Zurueck auf der Jacht des Millionaers
Blümchenmuster und einer weißen Schleife, außerdem weiße Sandalen. Megan verspürte einen schmerzhaften Stich im Herzen, als sie an Jade dachte und sich ausmalte, wie begeistert sie dieses Geschenk annehmen würde.
Nachdem sie das letzte Paket geöffnet hatte, wurde ihr heiß vor Verlegenheit und Erregung. Stephen wollte offensichtlich, dass seine Braut unter dem Kleid ein weißes Bustier trug. Aufregend schöne Spitzenunterwäsche mit dazu passenden Seidenstrümpfen lagen auch in der Schachtel.
Sie konnte nicht anders und stellte sich schon vor, wie sie sich darin vor ihm präsentieren und von ihm bewundern lassen würde. Und er würde mit eindeutigem Verlangen reagieren. Ärgerlich darüber, dass sie sich solchen Fantasien hingab, schob Megan die Schachtel von sich. In diesem Moment ertönte ein Klingeln, Sekunden später hörte sie Schritte im Flur.
„Mommy, es klingelt!“, rief Jade.
„Ich komme gleich.“
Stephen und sie wollten sich an diesem Mittwochabend treffen, damit er Jade kennenlernen und sie für die bevorstehende Hochzeit interessieren konnte. Um ihre Tochter auf die Veränderungen vorzubereiten, hatte Megan schon, so gut sie konnte, erklärt, dass sie Stephen heiraten würde – und dass sie dann einen neuen Nachnamen bekamen. Jetzt hoffte sie inständig, dass Stephens erste längere Begegnung mit seiner Tochter gut verlief.
Als sie die Tür öffnete, Jade stand dabei hinter ihr und lugte neugierig hinter ihren Beinen hervor, bot sich ihr ein unerwarteter Anblick. Stephen hielt einen Blumenstrauß in der einen Hand und eine große braunäugige braunhaarige Puppe in der anderen. So angespannt Megan bis eben noch gewesen war, jetzt musste sie leise lachen.
Ihre Blicke begegneten sich, und er erwiderte ihr Lächeln. „Sie ist neben mir auf dem Beifahrersitz mitgefahren.“
Da Jade Stephen mit großen Augen ansah, versteckte Megan ihr Lächeln hinter vorgehaltener Hand. Sag bitte nichts, bedeutete Stephen ihr mit einem Blick. Dann trat er auf sie zu. „Hallo, Darling.“
Irritiert sah Megan ihn an, als er sich vorbeugte und sie zur Begrüßung auf den Mund küsste. „Wir müssen uns Jade zuliebe anstrengen“, flüsterte er ihr ins Ohr.
Wortlos schloss Megan die Tür hinter ihm und überlegte, was er wohl als Nächstes vorhatte.
Stephen war inzwischen in die Hocke gegangen und schenkte seiner Tochter ein strahlendes Lächeln. „Hallo, Jade.“
Zögernd wich Jade zurück, woraufhin Megan ihr beruhigend eine Hand auf den Rücken legte.
„Hi“, sagte Jade zaghaft.
Dass sich Jade plötzlich so schüchtern verhielt, erschreckte Megan. So viel Zurückhaltung sah ihrer Tochter gar nicht ähnlich. Anscheinend war es für sie einfacher gewesen, Stephen unbefangen zu begrüßen, als sie ihm das erste Mal begegnet war und ihn als fremden Besucher wahrgenommen hatte. Da sie nun wusste, dass er eine wichtigere Rolle in ihrem Leben spielen sollte, benahm sich Jade vorsichtiger. Stumm betete Megan noch einmal, dass der Abend einigermaßen entspannt verlaufen würde.
Freundlich lächelnd hielt Stephen ihrer Tochter die Puppe hin, die ein niedliches rosa Kleid und ein Stirnband trug. „Ich habe ein Geschenk für dich. Das ist Abby, und sie sucht ein neues Zuhause.“
Jade betrachtete die Puppe, sah dann wieder zu Stephen, sagte jedoch nichts. Besorgt beobachtete Megan die Szene und erkannte, wie verloren er mit einem Mal wirkte und dass er nicht wusste, was er jetzt tun sollte. Geschickt befreite sie ihn aus der unangenehmen Situation.
„Stephen hat dir ein Geschenk mitgebracht, mein Schatz. Ist das nicht nett?“
Jade nickte, nahm die Puppe und drückte sie an sich. „Danke schön.“
Sichtlich erleichtert atmete Stephen auf, stand auf und wandte sich jetzt an Megan. „Und die sind für dich.“
Der Blumenstrauß, den er ihr reichte, bestand vor allem aus Lilien und Lavendel, aus ihren Lieblingsblumen. Als sie noch ein Paar gewesen waren, hatte Stephen ihr auch manchmal Blumen geschenkt. Er hatte es nicht vergessen.
„Danke. Das war aber nicht nötig.“
Ihre Finger berührten sich, als sie den Strauß entgegennahm, und ein elektrisierender Schauer überlief Megan. Und unwillkürlich schlug ihr Herz schneller.
Sie schluckte mühsam. „Warum gehen wir nicht ins Wohnzimmer? Das Essen ist fast fertig. Was möchtest du trinken, Stephen?“
„Ein Bier wäre schön.“
Als hätte sie die Anwesenheit der Erwachsenen völlig vergessen, spielte Jade bereits mit ihrer neuen Puppe.
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