Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)
Gesicht, lehnte sich an den Türrahmen und bat für ihre kleine Notlüge um Vergebung.
Wenn es nur so einfach gewesen wäre! Ihr Vater hatte ihr unumwunden erklärt, dass sie auf sich allein gestellt sein würde, falls sie darauf bestünde, nach Fox Run Mill zurückzukehren. Sie hatte nicht gelogen, als sie gesagt hatte, dass ihr Vater mit Maine nichts zu tun gehabt hatte.
Anna wartete, bis sie ihn wegfahren hörte, ehe sie sich wieder in die alte Hütte wagte, Zeitungspapier und Unterzündholz in den Händen, um die begonnene Arbeit zu Ende zu bringen.
Warum war er gekommen, und was hatte er zu erfahren gehofft? Ihre Frage, ob er an die Baugesellschaft verkaufen wolle oder nicht, hatte er unbeantwortet gelassen. Tatsächlich war er ihr geschickt ausgewichen, indem er sie zum Essen eingeladen hatte.
Etwas an ihm hatte sie bewogen, seine Einladung abzulehnen. Sie traute ihm nicht über den Weg. Vielleicht war es sein flotter City-Look oder die Tatsache, dass er zu bereitwillig lächelte, oder aber der leichte Anflug von Ärger, der über sein Gesicht gehuscht war, als auch sie seinen Fragen ausgewichen war. Möglicherweise aber war der Grund darin zu suchen, dass er ihre Meisen nicht gemocht hatte.
Wie auch immer, sie hatte die Absicht, Frank ebenso zu behandeln wie alle ihre anderen Problem-Besucher – indem sie alle bis auf den Letzten ignorierte, bis sie aufgeben würden und sie in Ruhe ließen. Daher verbrachte sie das ganze Wochenende damit, die Hütte mit Möbeln aus dem Haupthaus bewohn- und vermietbar zu machen.
Drei Wochen noch bis zu ihrem ersten Mietscheck, und sie würde schließlich so viel von ihrer Steuerschuld tilgen können, dass Fox Run Mill vor einer öffentlichen Versteigerung bewahrt blieb. Wäre sie nicht so entschlossen gewesen zu beweisen, dass sie ohne Unterstützung ihrer Familie auskommen konnte, hätte sie es nicht mit einem Mieter, mit Bauunternehmern, Historikern und lästigen Gespenstern aufnehmen müssen. Mochte Eigensinn manchmal ein richtiges Handicap sein, konnte er auch ein so starker Antrieb sein wie Schuldbewusstsein.
4
I st es wahr, Boss? Wird Tom den Betrieb wirklich verkaufen?«
Anna saß auf einem Stapel roher Bretter, die darauf warteten, in den Hobelschuppen geschafft zu werden, und schraubte ihre Thermoskanne auf. »Während wir hier reden«, erklärte sie den sichtlich besorgten Männern in der Frühstückspause, »ist er in Greenville und unterschreibt den Kaufvertrag.«
Weitere Männer gesellten sich zu der betreten wirkenden Gruppe. Es hatte sich rasch herumgesprochen. Das Gerücht war heute Morgen aufgekommen – vermutlich von Tom Bishop selbst in die Welt gesetzt, der wusste, dass die Männer sich an Anna wenden würden.
Loon Cove Lumber war Toms Werk. Er hatte den Betrieb an die fünfundvierzig Jahre geführt. Nun aber brachte er es nicht über sich, es den Männern selbst zu sagen, dass er verkaufen wollte, und hatte deshalb ein Gerücht ausgestreut. Anna blickte links und rechts auf ihre Schultern hinunter und fragte sich, ob sie breit genug waren, damit dreißig ausgewachsene Männer sich an ihnen ausweinen konnten.
»Es könnte ärger sein«, sagte sie. »Die meisten Sägewerke hier in der Gegend haben aus dem einen oder anderen Grund aufgegeben, Tom aber konnte Loon Cove Lumber
verkaufen, weil der Betrieb schwarze Zahlen schreibt. Eure Jobs sind sicher – und das ist es, was zählt.«
»Wer ist der Käufer?«
»Ich weiß es nicht. Aber Tom sagte, es wären Einheimische. Das ist günstig für uns.«
»Einheimische?«, wiederholte Keith. »Vielleicht Clay Porter. In der Stadt hörte ich, dass er für irgendetwas Kapital aufzutreiben versuchte.«
Einige der Männer ächzten. »Zum Teufel. Doch nicht Porter«, sagte einer. »Der ist Holzfäller und hat keine Ahnung vom Sägen. Der kommt hier glatt hereingeschneit und will alles verändern.«
»Der feuert sicher ein paar Leute«, meinte ein anderer.
Anna schüttelte den Kopf und trank einen Schluck Tee. »Kann er nicht. Tom hat dafür gesorgt, dass ein Jahr lang niemand entlassen werden kann.«
»Das geht?«
»Ja«, versicherte sie. »Das ist üblich, wenn kleine Privatbetriebe den Besitzer wechseln. Der Verkäufer kann vereinbaren, dass nach dem Verkauf niemand seinen Job verlieren darf.«
Keith lächelte sie plötzlich an. »Heißt das, dass Sie ein Jahr lang niemanden feuern können, Chefin?«
»Nein. Denkt an den Burschen, der letzten Monat meinem Ladegerät in die Quere kam. Wer etwas
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