Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)
Abscheu beäugte. Er hatte sich zwar den Weg in ihr Bett gebahnt, doch machte ihr Flanellpanzer klar, dass er sie nicht lieben würde.
O Gott, sie war wundervoll eigensinnig.
»Alex ist heute im Betrieb«, bemerkte er und setzte sich aufs Bett, um seine Socken anzuziehen. »Ich kann also bleiben und dir helfen, deinen Sägemotor zu demontieren. Oder den Bau drumherum zu demolieren, wenn dir das lieber ist.« Er stand auf und sah sie an. »Oder aber wir machen uns einen schönen Tag in Bangor und besorgen uns Eheringe.«
Anna starrte ihn mit großen Augen und offenem Mund an. Sie fuhr herum und marschierte hinaus in den Flur und die Treppe hinunter, wobei die weichen Flanellfüßlinge ihres Pyjamas diese Zurschaustellung von Zorn völlig zunichte machten.
Sie wusste natürlich, dass er nur herumhing, um sicherzugehen, dass sie nicht plötzlich nach Quebec verschwand, und ihr gefiel es gar nicht, dass er ihrer Versicherung, nicht davonzulaufen, nicht traute. Tatsache war, dass er sich selbst nicht traute, ihr nicht nachzujagen, und die Vorstellung, allen
vier Segee-Brüdern auf deren eigenem Terrain entgegenzutreten, war für ihn wenig verlockend.
Er trat hinaus auf den Flur. »Ich hoffe, unsere Kinder erben meine Veranlagung«, rief er ihr nach.
»Schluss jetzt!«, ermahnte sie ihn aus der Küche herauf.
Ethan ließ ihr Zeit, sich abzureagieren, machte das Bett und räumte auf. Er barg sogar Annas schmutziges Zeug vom Verandadach, indem er sich tief aus dem Fenster beugte. Sie hatte die Sachen hinuntergeworfen, als der Schmierölgeruch im Raum unerträglich geworden war. Er warf sie in den Flur, damit er nicht vergaß, sie zum Rest der Wäsche zu tun, dann stopfte er einen babyrosafarbenen BH in die Kommode und ordnete die vielen Kosmetika, die durcheinander darauf standen. Den Kopf über ihre Achtlosigkeit schüttelnd hob er die Diamantohrstecker auf, die sie am Samstagabend getragen hatte.
Er stieß einen leisen Pfiff aus, als er den Deckel ihrer Schmuckschatulle anhob und entdeckte, dass Miss Anna Segee ein kleines Vermögen an Schmuck besaß. Ringe mit Edelsteinen in verschiedenen Farben, drei oder vier Halsbänder und etliche Paare von Ohrringen. Er griff nach einem Ring, der seinen Blick besonders fesselte. Ein echter, von kleinen, blitzenden Diamanten eingefasster Rubin. Bislang hatte er keinen Gedanken daran verschwendet, dass Anna aus einer vermögenden Familie kam; sie war … nun, sie war einfach Anna, seine energische Vorarbeiterin, seine lästige Hauswirtin und seine Geliebte, die ihn um den Verstand brachte.
Was, wenn ihr Entschluss, niemals zu heiraten, nicht nur mit Madelines Ehemänner-Parade zusammenhing, sondern
auch mit Männern, die sich als Mitgiftjäger entpuppt hatten? Was, wenn sie glaubte, er wollte sie ihres Geldes wegen heiraten und nicht, weil sie ihn geradezu irrwitzig glücklich machte?
Ach, zum Teufel. Warum konnte sie nicht einfach Besitzerin einer heruntergekommenen Sägemühle sein, für deren Instandsetzung die Wochenenden eines ganzen Jahres geopfert werden mussten, anstatt Erbin eines Holzimperiums mit dem finanziellen Hintergrund eines kleinen Fürstentums?
Vielleicht konnte er ihr anbieten, einen Ehevertrag aufzusetzen, damit sie sicher sein konnte, dass er es nicht auf ihr Erbe abgesehen hatte. Oder aber er konnte mit ihrem Daddy ein Gespräch von Mann zu Mann führen. Nach der Hochzeit, damit er seine Flitterwochen genießen konnte, ehe die Segee-Brüder vollzählig erschienen und versuchten, ihn den Wölfen zum Fraß vorzuwerfen.
Ethan schloss die Schmuckschatulle und sah sich mit finsterem Blick im Spiegel über der Kommode an. Es kümmerte ihn nicht, dass Anna Geld wie Heu besaß; er würde sie in drei Wochen heiraten, und wenn er es mit André Segee und dessen vier Söhnen einzeln aufnehmen musste.
Ethan setzte sich plötzlich wie benommen aufs Bett. Verdammt, er liebte sie. Irgendwann in den letzten zwei Wochen hatte er sich in Anna verliebt. Es war nicht die Zusammen-alt-werden-Liebe, sondern die Höllenfeuer-gemeinsam-durchschreiten-Liebe, die einen Mann um den Verstand bringt und sein Inneres so durcheinanderwirbelt, dass er weder ein noch aus weiß.
Ethan stützte die Arme auf die Knie und ließ den Kopf hängen. Zum Teufel damit. Er hatte es nicht vorausgesehen.
Er hatte immer angenommen, er würde es instinktiv wissen, wenn er der Richtigen begegnete. Nie aber hatte er erwartet, dass sie aus seiner Vergangenheit kommen würde. Wer hätte vor achtzehn
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