Zur Sünde verführt: Roman (German Edition)
Was nützte ihr das schon? Schließlich wusste er genauso gut wie sie, dass dies eine bloße Schutzbehauptung war.
»Selbst wenn ich damit einverstanden wäre, wie könnten Sie bis zur Geburt des Babys bleiben? Sie leben und arbeiten schließlich in New York.«
»Ich habe eine Reihe Angestellte, die sich dort um alles kümmern. Ich kann dir gerne Einzelheiten nennen, wenn du willst, aber …«
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf. Sie wollte auch noch andere Dinge wissen, es gab noch so vieles anderes, worauf sie – gegen ihren Willen – neugierig war. »Sie müssen doch auch eine Familie, Freunde haben, die wissen wollen, warum Sie alles stehen und liegen gelassen haben und ausgerechnet nach Arkansas gekommen sind? Sie haben ihnen ja hoffentlich nichts von mir erzählt?«
»Meine Familie ist ziemlich groß.« Ein zärtliches Lächeln huschte über sein Gesicht. »Du wirst sie alle kennenlernen, wenn der rechte Zeitpunkt dafür gekommen ist.«
Bei der Vorstellung, dass eine Horde arroganter Großstädter sie missbilligend mustern würde, wurde Laney bleich. »Bisher habe ich ihnen nur erzählt, dass ich mir aus persönlichen Gründen eine Auszeit nehme. Natürlich waren sie neugierig, aber sie haben meine Privatsphäre schon immer respektiert.« Er küsste ihren Handrücken und glitt mit seiner Hand an ihrem Arm herauf, bis er in dem weiten Ärmel ihres Morgenrocks verschwand.
»Und was die Freunde angeht, gibt es nur sehr wenig Menschen, die ich als würdig erachten würde, ihnen im Vertrauen von dir zu erzählen.«
»Und andere … uh …«
»Frauen?«
Sie zuckte mit den Schultern.
»Ich war nie verheiratet. Allerdings hatte ich ein paar mehr oder weniger feste Freundinnen und relativ zahlreiche gute Bekannte.«
»Verstehe.« Sie musste schlucken, denn sie wünschte sich, sie wüsste mehr über diesen Bereich von Dekes Leben, war gleichzeitig aber auch froh, dass er sie nicht weiter ins Vertrauen zog.
»Und was ist mit deiner Familie?«, fragte er.
»Ich habe keine.«
»Keine?«
»Keine. Niemanden.«
»Und auch keine jungen Männer, über die du mir Rechenschaft ablegen müsstest?«
Lügen wäre völlig sinnlos. »Nein.«
»Ich war auch mit keiner anderen mehr im Bett, seit ich mit dir zusammen war.«
Die Überraschung war ihr deutlich anzusehen. »Das glaube ich dir nicht«, wisperte sie und verfiel dabei unweigerlich ins »Du«. Ein Mann wie er, charmant, offenkundig wohlhabend und ausnehmend potent. Dass er potent war, wusste sie.
»Oh, bald wirst du es mir sicher glauben. Weil ich deswegen nämlich inzwischen ziemlich übellaunig bin.« Er lachte leise auf, doch seine Miene wurde ernst. »Ich will dich, Laney. Und ich will mein Kind. Ich bin inzwischen zu alt für irgendwelche Spielchen und will diese Sache nicht noch mehr vermasseln als an dem
Morgen, als ich neben dir wach geworden bin. Dafür bedeutet sie mir ganz einfach zu viel.«
Er stand auf, ging zum Kamin und stocherte mit dem Schürhaken zwischen den Kohlen unter dem Holz, bis das Feuer wieder richtig brannte. »Ich hätte mich auch ganz vorsichtig an dich annähern können. Hätte dich umwerben und hofieren können, bis du mich irgendwann erhörst. Aber dabei hätte ich wahrscheinlich einen verdammten Narren aus mir gemacht. Ganz zu schweigen von der Verlegenheit, in die du dadurch geraten wärst.« Er wandte sich ihr wieder zu, und als er erneut lächelte, blitzten in seinem Mund zwei Reihen strahlend weißer Zähne auf. »Denn die meisten Menschen, vor allem in dieser Gegend unseres Landes, hätten eine schwangere, von ihrem Mann getrennt lebende Frau wahrscheinlich nicht gerade als gute Partie gesehen. Außerdem war Geduld noch nie eine meiner Stärken. Ich sehe immer gerne möglichst schnell Ergebnisse.« Er kam zu ihr zurück. »Es stört dich nach wie vor, dass ich hier aufgetaucht bin, stimmt’s? Findest du mich so abstoßend? Widert der Gedanke, dass du in der Nacht mit mir geschlafen hast, dich derart an?«
Wieder hätte es keinen Sinn zu lügen. »Nein.«
Er unterdrückte ein Lächeln der Erleichterung. »Tja, das ist schon mal gut. Liegt es an meinem Alter? Wie alt bist du überhaupt?«
»Siebenundzwanzig.«
»Da bin ich aber beruhigt. Ich dachte, dass du noch jünger wärst. Dann bin ich sechzehn Jahre älter als du. Stört dich das?«
»Nein, Deke.«
Zum ersten Mal war ihr sein Vorname herausgerutscht, und sie richtete sich eilig auf, um zu sehen, ob es ihm aufgefallen war. Natürlich war es das.
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