Zurueck auf Glueck
die Augen zusammenzukneifen.
Wie alt Imogene war? Siebenunddreißig. Sie wusste nur allzu gut, dass sie das Tempolimit des Staates New York in Bälde überschreiten würde.
28.
Der Abend von Date Nr. 1 war auch der Abend der Gala anlässlich der Verleihung der First Annual International Silhouette Lingerie Awards, des sogenannten Nobelpreises für Dessous-Design. Imogene war in drei Kategorien für einen Preis nominiert: Beste Glamour-Nachtwäsche (für ihr Hepburn-Shorty), Beste technische Innovation (für ihren Sechswegestretchpolyester) und Bestes Bustier (für ihr Bust- YEAH! ).
Als Imogene einfiel, dass sie die Preisverleihung völlig vergessen hatte, rief sie Wally an.
»Und hier der gute Rat des Tages«, sagte Wallys Anrufbeantworter. »Schöne Dinge soll man nicht aufschieben.«
Doch genau das war der Zweck ihres Anrufs.
29.
Als Imogene anrief, war Wally im Labor und fütterte eine Katze mit Salzlakritz. Als Wally zurückrief, maß Imogene einem F-Cup-Cover-Girl einen BH an.
»F-Cup?«, sagte Wally. »Husch, husch ins Körbchen.« Das sollte ein Witz sein, aber Imogene hatte für Männer, die gern Witze rissen, nichts übrig. Genauso wenig wie für Männer, die gern flachsten, posierten, sich spreizten, herumdrucksten, explizierten, plauschten, den Advocatus diaboli spielten, Football guckten, ihre berühmte Lasagne kochten, ihre Gefühle erforschten, jede Menge Fragen stellten und zu viel Zeit hatten.
»Sollen wir uns etwas anderes überlegen?«, fragte sie. Für Männer mit Grübchen, entzündeten Augen, verstrubbelten Haaren und niedlichem Überbiss (falls die Internetfotos nicht logen) hatte sie nämlich durchaus etwas übrig – sogar Zeit, wenn auch erst in der kommenden Woche. Außerdem tat es ihr leid, dass sie ihm so kurzfristig absagen musste. »Wie wäre es mit nächster Woche?«
»Zählt der kommende Sonntag auch schon zur nächsten Woche?«, fragte Wally.
30.
Die Verleihung der First Annual International Silhouette Lingerie Awards ging – man kann es leider nicht anders sagen – voll ins Höschen. Während des Stehempfangs wurde ein für ihren überlangen Torso bekanntes Model auf der Damentoilette beim Dealen mit Ketamin festgenommen, einem Anästhetikum aus der Veterinärmedizin, das zu sportlichen Nebenwirkungen führen kann.
Und was die Verleihung selbst anging … nun, belassen wir es bei der Meldung, dass der Preis für den besten T-Shirt-BH an ein Elastan-Teil von FlexCo vergeben wurde, das, worüber sich fast alle einig waren, eigentlich in die Shapewear-Kategorie gehört hätte. »Die reinste Farce!«, empörte sich der VIP, der neben Imogene saß, als befände er sich nicht in der McNally-Aula der Universität Fordham, sondern im Friedenspalast des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag.
Donald Charm, Chefeinkäufer von Saks Fifth Avenue, ließ sich nicht blicken. Doch da für Imogene nicht einmal eine lobende Erwähnung abfiel, hielt sich ihre Enttäuschung darüber in sehr überschaubaren Grenzen.
31.
Das 31. ist immer ein schwieriges Kapitelchen; lassen wir Patty also hurtig zur Nummer 32 eilen.
32.
Als Imogene nach Hause kam, hörte sie als Erstes den Anrufbeantworter ab und schlenkerte sich die roten Riemchensandalen von den Füßen, die – und darin musste sie ihrer Mutter zähneknirschend Recht geben – dem Anlass wesentlich angemessener gewesen waren, als es die braunen Lackleder-Peeptoes gewesen wären. Imogene schaltete den Fernseher ein und rief ihre Assistentin Harriet an, um mit ihr eine Idee für eine Kollektion himmlischer Hemdchen zu besprechen. Weshalb sie die Nachrichtenmeldung nicht mitbekam, dass es gelungen sei, das Special K, mit dem das Model bei der Verleihung der First Annual International Silhouette Awards auf der Damentoilette gedealt hatte, in ein bestimmtes Labor zur Erforschung von Vestibulospinalreflexen zurückzuverfolgen – nämlich in das Labor, in dem Wally Yez forschte. Er selbst wurde in den Nachrichten nicht erwähnt.
»Glaubst du, die Welt ist schon reif für diese Art von Hemdchen?«, fragte Harriet.
»Hä?«, sagte Imogene, in die Zeichnung vertieft, die sie soeben angefertigt hatte. Sie war sich nicht ganz schlüssig, ob sie die Behaarung des guten Hirten üppig genug angelegt hatte.
33.
Noch aufgewühlt von den Ereignissen der Preisverleihung, musste Imogene sich in dieser Nacht zum Schlafen zwingen. Zu diesem Behufe zählte sie all jene ihrer Bekannten, bei denen ein Misserfolg – vor allem in
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