selbstbeherrschung besaß, sich in seiner Hochzeitsnacht einer anderen Frau zuwenden sollte?
Wenn man die Sache in diesem Licht betrachtete, ergab das überhaupt keinen Sinn.
Während sich Perdita mit dieser ganz neuen Sichtweise der Dinge auseinandersetzte, erreichten sie die Staatsgrenze von Nevada.
Als sie sich Las Vegas näherten, war die Nacht bereits hereingebrochen, und zwar ganz abrupt, wie in Wüstengegenden üblich. Obwohl Perdita die Stadt schon einmal so gesehen hatte, hielt sie jetzt trotzdem den Atem an, wie sie da so mitten in der Wüste glitzerte.
„Findest du immer noch, dass es romantisch aussieht?“, fragte Jared mit merkwürdigem Unterton. Er war während der Fahrt ziemlich schweigsam gewesen, als ob auch er über etwas nachdachte.
Da Perdita nicht wusste, worauf er mit seiner Frage hinauswollte, beschloss sie, ihm eine neutrale Antwort zu geben. „Ich denke, Las Vegas beeindruckt einen immer wieder aufs Neue, wenn man es von hier sieht.“
„Nett formuliert“, sagte er noch, dann herrschte wieder Schweigen.
„Wo übernachten wir eigentlich?“, fragte Perdita, als sie in die Stadt hineinfuhren.
„Rate mal!“
„Hast du etwa dieselbe Suite bekommen?“
„Ja, habe
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