Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)
vergessen haben, dass Holzspan-Anhänger kein Dach haben. Ich hätte deinen Truck nie gefunden, wäre ich nicht von unserem Jacquard-Einschlag mit dem Heli zurückgeflogen.« Er schüttelte lachend den Kopf. »Er passte kaum hinein, und ich habe keine Ahnung, wie er ihn hineinbugsierte und dann noch aussteigen konnte. Er muss durch sein Schiebedach hinausgeklettert sein.«
»Das beweist, wie wütend er war«, bemerkte ein anderer, der mit Bear auf den Fersen um die Hausecke bog. Der Mann blieb unvermittelt stehen, seine Miene verfinsterte sich, als sein Blick Anna erfasste. »Du siehst schrecklich aus, enfant!«
Jetzt verdrehte Ethan wirklich die Augen. Der Kerl hätte Damons Zwilling sein können, war aber acht oder neun Jahre älter.
»Jean-Paul!«, rief Anna aus, lief die Verandastufen herunter und warf sich ihm in die Arme. »Du hast mir so sehr gefehlt!«
Wie sein Bruder nahm Jean-Paul Anna ganz fest in die Arme, während seine Aufmerksamkeit auf Ethan konzentriert blieb. »Deine Erbschaft ist ein verrotteter Holzhaufen, bébé«, sagte er in ihr Haar, während der Blick seiner scharfen, intelligenten blauen Augen Ethan durchbohrte. »Verkaufe alles und komm nach Hause zurück.«
Erbschaft? Ethan hatte angenommen, sie hätte Fox Run Samuels Tochter abgekauft. Wovon redete der Mann eigentlich? War er etwa wütend, dass Anna das Erbe ihrer Großeltern in einem verrotteten Holzhaufen angelegt hatte?
Anna lehnte sich lächelnd in Jean-Pauls Umarmung zurück und drückte seine Wangen zusammen, um ihn am Weitersprechen zu hindern. »Sobald ich alles in Schwung gebracht habe, wird Fox Run Loon Cove Lumber aus dem Geschäft verdrängen«, sagte sie. »Und Papa wird den Spezialholz-Markt an mich verlieren, weil er zu stur war, um das Werk in Debec nach meinen Vorschlägen zu erweitern.«
Interessante Neuigkeit, überlegte Ethan. Plante sie, weiterhin mit dem Besitzer von Loon Cove Lumber zu schlafen, während sie seinen Ruin plante?
»Wer ist dein Freund?« Jean-Paul stellte sie hin und legte ihr den Arm um die Schultern, als sie die Stufen hinaufgingen.
»Das ist der Mann, den unsere Schwester aus dem Geschäft drängen möchte«, sagte Damon. »Ethan Knight von North Wood Timber. Seiner Familie gehört seit Kurzem Loon Cove Lumber.«
Jean-Paul schien sich zu entspannen, offenbar in der Annahme, Anna würde nicht so dumm sein und mit ihrem Konkurrenten schlafen. Doch er hatte ja nicht gesehen, dass Ethan eben aus ihrem Zimmer gekommen war und beide ausgesehen hatten, als hätten sie die Nacht mit wahnsinnig tollem Sex verbracht.
»Ethan«, erklärte Jean-Paul mit ausgestreckter Hand. »Wir wissen über die Geschäfte Ihrer Familie Bescheid. Ich glaube, Teile unseres Waldbesitzes grenzen an Ihren?«
»Ja, das glaube ich auch.« Ethan erwiderte den Händedruck.
Anna ergriff plötzlich Ethans Hand und schüttelte sie. »Sicher haben Sie heute Besseres zu tun. Danke, dass Sie meinen Abfluss untersucht haben«, zeigte sie sich erkenntlich – und errötete, als ihr aufging, was sie eben gesagt hatte.
»Gern geschehen«, erwiderte er schleppend. »Sollten Sie wieder Hilfe brauchen, lassen Sie es mich wissen.«
»Ja, nochmals vielen Dank«, stotterte sie, hakte sich bei ihm unter und zog ihn von der Veranda. »Vergiss nicht, die Zündkabel im Motorschlitten anzustecken«, flüsterte sie gepresst.
»Ist das Ihr Motorschlitten da draußen auf dem See?«, fragte Jean-Paul, der ihnen die Stufen hinunterfolgte. »Er sitzt etwa zwei Fuß tief im Wasser.«
Ethan warf einen Blick zum See. »Der Regen muss das Eis in Ufernähe aufgetaut haben.«
»Wir können Ihnen helfen, das Ding herauszuziehen«, bot Jean-Paul an und warf Ethan dann einen scharfen Blick zu, denn ihm war aufgegangen, dass der Schlitten die ganze Nacht über draußen gestanden haben musste.
»He, wo ist mein Truck?«, wollte Anna wissen. »Und deiner, Jean-Paul?«
»Oben an der Hauptstraße«, gab Damon zurück, da Jean-Paul Ethan so wütend ansah, dass er nicht antworten konnte. »Der Regen hat Ihre Schotterstraße in eine Eisbahn verwandelt. Wir sind zu Fuß gekommen.«
Anna merkte nun, dass sie noch immer Arm in Arm mit Ethan dastand. Sie löste sich sofort von ihm und ging zurück zur Veranda. »Ich bin am Verhungern. Habt ihr zwei schon gegessen?«
Zwei? Seit wann ergaben zwei Brüder und ein Liebhaber zwei? Verdammt, er war hungrig. Letzte Nacht hatte er ebenso viele Kalorien verbrannt wie sie – wahrscheinlich sogar mehr!
»Wir haben
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