Zurueck Aus Afrika
aussehe. Das ist nicht verwunderlich, denn ich habe fast zehn Kilo zugenommen. Zwar bin ich immer noch sehr schlank, wirke aber nicht mehr mager. Bei den Blutwerten findet er nur noch wenige Malaria-Erreger, was bei der Häufigkeit, mit der ich diese schwere Tropenkrankheit hatte, höchst ungewöhnlich ist. Auch über die Leberwerte ist der Arzt verblüfft und kann es kaum glauben, dass ich als fast gesund einzustufen bin. Ich erkläre ihm, dass ich mich hier in der Schweiz nie mit meiner Krankheit auseinander gesetzt hätte, sondern mich schon bald als gesund betrachtet habe. »Anscheinend hat Ihre Einstellung viel dazu beigetragen, denn Sie haben sich in der kurzen Zeit so gut erholt, wie ich es noch nie erlebt habe«, sagt er erfreut und entlässt mich als gesund.
Der Januar ist kalt und nass. Die Termine laufen nicht so gut wie in der Weihnachtszeit. Die Menschen wirken abweisend und mürrisch. Auch mein Chef meckert, dass der Umsatz höher liegen könnte. Mir dagegen ist klar, dass im Januarloch nicht allzu hohe Erwartungen gestellt werden können. Das weiß ich noch aus meinen früheren Tätigkeiten. Er müsste das ebenfalls wissen, zumal er schon über 40 Jahre im Geschäft ist, wie er mir einmal stolz mitteilte. Im Moment bin ich jedenfalls um jede kleine Bestellung froh. Im Februar geht es bestimmt wieder bergauf.
Die einzige große Abwechslung ist der Karneval, der im Dorf gefeiert wird. Napirai macht das erste Mal mit und hat sich als Hexe verkleidet. Sie zieht mit einer Freundin los und freut sich über die närrischen Dinge, die um sie herum passieren. Ansonsten hat sie sich wunderbar bei der Pflegefamilie eingelebt. Es kommt sogar vor, dass sie noch gar nicht nach Hause möchte, wenn ich erscheine, weil sie so ins Spiel mit den anderen Kindern vertieft ist. Obwohl mich das am Anfang ein wenig schmerzt, bin ich auf der anderen Seite überglücklich, dass es ihr dort so gut gefällt.
Endlich erhalte ich den maschinengeschriebenen Brief aus Barsaloi. Ich bin überwältigt, dass James das zu Stande gebracht hat. Die ganze Familie freue sich und Mama habe vor Rührung sogar geweint, als sie erfuhr, dass sie hier in der Schweiz offiziell in ein Familienstammbuch eingetragen werden soll. Mit allem habe ich gerechnet, nur nicht mit dieser Reaktion. So laufen auch mir Tränen über das Gesicht, während ich meine Schwiegermama plötzlich wieder sehr vermisse. Nahezu alle Fragen sind beantwortet und das Schreiben ist von der Mission gestempelt. Sie bedauern nur, dass keine Geburtsurkunde und auch kein genaues Geburtsdatum von Lketinga existieren. Aber sogar über den verstorbenen Vater bekomme ich Auskunft. Oh, wie ich mich freue und der Schwiegermama danke für ihr Verständnis!
Voller Zuversicht gehe ich zum deutschen Konsulat und präsentiere dem Herrn den Brief. Wieder füllen wir unzählige Formulare aus. Einiges, was immer noch nicht klar genug aus dem Brief hervorgeht, muss ich eidesstattlich versichern. Erneut wird alles nach Berlin geschickt und es heißt weiter abwarten. Jedenfalls wird mir klar, dass dies keineswegs der letzte Besuch im Konsulat war.
In meiner Arbeit gibt es in Zürich schon bald keine Versicherung oder Bank mehr, bei der ich noch nicht vorstellig war. In Basel habe ich es sogar geschafft, am gleichen Tag einen Termin bei der Chemiefirma Sandoz und am Nachmittag bei Hoffmann La Roche zu bekommen. Das muss mir erst mal jemand nachmachen, denke ich zufrieden. Mitte März besuche ich spontan eine Bank, mit der ich ausgemacht hatte, dass ich alle drei Monate vorstellig werden kann. Die zuständige Einkäuferin hatte auch immer eine ganze Menge der teuren Markenfoulards bestellt. Ich betrete das Gebäude und frage nach ihr. Ganz überrascht erscheint sie und sagt: »Ja, wissen Sie denn nicht, dass ich vor drei Wochen in Ihrem Laden war und dort die Bestellung aufgegeben habe? Ich brauchte schnell einige Tücher und habe versucht, Sie telefonisch zu erreichen. Man hat mir angeboten, doch gleich selber im Geschäft vorbeizuschauen und deshalb habe ich dort alles ausgesucht und bin wieder für ein paar Monate eingedeckt.« Das erstaunt mich, denn davon habe ich nichts gewusst. Ich lasse mir aber nichts anmerken, verabschiede mich freundlich und verlasse die Bank. Zu Hause schaue ich meine Abrechnungen durch, finde aber keinen Vermerk über die Bestellung. So rufe ich am nächsten Tag meinen Chef an und frage nach. Erst versucht er, sich herauszuwinden, aber dann erklärt er, diese
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