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Zurück im etwas anderen Tunesien

Zurück im etwas anderen Tunesien

Titel: Zurück im etwas anderen Tunesien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Derouich
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ist.
    Schon ein paar Meter vor der eigentlichen Shoppingmeile entdecke ich in einem Geschäft Taginekochtöpfe und Lablabischälchen, die wir aber erstmal links liegen lassen, da mein Mann meint, dass wir bestimmt noch andere finden werden. Hm, dabei sagt er immer, dass meistens das Erste auch das Beste ist, aber ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen. Je näher wir der Einkaufsstraße kommen, umso stärker klopft mein Herz. Es ist Shoppingalarm in meinem Körper, der eine extra Portion Adrenalin ausschüttet, als ich endlich die ersten bunten Porzellanläden sichte. Ich bin im Porzellanhimmel und weiß gar nicht, wo ich als Erstes hinsehenund gehen soll. Wie ein emsiges Eichhörnchen flitze ich durch die Geschirrstapel und würde am liebsten alles einsammeln. Wenn denn da nicht mein lieber Mann wäre, der mich in meinem Shoppinwahn bremst. Er legt mir ein paar Spielregeln auf und meint es wäre besser, wenn ich mit dem Sohn des Hauses vorgehe, diesem Dinge zeige, die mir gefallen, der diese Dinge wiederum dann meinem Mann zeigt, ohne das ich dabei bin, und die mein Mann dann mit dem entsprechenden Verkäufer verhandelt.
    Geht es bitte noch komplizierter und hatten wir dieses Spielchen nicht schon einmal?
    Ich erinnere mich, dass wir mit dieser genialen Methode vor ein paar Jahren nicht wirklich viel Erfolg hatten. Wenn er nicht aus seinen Fehlern lernen will, dann machen wir das eben noch einmal und vielleicht ist es ja dieses Jahr erfolgreich. Bevor es losgeht, lege ich noch eine zweite Spielregel nach.
    „Wir gehen auf gar keinen Fall in den Laden von MADAME!“
    Bis vor einigen Jahren hatten wir in Nabeul immer unseren Stammladen, in dem wir fast alle unsere Porzellansachen gekauft haben, und dieser Laden gehört einer Frau, die mein Mann immer nur Madame nennt. Sie war mir von Anfang an unsympathisch, aber irgendwie zog es uns immer wieder in ihren Laden. Meistens hatte sie von allen Läden die schönste und größte Auswahl, und mein Mann war immer der Meinung gewesen, dass wir bei ihr einen guten Preis zahlten. Tja, bis ich Madame auf frischer Tat ertappt habe. Sie hatte versucht uns so richtig schön übers Ohr zu hauen und seit dem Moment, war dieser Laden für uns gestorben. Also bitte einen schönen großen Bogen um dieses Laden machen. Dieses ist auch im Sinne meines Mannes und die Mission Porzellanschüssel kann beginnen.
    Mit Sonnenbrille und Pokerface schleiche ich mit meinem Begleiter durch die kleinen Shops. Wer sich nicht an die Spielregeln hält, ist natürlich mein Mann und irgendwann ist es mir wurscht, dass er in jedem Laden direkt hinter uns steht, anstatt wie abgesprochen draußen zu warten. So kann das bestimmt nicht funktionieren, aber erklär das einem Tunesier, der immer alles besser weiß! Groß verhandeln muss er sowieso nicht, denn den Verkäufern ist es zuheiß und man hat den Eindruck, dass sie nichts verkaufen wollen. Überall sieht man fast nur Einheimische, die so günstig wie möglich einkaufen möchten. Touristen haben sich kaum hierher verirrt, die die Verkäufer mit überteuerten Preisen abzocken könnten. Anscheinend ist ihnen so die Lust am Feilschen und Handeln vergangen und sitzen lustlos vor oder in ihren Läden und bewachen ihr Hab und Gut. Ein wenig Leid tun sie mir schon, denn man merkt hier sehr deutlich, welche gravierenden Auswirkungen die Revolution zurzeit auf den Tourismus hat. Ich kann wirklich nur hoffen, dass die Touristen bald wiederkommen, denn ansonsten verschlechtert sich die Lage immer mehr! Bis dahin versuche ich mit meinem Shoppingbeitrag die Kassen ein wenig zu füllen.
    Bei der ganzen Auswahl kann ich mich allerdings überhaupt nicht entscheiden, ein Teil ist schöner als das Andere.
    In allen erdenklichen Farben strahlen mich Teller, Schüsseln, Gläser und Dekoartikel an und rufen: „ Nimm mich mit, nimm mich mit, ehe ich hier verstaube!“
    In einem Laden mit Lederartikeln finde ich sogar ein paar kebira Schuhe in 42, die zu meinem Kleid für die Hochzeit passen. Welche ein Glück, und welche ein Glück haben wir unser Auto dabei, mit einem großen, geräumigen Kofferraum! Mein Mann verdreht schon die Augen, sagt dann aber doch, dass ich ruhig das nehmen soll, was ich möchte, da ich so etwas mit dem Flugzeug in Zukunft wohl nicht mehr transportieren kann. Da bin ich jetzt aber baff, mein tunesisches Shoppinggenie kann ja mitdenken! Inzwischen haben wir uns mit den Verkäufern so geeinigt, dass ich mir immer etwas aussuche und wir es dann

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