Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)
ihrer Schuld.«
Anna schluckte ihren plötzlich trocken gewordenen Sandwichbissen. »Aber ich dachte, du hättest mit Paul Knight schon vor Monaten Schluss gemacht?«
»Habe ich auch«, sagte Jane, die auf ihren Teller starrte. »Er trifft sich jetzt mit Cynthia Pringle.«
»Und in welchem Monat bist du?«, fragte Anna leise.
»Im vierten. Ich war in Bangor bei einem Arzt, damit hier niemand Wind davon bekommt.«
»Paul weiß es also nicht?«
Jane schüttelte den Kopf.
»Niemand weiß es? Auch nicht deine Eltern und Geschwister?«
Wieder schüttelte Jane den Kopf.
»Jane, du musst es jemandem sagen.«
»Ich sage es dir.«
Anna lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. »Du musst Paul sagen, dass du sein Kind bekommst«, sagte sie. »So etwas kannst du nicht für dich behalten. Außerdem wird es ohnehin bald jeder wissen«, sagte sie und deutete dabei auf Janes Bauch. »Sicher kann Paul so weit zählen, um sich auszurechnen, dass er der Vater ist.« Anna beugte sich vor und schob den Teller von sich, um die Arme auf dem Tisch aufzustützen. »Er verdient es, es von dir zu erfahren und nicht von einer übereifrigen Klatschbase aus der Stadt – je früher, desto besser. Ihr beide müsst entscheiden, was ihr weiterhin tun wollt.«
»Aber ich weiß nicht, wie ich es ihm beibringen soll«, flüsterte Jane.
Anna umfasste die kalten Finger ihrer Freundin. »Ignoriert man die Fakten, bringt man sie nicht zum Verschwinden. Du kannst das alles nicht allein durchstehen. Es Paul nicht zu sagen, wäre unfair – Paul, dir und dem Baby gegenüber.« Sie tätschelte Janes Hände und lehnte sich wieder zurück. »Glaube mir, ich weiß, wovon ich rede. Meine Mutter verheimlichte mich meinem Vater, und ich fragte mich während meiner ganzen Kindheit, wer er sein mochte … und wer ich bin.«
Jane schaute erstaunt auf. »Du hast deinen Vater nicht gekannt?«
Anna lächelte andeutungsweise. »Ich war elf, als ich ihn schließlich traf. Doch er machte die verlorene Zeit wett und ist bis heute ein liebevoller, überbesorgter Vater geblieben.«
»Und wie hat deine Mutter dich vor ihm verheimlicht?«
»Sie lebten nicht im gleichen Ort. Meine Eltern lernten einander bei einer Holzfäller-Show kennen, hatten eine Affäre, und nachdem die Woche um war, ging jeder seines Weges.« Sie stützte wieder die Arme auf den Tisch. »Aber du und Paul werdet einander dauernd über den Weg laufen. Die Knights sind doch anständige Leute. Paul wird das Richtige tun.«
»Aber was ist richtig?«
Anna zog die Schultern hoch. »Ich weiß es nicht. Ihr habt ein Baby gemacht, und jetzt liegt es an dir und Paul zu entscheiden, was für euch drei das Beste ist. Liebst du ihn?«, fragte sie leise.
Jane sah sie blinzelnd an. »Ja. Doch ich habe Angst.«
»Vor Paul?«
»Vor ihm weniger, sondern vor seiner ganzen Familie.« Jane rutschte nervös hin und her. »Die Knights haben in Bezug auf Frauen keine Erfolgsbilanz aufzuweisen – zumal was Frauen betrifft, die schwanger werden. Alex Knights erste Ehe endete mit einer Katastrophe, und alle Welt wusste, dass Charlotte ihn mit ihrer Schwangerschaft zur Ehe zwang. Und Ethan …« Jane überlief ein Schauer. »Vor ein paar Jahren gab es einen Riesenskandal um Ethan und eine gewisse Pamela Sant. Gerüchten zufolge lieferten sie sich nach einem fürchterlichen Streit ein Wettrennen auf einer einsamen Forststraße. Pamela kam ums Leben, als ihr Wagen eine Kurve nicht schaffte und im Oak Creek landete. Ihre Eltern brachten Ethan wegen Totschlag vor Gericht, da ihre Tochter von der Straße abgekommen wäre, nachdem er sie gejagt hätte. Weil er aber nicht in Pams Wagen gesessen hatte und es keine Zeugen gab, wurde er freigesprochen.
« Jane beugte sich zu ihr. »Pamela war schwanger«, flüsterte sie. »Und Ethan ist seither nicht mehr derselbe. Er wurde hart und unzugänglich und ist zu Frauen meist sehr abweisend. Verstehst du jetzt, warum ich zögere, es Paul zu sagen?«
»Nein, eigentlich nicht«, erklärte Anna ebenso leise, bemüht, der Argumentation ihrer Freundin zu folgen. »Was haben Alex und Ethan mit dir und Paul zu tun?«
Jane ballte die Fäuste auf dem Tisch. »Wir waren immer vorsichtig, doch als wir vergangenen Herbst für ein paar Tage nach Bangor fuhren, muss es passiert sein. Und jetzt gehöre ich zu den Frauen, denen ein Knight-Mann ein Kind machte. Paul wird glauben, ich wäre mit Absicht schwanger geworden, und alle anderen werden glauben, ich versuche, in eine der reichsten
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