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Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)

Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)

Titel: Zur Liebe verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Chapman
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war, war jede Menge Wolle angebracht. Sie konnte ihren Atemhauch sehen, als sie ihre lange Unterwäsche anzog, zwei Paar Socken, einen Rollkragenpullover, eine Wollhose und ein Sweatshirt. Sie lief hinunter und stocherte im Herdfeuer, als Bear jaulend zur Tür trottete. Anna ließ ihn hinaus und wurde um ein Haar von Ethans Faust an der Nase getroffen.
    »Na, haben Sie ihn erwischt?«, fragte sie, anstatt zur Kenntnis zu nehmen, wie außerordentlich gut er heute Morgen aussah. »Wen erwischt?«
    »Den Geist. Der Lärm, der um zwei Uhr morgens aus der Sägehalle zu hören war, hätte Tote aufwecken können.«
    Als er als Antwort nur eine Braue in die Höhe zog, verdrehte Anna resigniert die Augen, machte auf dem Absatz kehrt und ging in die Küche. »Großartig. Tom hat mir einen Wachhund zugeschanzt, der so taub ist wie der, den ich schon habe.«
    Ethan folgte ihr in die Küche, in der Hand hielt er die alte Schrotflinte, die er im Wohnzimmer vorgefunden hatte. »Wenn Sie den Geist gehört haben, warum haben Sie dann keinen Schuss in seine Richtung abgegeben? Den hätte ich gehört.«
    Anna nahm ihm die Waffe ab und lehnte sie in der Ecke an die Wand, dann füllte sie den Teekessel mit Wasser, um ihn auf den Herd zu stellen. »Ich habe keine Munition für die Flinte«, murmelte sie. »Die muss ich mir erst besorgen.«
    »Dann hätten Sie laut an meine Tür pochen sollen, und wir hätten Ihr Gespenst zusammen verfolgen können.«
    Sie war nicht bereit zuzugeben, dass nicht einmal eine ganze Pferdeherde es geschafft hätte, sie ins Freie zu zerren. »Sie wohnen hier so preiswert, dass Sie ruhig allein meinen Geist jagen könnten.«
    Es folgte ein Augenblick der Stille, dann sagte Ethan mit verwundertem Unterton: »Sie fürchten die Dunkelheit.«
    »Gar nicht wahr.«
    »Deshalb haben Sie keine Munition da. Das ist Ihre Ausrede dafür, dass Sie den Kerl nicht stellen können, der um Ihren Betrieb herumschnüffelt.«
    »Würde ich die Munition kaufen, müsste ich sie verschießen«, grollte sie. »Und dann müsste ich mir einen Anwalt nehmen, der mir hilft, dem Richter zu erklären, dass es Notwehr war. Und bei dem Gehalt, das Sie mir zahlen, kann ich mir keinen Anwalt leisten.«
    »Apropos, wir kommen zu spät zur Arbeit.«
    »Ich gehe heute nur hin, um die Jobs meiner Mitarbeiter zu retten«, sagte sie über die Schulter und öffnete einen der Wandschränke.
    »Und Ihren eigenen«, setzte er hinzu und drehte die Herdflamme herunter. Er nahm den Kessel und goss das siedende Wasser in zwei Reisebecher, die sie auf die Theke stellte. »He, was tun Sie in meinen Tee?«, fragte er, als sie einen Spritzer Flüssigkeit in jeden der Becher tat.
    »Mariendistel. Gut für die Leber.«
    Er starrte unmutig in seinen Tee. »Mit meiner Leber ist alles in Ordnung.«
    Sie öffnete ein anderes Fläschchen, schüttelte zwei Pillen heraus und reichte eine davon Ethan. »Ein Multivitaminpräparat. Sie sollten täglich eines einnehmen«, erklärte sie, öffnete noch ein Fläschchen und ließ zwei Pillen herausfallen. »Vitamin E«, sagte sie und reichte ihm eine.
    Er sah die zwei Pillen in seiner Hand kritisch an. »Seit ich zehn war, habe ich keine Vitamine mehr genommen.«
    Anna steckte ihre Pillen in den Mund. »Meine Großeltern väterlicherseits hatten die Kondition Sechzigjähriger«, erklärte sie. »Wären sie nicht mit vier- und dreiundneunzig einem Verkehrsunfall zum Opfer gefallen, hätten sie es bis hundert geschafft. Und sie nahmen täglich Kräuter und Vitamine zu sich.«
    »Und Sie glauben, das Zeug wirkt?« Er steckt die Pillen in den Mund. »Vielleicht hatten Ihre Großeltern einfach gute Gene.«
    »Mag schon sein«, räumte sie ein und ging mit ihrem Tee ins Bad. Sie schloss die Tür, stellte die Tasse auf das Bord und starrte die Frau im Spiegel an. Verdammt, sie musste die Situation in den Griff bekommen, wenn sie hoffen durfte, die Arbeit mit Ethan zu überleben.
    Sie spritzte sich Wasser ins Gesicht. Verfolgte er sie nicht bei Tag, suchte Ethan ihre Träume heim. Letzte Nacht hatte sie geträumt, sie hätten sich bei einem Candle-Light-Dinner vor einem prasselnden Kaminfeuer an Lachs und Farnspitzen delektiert. Sie hatte ein Abendkleid getragen, er war im Smoking erschienen.
    Und hatte in dem Abendanzug verdammt gut ausgesehen. Anna blinzelte sich im Spiegel zu. Dieser Traum war wohl auf ihr Schuldbewusstsein zurückzuführen. Sie hatte Ethan geküsst, als wäre er der einzige Mann auf Erden, und hatte sodann –

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