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Zurück im etwas anderen Tunesien

Zurück im etwas anderen Tunesien

Titel: Zurück im etwas anderen Tunesien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Derouich
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schon gezaubert haben. Na geht doch, so kompliziert ist die neue Technik nun auch wieder nicht, und wenn man will, dann kann man auch.
    Mit den anderen Technikneuerungen kommen sie doch auch alle klar. Fast jeder hat inzwischen Internet und fast jeder hat inzwischen einen Facebook-Account und chattet rund um die Welt, da kann man dann doch auch davon ausgehen, dass man zum Beispiel ein normales Waffeleisen bedienen kann.
    Apropos Technik, die Tochter des Hauses ist nicht anwesend und ich könnte mal selber kurz im WWW vorbeischauen. Schnell baue ich meinen Laptop auf, entwende das Internetkabel vom PC und stecke den Stecker in die Steckdose.
    „Pitsch“ , schon bekomme ich eine gewischt. Anscheinend will das ganze Haus dieser Familie nicht modern werden. Mein Laptop steht leicht unter Strom und ich kann ihn kaum berühren, ohne erneut einen leichten Stromschlag zu erhalten. Das war es dann wohl für heute mit meinem Ausflug in die große weite Welt.
    Wenn es denn mit dem großen Ausflug schon nicht klappt, dann unternehmen wir wenigstens einen Kleinen. Es ist Donnerstag und donnerstags steht am späten Nachmittag wie üblich der Besuch auf dem Friedhof an. Auch hier ist es wieder drei lange Jahre her, dass ich das Grab meiner Schwiegermutter besucht habe. Den traumhaften Blick von ihrer letzten Ruhestätte habe ich aber bis heutenicht vergessen. Sie hat es mehr als verdient, einen so wunderschönen Platz zu bekommen. Mit dem Auto fahren wir wieder senkrecht den Berg herauf und die Atmosphäre auf dem Friedhof ist nicht mehr ganz so ungewohnt, wie bei meinem ersten Besuch. Wieder gibt es viele Besucher, die an den Gräbern sitzen und kleine Plauschrunde abhalten, oder Lieder für die Toten singen. So ist es hier eben, und dass hier oben auch lautstark mit Handys telefoniert wird, wundert mich auch nicht mehr im Geringsten.
    Obwohl hier fast alles gleich aussieht, entdecke ich sofort das Grab meiner Schwiegermutter. Diese besondere Stelle habe ich mir eben gemerkt, mit diesem tollen Blick ins Tal.
    Oh mein Gott, nur umdrehen darf sich meine liebe Schwiegermutter nicht mehr, denn dann würde sie direkt auf eines der Monsterwindräder schauen.
    Warum ist hier nicht die Zeit genau so stehen geblieben, wie beim Slata flambé, mit Sohra der Meschwia-Queen?

Wandertag tunesische Art
    Jetzt bin ich schon fast eine ganze Woche hier und habe außer Bizerta noch nicht viel vom schönen Ländle gesehen. Ungewohnt, sehr ungewohnt! Normalerweise hätten mein Mann und ich in dieser Zeit schon mindestens einmal das halbe Land durchquert, auf der Suche nach längst vergessenen Orten und Landschaften. Aber in diesem Jahr ist bekanntlich alles anders. Zeiten ändern sich, aber Vorfreude ist und bleibt die schönste Freude. So bin ich weiterhin ganz ruhig und warte geduldig auf den ersten größeren Ausflug in diesem Jahr.
    Heute scheint der große Tag anscheinend nicht zu sein, denn seit Stunden warte ich nun schon sehr geduldig, dass mein Mann von einer morgendlichen spontanen Tour zurückkehrt. Nur mal eben mit dem Sohn des Hauses zu dessen neuer Universität. Wäre nicht weit und würde nicht lange dauern. Genau, die akademischen tunesischen 5 Meter kenne ich bereits und mit dauert nicht lange habe ich auch schon so meine Erfahrungen gemacht.
    „Tick, tack, tick, tack!“ , meine Geduld wird gerade etwas überstrapaziert. Wart ich auf Godot, wart ich auf den Weihnachtsmann oder das Christkind, oder wart ich schon auf den Osterhasen? Ich glaub auf alle vier zusammen, so lange dehnt mein Mann seine kleine Spritztour gerade aus.
    Es ist schon fast Mittag und auch das akademische Viertelstündchen ist um ein Vielfaches überschritten, als ich unser Auto auf den Hof fahren höre. Na der kann was erleben!
    Freudig strahlt er mich an: „Na Schatz, haste gewartet?“
    ICH gewartet? Ne, wie kommt der denn darauf?
    In der kurzen Wartezeit habe ich nur mal eben die Straße gefegt, und zwar von hier bis Djerba, sooooo lange habe ich gewartet!
    Er versucht mich etwas zu beruhigen und schlägt mir schnell vor, heute Nachmittag den lang ersehnten Ausflug an den Strand zu unternehmen. Da hat er die Kurve so gerade noch bekommen und ich nehme sein Friedensangebot versöhnlich an. Stimmt, irgendetwas hatte bisher noch auf meiner To-do-Liste gefehlt.
    Baden im Meer, wie konnte ich das nur vergessen? Da kann ich dann zusätzlich sogar noch etwas gegen meine Streifenhörnchenoptik unternehmen. Sehr gute Idee mein lieber Mann!
    Hinter Sommer, Sonne,

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