Zur Sache, Schätzchen (German Edition)
wahrscheinlich nicht geschafft hätte, wenn der Notarztwagen ein paar Minuten später gekommen wäre. Du hast ihm das Leben gerettet.”
“Echt?”
“Ja, du warst es”, bestätigte Tom. “Und wir sind dir sehr dankbar dafür.” Er drehte sich um und sah die Jungen durchdringend an. “Sind wir doch, oder?”
Petie, das jüngste und unbefangenste Kind in der Gruppe, trat vor und warf seine dünnen Arme um Jareds Taille, um seine Dankbarkeit auszudrücken. “Danke, Jared”, sagte er. “Danke, danke, danke, danke.”
Mit einem Gesichtsausdruck, als würde er gleich in Panik geraten, tätschelte Jared die Schulter des kleinen Jungen. “Schon okay, Petie.”
Da die Jungen alle schon einmal Opfer von Peties unbändiger Begeisterung geworden waren und sich vorstellen konnten, wie Jared empfand, hatten sie Mitleid mit ihm und drängten vor, um ihm die Hand zu schütteln. Tom ließ es einige Minuten lang geschehen, dann trat er jedoch dazwischen, bevor das Händeschütteln und Auf-die-Schulter-Klopfen zu einer Rauferei ausartete.
“Habt ihr nicht alle noch einige Aufgaben zu erledigen?”, fragte er streng.
Die Jungen verzogen sich in verschiedene Richtungen. Roxanne lächelte Tom an. “Das war ein absolutes Meisterstück. Respekt. Du musst ein fantastischer Lehrer sein.”
Er zuckte mit den Schultern und schien sich genauso unwohl zu fühlen wie der junge Jared einen Moment zuvor. “Das war nichts Besonders, Ma’am”, sagte er und parodierte Ausdrucksweise und Körperhaltung eines schüchternen Cowboys, um seine Verlegenheit über ihr Lob zu verstecken.
“Ist sie Ihre Freundin?”
Sie drehten sich um und entdeckten Petie.
“Hast du nichts zu tun?”, fragte Tom.
“Ich habe die Hühner schon gefüttert, und das Unkraut habe ich auch rausgezogen. Ist sie es?”
“Was soll sie sein?”
“Ihre Freundin?”
“Nun …” Er warf einen raschen Blick auf Roxanne, um zu sehen, wie sie auf die Frage reagierte. Instinktiv hätte er die Frage mit Ja beantwortet, aber er war nicht sicher, wie sie dies aufnehmen würde. War sie seine Freundin? Beschrieb dies, was sie füreinander waren? Oder beinhaltete das Wort “Freundin” Verpflichtungen, die sie nicht eingegangen waren?
Ihr Gesichtsausdruck war völlig neutral, als sie gespannt darauf wartete, was er sagen würde.
“Nun …”, sagte Tom wieder, als er bei Roxanne keine Hilfe fand. “Ja, man könnte sie wohl Freundin nennen.”
“Tom hat eine Freundin! Tom hat eine Freundin!”, schrie Petie und eilte zu den anderen Jungen, um diese Neuigkeit gleich loszuwerden.
Tom sah wieder zu Roxanne. “Hätte ich etwas anderes sagen sollen?”
“Ich wüsste nicht, was”, erwiderte sie. “Ich glaube nicht, dass es wirklich ein Wort für unsere Beziehung gibt.” Der Gedanke tat weh. Dass es keinen Ausdruck für die Art ihrer Beziehung gab, ließ sie so vorübergehend erscheinen. Was sie natürlich auch war, aber … Sie zuckte mit den Schultern, um anzudeuten, dass es ihr egal war. “Ich bin mit Freundin einverstanden, wenn du es auch bist.”
“Bin ich”, sagte er und gab sich ebenso betont zwanglos wie sie. Er legte die Hand an ihren schmalen Rücken. “Komm, lass uns ins Haus gehen. Ich muss einige Telefonate erledigen. Rooster wartet bestimmt schon auf Neuigkeiten”, sagte er und führte sie die breiten Stufen zur Haustür hinauf. “Und ich sollte Miss Jensen anrufen …”
“Handelt es sich dabei zufällig um Jo Beth Jensen?”, fragte Roxanne.
Er grinste. “Nein, um ihre Mama. Sie ist diejenige, die immer angerufen wird, wenn wir hier Hilfe benötigen. Ich muss mich bei ihr melden, damit sie weiß, dass ich da bin. Wir müssen sie ja nicht mehr als nötig belästigen. Anschließend kümmere ich mich darum, dass du …”
Eine junge Frau stand mit einem Eisbereiter in der Hand an dem altmodischen weißen Emaillebecken. Sie war zierlich, aber wohlproportioniert mit langen braunen Haaren, die sie im Nacken zusammengebunden hatte, und sanften braunen Augen. Über den Jeans trug sie eine Schürze, außerdem schöne braune Cowboystiefel aus Leder mit einem flachen Absatz und eine pinkfarbene Bluse im Westernstil. Auf dem Herd schmorte irgendetwas sehr pikant Duftendes, und drei Obstkuchen standen auf dem langen Küchentisch.
Roxanne fühlte sich plötzlich völlig fehl am Platz. Sie hatte sich zwar im Krankenhaus etwas frisch machen und ihre zerzausten Haare mit den Fingern leidlich in Ordnung bringen können, aber sie trug dieselben
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