Zurück im etwas anderen Tunesien
versucht ein paar Einheimische nach dem Weg zu fragen, aber wenn man den Straßennamen nicht kennt, ist das ein schweres Unterfangen. Wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass hier irgendjemand einen Straßennamen kennt. Wie durch ein Labyrinth irren wir von einer engen Gasse zur Nächsten. Hin und wieder landen wir in einer Sackgasse und dürfen das ganze letzte Stück wieder zurückgehen. Wir fluchen beide ein wenig vor uns hin. Ich auf Deutsch und mein Mann auf Arabisch und ich weiß nicht, wie er jetzt drauf kommt, aber er fragt, wie sich denn hier wohl ein Postbote zurechtfindet. Stimmt, ich kann mir nicht vorstellen, dass hier oben ein DHL oder UPS Wagen herumfährt. Jetzt wundert es mich auch nicht mehr, warum Päckchen und Briefe nach Tunesien so teuer sind und so lange dauern. Und ab und an auch geöffnet beim Empfänger ankommen. Hier werden sie mit ELS ausgeliefert, dem Esel-Liefer-Service . Der ist eben nicht so schnell, an den steilen Straßen kann schon mal hier, und da ein Päckchen vom Gespann kullern und wenn’s dem Esel zu bunt wird, schnuppert er an den Päckchen und öffnet sie mit seinem Schnütchen. Könnte ja eine Möhre drinnen sein.
Im Moment ist aber auch kein ELS zu entdecken, den wir nach dem Weg fragen könnten. So laufen wir den Berg wieder zick zack herunter und ich befürchte, dass wir gleich wieder am Ausgangspunkt ankommen. Wie bei Monopoly! Rücken sie vor bis zum Start, gehen sie nicht direkt zu Noura's Haus und ziehen sie jetzt eine Ereigniskarte.
Juhu, diese Ereigniskarte ist ein Volltreffer, an der nächsten Ecke treffen wir Yussef, Nouras Bruder, der auch auf dem Weg zu ihr ist. Jetzt kann nichts mehr schief gehen und wir erreichen wirklich nur ein paar Minuten später das Haus, wo wir schon sehnsüchtig erwartet werden. Es stellt sich dann heraus, dass wir fast durch den halben Ort gewandert sind und ich beschließe, mein neues Navi am besten am nächsten Tag beim Händler zurückzugeben.
Vor Überanstrengung muss ich weinen, was mir unheimlich peinlich ist, aber ich kann die Tränen nicht stoppen. Dieser doppelte Wandertag hat mich mehr geschafft, als ich zugeben mag. Jedoch hat jeder Verständnis für mich und Noura tröstet mich mit einem leckeren Gläschen Minztee mit Pinien, welches ich im Schein ihrer Himbeer- und Melonenlampe direkt in der Küche zu mir nehme. Frisch gestärkt können wir jetzt zum gemütlichen Teil des Abends übergehen. Oh ja, sehr gemütlich, denn Noura hat auch den gesamten Rest ihrer Familie eingeladen. Es sind sechs Geschwister plus Partner plus Kinder plus Mama plus Papa, das macht zusammen? Einen ganzen Haufen Leute, aber diese Familie ist mit mein Lieblingshaufen und außerdem ist es die Hochzeitsfamilie von nächster Woche.
Es dauert nicht lange und die kleinen Power Rangers ziehen mich zur Seite. Sie warten auf ihre Überraschung, die ich ihnen versprochen habe. Stimmt, ich wollte ja noch für den Nachtisch sorgen, und weil die Familie in den letzten Tagen vor lauter Hochzeitsstress den Geburtstag vom kleinen Wessim vergessen hatte, sollte er etwas ganz Besonderes bekommen. Der weibliche Teil der Familie begleitet mich in die Küche und ich packe meinen schweren Rucksack aus, in dem ich allerlei Zutaten verstaut hatte. Die Erwachsenen bekommen kleine Törtchen mit Stracciatella Creme und Safia die Braut denkt ich kann zaubern. Sie versteht nicht, wieich aus weißem Pulver und Milch eine Creme mit Schokostückchen hervorbringen kann. Alles lacht und klärt sie nun auf, dass die Stückchen schon in dem weißen Pulver versteckt sind. Sie untersucht die Packung und findet ein paar Schokoreste.
„Ahhh!“ , sie staunt nicht schlecht und auch die Kinder kommen aus dem Staunen nicht wieder heraus. Mit einem weiteren geheimnisvollen Päckchen zaubere ich ihnen einen Spongebobquark. Eine gelbe Bananencreme mit Spongbobfigur als Dekoration. Da diese allerdings noch kühlen muss, wandert Spongbob erst einmal in den Kühlschrank und wir ins Esszimmer, wo schon ein reichlich gedeckter Tisch mit Leckerein auf uns wartet.
Nun gut, Osbencouscous trifft jetzt nicht wirklich meinen Geschmack, aber es gibt noch so viel anderes zur Auswahl, dass ich mich kaum entscheiden kann, was ich essen soll. Die Entscheidung nimmt mir dann Tante Fausia ab, die mir einfach alles auf den Teller packt. Habe ich etwas anderes erwartet?
Es ist Zeit für das Dessert und Spongbob tritt seine Reise von Bikini Bottom ins Esszimmer an. Tadaaaaa , die Kinder drehen sich wie
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