Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)
Jahren gedacht, dass das scheue, stille kleine Mädchen, das er des Öfteren dabei ertappt hatte, wie es ihn von Weitem beäugte, die künftige Mrs Knight sein würde?
Ethan hob den Kopf mit einem Schnauben. Vielleicht würde sie Mrs Knight werden, wenn er in den nächsten drei Wochen keine Dummheit machte – sich nicht zu stark als Beschützer aufspielte, sie nicht zu sehr herumkommandierte und nicht so wütend wurde, dass er sie in den See warf.
Aber diesen Flanellpyjama gedachte er zu verbrennen.
Mit der Entschlossenheit eines kühnen und edlen Ritters mit nur leicht beschädigter Rüstung, dem seine größte Mutprobe bevorstand, erhob sich Ethan und ging hinunter. Anna saß auf der Couch und las in einem von Samuels Notizheften, noch immer in dem vermaledeiten Pyjama.
»Zerlegen wir den Sägemotor oder nicht?«, fragte er, als er in die Küche ging.
»Ich habe keine Ahnung, was du machen wirst, aber ich werde heute den Kaufvertrag finden.«
»Wie kommst du auf den Gedanken, du könntest ihn an einem einzigen Tag finden, wenn deine Hausgespenster seit einem halben Jahr danach suchen? Nach Samuels Tod hatten sie hier auf dem ganzen Gelände freie Hand und konnten ihn nicht finden«, rief er ihr zu, als er lauwarmes Wasser über einen Teebeutel goss. Er musste unbedingt eine Kaffeemaschine besorgen, da Annas Tee ihm nicht den nötigen morgendlichen Energieschub verschaffte.
»Sie hatten ja nicht Gramps’ Tagebücher«, rief sie zurück.
»Und ich erhebe mich nicht von dieser Couch, bevor ich nicht herausgefunden habe, was er mit dem Dokument machte.«
Ethan steckte den Kopf ins Wohnzimmer. »Ich habe darüber nachgedacht und glaube, dass wir in der falschen Richtung suchen. Anstatt vom Zeitpunkt des Kaufes vor fünf Jahren rückwärts zu lesen, sollten wir lieber nach vorne lesen. Samuel hat den Vertrag sicher nach dem Kauf eintragen lassen oder ihn zerrissen.«
»Aber er musste ihn nicht tatsächlich haben, um das Land zu kaufen.« Sie runzelte die Stirn. »Da Joshua und Gramps die Bedingungen kannten, war das Stück Papier nicht nötig.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube, Gramps versteckte es vor sechzehn Jahren, nachdem er Joshua das Land verkauft hatte, und des Weiteren glaube ich, dass er mir sagte, wo.« Sie legte den Kopf schräg. »Wenn Gramps gestorben wäre, ehe er das Land zurückkaufte, hätten dann die Bedingungen der Übereinkunft auch für mich gegolten?«
Ethan zog die Schultern hoch. »Das hängt davon ab, ob Samuel dies zur Bedingung machte.« Er trank einen Schluck Tee und überlegte. »Da ich deinen Großvater nach der Lektüre seiner Tagebücher besser kenne, würde ich sagen, ja, er hätte dafür gesorgt, dass du das Land hättest zurückkaufen können.«
»Dann müssen wir das Dokument finden, bevor Frank mich vor Gericht zerrt.«
»Das bedeutet, dass wir uns die Denkweise eines Dreiundachtzigjährigen aneignen müssen«, überlegte Ethan.
»Oder eines Siebenundsechzigjährigen, wenn er das Dokument vor sechzehn Jahren versteckte.«
Ethan kam ins Wohnzimmer und setzte sich ihr gegenüber an den Kamin. »Und man weiß ja, dass die Generation deines Großvaters nach der großen Depression kein Vertrauen mehr in die Banken setzte. Aber wem traute sie überhaupt?«
»Alten, hinter dem Haus vergrabenen Einmachgläsern.«
»Verdammt, dann müssen wir zweitausend Morgen umgraben.«
Sie hob das Tagebuch von ihrem Schoß. »Gramps wäre nicht weit gegangen, um das Glas zu vergraben. Es muss hier irgendwo im Camp sein. Vielleicht in einem Erdkeller oder Kühlhaus?« Sie schüttelte lachend den Kopf. »Oder ganz einfach unter der Veranda.«
Ethan warf einen Blick zu Bear, der in seinem Bett döste. »Jede Wette, dass er es weiß«, sagte er und deutete mit seinem Teehumpen auf den Hund. »Und sie auch«, setzte er hinzu, auf die Meisen weisend, die auf der Vorhangstange hockten. »Die haben Samuel im Laufe der Jahre gesehen, wie er zu seinem Versteck ging, was bedeutet, dass er es an einer Stelle versteckte, die für einen alten Mann leicht zugänglich war. Samuel hätte seine Wertsachen nicht an einem Ort verborgen, der einem Brand zum Opfer fallen konnte, somit scheiden Gebäude aus, auch ein Erdloch unter der Veranda, da der Boden so erhitzt werden würde, dass dort vergrabene Papiere verbrannt wären.«
Anna stand auf. »Ich ziehe mich an. Wir können dann den Besitz abschreiten und nach einer Stelle suchen, an der gegraben wurde.«
Ethan schüttelte den Kopf. »Er hätte
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