Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)
vermasselt, ist draußen.«
Die Männer aßen wortlos ihren Proviant und tranken Kaffee, während sie sich die Neuigkeit durch den Kopf gehen ließen. Anna musterte ihre besorgten Gesichter. Es waren gute Männer, jeder einzelne, harte Arbeiter, Familienväter,
anständige Menschen. Obwohl sie erst seit vier Monaten hier war, waren sie ihre Freunde.
In ihren ersten Wochen hatte sie Situationen erlebt, die einer gewissen Komik nicht entbehrten. Einige der Männer hatten umlernen müssen, als es darum ging, Anordnungen von einer Frau entgegenzunehmen, die in einigen Fällen jünger war als ihre Töchter. Aber Anna hatte ihre Feuerprobe bestanden, indem sie ihnen ruhig und geduldig bewies, dass sie von Holz und Holzverarbeitung etwas verstand und keine Bedrohung für ihre Existenz und ihre Männlichkeit darstellte. Sie hatte sich eine gute Arbeitsbeziehung geschaffen und stand mit den meisten auf freundschaftlichem Fuß.
»Ach, kommt schon, Leute«, mahnte sie und stieß Keith mit dem Ellbogen an. »Es könnte sich als geschickter Schachzug für Loon Cove Lumber erweisen: neues Blut, neues Kapital, neue Ideen. In den nächsten paar Jahren werden wir sicher wachsen und zu einer Kraft werden, mit der man in dieser Branche rechnen muss.«
Keith rieb sich die Rippen und runzelte die Stirn. »Ich überlege, wer in dieser Gegend so viel Geld hat.« Er schüttelte den Kopf. »Mir fällt niemand ein.«
»Na, wir werden es herausfinden«, sagte sie mit einer Kopfbewegung zum vorderen Tor. »Da kommen sie.«
Alle Blicke richteten sich auf den äußeren Parkplatz, als Tom seinen Truck auf seinen üblichen Platz fuhr. Ein blauer SUV parkte neben ihm, und alle vier Türen wurden geöffnet. Ihm folgte rasch ein roter Pick-up, in dem zwei Männer saßen.
Anna stöhnte auf. »O Gott. Kinder.« Sie sah ihr Team
an. »Keiner startet einen Motor, solange sie da sind. Verstanden?«
Alle nickten. Die meisten waren Väter und wussten, dass Kinder und Maschinen eine gefährliche Konstellation darstellten. Die Kinder sprangen aus dem SUV und rannten sofort auf das Tor zu. Ihnen auf den Fersen war eine Frau, eine Schönheit, wie Anna auch aus dieser Entfernung erkennen konnte. Die Männer ihres Teams stellten sich sofort in Positur.
Hinter den Kindern stieg ein älterer Gentleman aus und ging auf Tom zu. Ein zweiter Mann, groß und dunkelhaarig, wartete, dass die zwei Männer aus dem roten Pick-up ausstiegen.
»Was zum Teufel …«, stieß Keith aufspringend hervor und richtete fassungslos den Blick auf die Gruppe, die mit Tom Bishop das Tor durchschritt. Er drehte sich um und blickte mit schiefem Lächeln auf Anna hinunter. »Ich glaube, jetzt kriegen Sie Ärger, Chefin. Erkennen Sie den Kerl in der Mitte?«
Anna saß stocksteif da, als Ethan Knight neben ihrem bisherigen Boss und alten Freund durch das Tor schritt. Plötzlich spürte sie die Blicke ihres Teams auf sich. Anna klappte den Verschluss ihrer Thermoskanne zu und stopfte ihren halb verzehrten Donut zurück in die Tüte. »Kommt, Leute. Die sollen nicht glauben, dass hier gebummelt wird. An die Arbeit.«
»Und die Kinder?«, fragte Keith.
Anna hielt inne. »Okay. Jetzt wird eben ohne Motoren gearbeitet.« Sie deutete auf den Hof. »Schaufelt den Schnee vom Dach der Lagerhalle. Die Maschinen müssen geölt werden
– überhaupt könnt ihr euch mit der Wartung der Geräte beschäftigen. Die Sägen bleiben abgeschaltet, bis ich sage, dass ihr weitermachen sollt.«
Wie ein Idiot grinsend verschränkte Keith die Arme und sah sie an. »Und was werden Sie machen?«
Sie trat auf ihn zu und stieß ihm mit Thermosflasche und Lunchpaket in den Leib. »Ich begrüße unsere neuen Eigentümer«, sagte sie zuckersüß, knirschte dabei aber mit den Zähnen. Sie drehte sich um, straffte die Schultern und ging auf die Gruppe zu, die vor dem Büro stehen geblieben war.
Er hatte diesen Moment wochenlang kaum erwarten können. Ethan stand neben seinem Vater und seinen Brüdern und beobachtete Anna Segee, die entschlossen ausschreitend mit gezwungenem Lächeln auf Tom Bishop zuging.
Ethan grinste insgeheim. Seit einer Stunde war er ihr Boss.
Er hatte den Moment genau mitbekommen, als sie ihn erkannte; er hatte gesehen, wie ihr ganzer Körper erstarrte, als sie im Begriff war, aus ihrer Thermosflasche zu trinken. Alle Männer hatten sich zu ihr umgedreht, um ihre Reaktion zu sehen.
Eines musste man ihr lassen: Sie hatte einen kühlen Kopf bewahrt. Aber er hätte ihr frisch
Weitere Kostenlose Bücher