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Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)

Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)

Titel: Zur Liebe verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Chapman
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zurück, dass Anna Platz hatte, den Hund heranzuholen.
    Endlich erwischte sie die Eisscholle. Der Bagger röhrte und stieß Qualm aus, während Anna sich gegen die Strömung behauptete. Die Zähne der Baggerschaufel glitten mehrmals ab, immer wieder aber bekam sie das Eis in den Griff und schob es Zoll für Zoll ans Ufer. Der zu einer bibbernden Kugel zusammengerollte Hund hatte sich ganz nach hinten zurückgezogen, zu verängstigt, um zu bellen.
    Jemand schlug gegen die Tür seiner Kabine, und Ethan blickte auf und sah Paul auf der Leiter stehen und durchs Fenster spähen.
    »Ich setze mich auf die Gabeln, und du fährst mich aus«, rief Paul. »Dann packe ich das Vieh, und du kannst uns heranholen.«
    Ethan öffnete das Fenster. »Nein, du könntest herunterfallen und untergehen. Du wirst dein Leben nicht aufs Spiel setzen.« Im selben Moment glitt der Hund von der Hinterseite der Eisscholle und verschwand im Wasser.
    Wie ein Schwimmkorken tauchte er wild paddelnd wieder auf, und Anna hob die Baggerschaufel vom Eis, holte ihn ein und schwenkte den Ausleger in Richtung des um sein Leben kämpfenden Hundes. Die Schaufel tauchte hinter ihm unter – und kam mit dem verängstigten Hund wieder
nach oben. Wasser und Schlamm flossen heraus. Ethan hörte hinter sich lauten Jubel.
    Die Baggerschaufel knapp über dem Wasser haltend schwang Anna sie in die Richtung, aus der Paul durch das hüfthohe Wasser zu dem verängstigten Hund watete, während sie ihr Gerät im Kriechtempo auf das Ufer zu lenkte.
    Kaum war Paul nahe genug herangekommen, sprang der Hund triefend aus der Baggerschaufel direkt in seine Arme, leckte sein Gesicht, zappelte und jaulte und pinkelte ihn vermutlich an. Der Jubel der Belegschaft wurde noch lauter, als Anna nun schneller auf das Ufer zuhielt, da sie nicht mehr auf ihre verängstigte Fracht achten musste. Ethan schaltete sein Gerät ab, sprang hinunter und schritt durch sechs Zoll hohes eisiges Wasser auf den Bagger zu, der angehalten hatte. Er sprang auf die Kettenleiste und riss die Tür auf. Dann packte er die Vorderseite von Annas Jacke mit der Faust und zog sie heraus.
    Mit einem erschrockenen Aufschrei setzte sie sich zur Wehr, als er sie auf trockenen Boden zerrte. »Ethan!«, zischte sie und grub ihre Finger in den Arm, der sie festhielt. »Gibt es ein Problem?«
    Er ließ sie los und drehte sich so um, dass er sie ansehen konnte. »Du bist mein Problem! Was kümmert dich dieser dumme Köter!«
    Sie sah blinzelnd zu ihm auf, holte tief Atem und zog ihre Jacke zurecht. »Du bist verärgert.«
    Keith näherte sich ihnen, doch ein Blick von Ethan genügte und der Mann trat hastig den Rückzug an. Ethan richtete den Blick nun auf seinen plötzlich rot angelaufenen Vorarbeiter. »Man fährt nicht in einen Hochwasser führenden
Fluss, um ein verdammtes Hundsvieh zu retten.« Er betonte jedes einzelne Wort, ein Versuch, seine Wut zu zügeln.
    »Der Bagger ist so schwer, dass die Strömung ihm nichts anhaben kann«, sagte sie mit ungläubig aufgerissenen Augen. »Und ich habe die ganze Zeit über gespürt, dass ich unter mir festen Boden hatte. Ethan, ich konnte doch den Hund nicht dort draußen lassen. Er wäre ertrunken oder erdrückt worden.«
    Was war nur mit ihr los? War ihr denn nicht klar, dass die Uferböschung jeden Moment hätte nachgeben können? Wäre der Bagger umgekippt, hätte sie im Inneren wie in einer Falle festgesessen. Es juckte ihn in den Fingern, sie zu packen und zu schütteln, deshalb ballte er die Hände zu Fäusten. »Wer Arbeitsgerät und Menschenleben aufs Spiel setzt, wird gefeuert«, stieß er hervor. »Du räumst binnen zehn Minuten deinen Schreibtisch und verlässt das Betriebsgelände.«
    »Was?« Sie kniff die Augen zusammen. »Du kannst mich deswegen nicht feuern.«
    »Ich habe es eben getan«, schoss er zurück. »Ein Sägewerk ist kein Ort für Lebensmüde, Segee. Du hast zehn Minuten, um deine Sachen zu packen.«
    Er schritt mitten durch die verdatterte Belegschaft, so finster gestimmt, dass niemand ein Wort zu äußern wagte.
    »Das kann nicht dein Ernst sein«, sagte Paul, der mit dem großen zitternden Welpen in den Armen neben ihm ging. »Es geht hier um Anna.«
    »Es hätte sie das Leben kosten können.«
    »Es war aber nicht der Fall«, konterte Paul, der seine Bürde in den Armen verschob. »Alles hat geklappt.«
    Ethan blieb stehen und sah seinen Bruder böse an. »Und so schnell«, er schnalzte mit den Fingern, »hätte alles in einer Katastrophe enden

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