Zurück im etwas anderen Tunesien
die Hände und Füße einmal grob zur Probe ab und entfernt die Streifen dann wieder. Anscheinend macht sie der Braut ein paar Vorschläge, aber Safia hat ihre eigenen Vorstellungen und lässt nicht lange mit sich diskutieren. Feierlich überreicht Fausia nun der Hennadame den kleinen Klumpen, von dem sie direkt eine Scheibe abschneidet.
Oh Gott, mir wird leicht übel. Sie lutscht nun an diesem Stück herum, damit es weich wird, und pappt es dann in kleinen Stücken auf Safia's Finger.
Kann bitte jemand den Obstteller entfernen? Sonst gibt es hier gleich ein Unglück!
Für die anderen Zuschauer scheint es nichts Außergewöhnliches zu sein, denn niemand scheint sich darüber zu wundern. Alle sitzen wie gebannt auf ihren Plätzen und widmen sich dem Dauerzuschauen. Na gut, muss ich mich wohl etwas zusammenreißen und einfach weiter filmen und fotografieren. In Seelenruhe verziert sie nun Finger für Finger mit der Hennapaste und verschmiert die Übergänge jeweils mit etwas frisch gekauter Paste. Mahlzeit!
Wenn jetzt alle nur sitzen und schauen, dann kann das ja eine richtig zähe Veranstaltung werden. Irgendjemand scheint gehört zu haben, was ich gerade gedacht habe und reicht eine Trommel und ein Tamburin in den Raum. Inzwischen sind auch so viele Gäste eingetroffen, dass es langsam Zeit für ein wenig Stimmung wird. Ganz nach dem Motto: „Denn wenn et Trömmelchen jeht, dann stonn mer all parat!“ , steppt nun der Bär im Saal!
Ein Lied nach dem anderen wird angestimmt, und es hält niemanden mehr auf dem Sitz. Sie tanzen wie wild durch die Bude, und immer, wenn die Hennafrau ein Stückchen ihrer Kunst beendet hat, wird Safia von allen Gästen beglückwünscht. Am liebsten würde sie mittanzen, aber die Hennafrau hat sie voll im Griff. So sitzt sie weiter auf dem Boden und hibbelt ein wenig mit dem Popo hin und her.
Plötzlich zieht eine Hand an mir und möchte, dass ich ein wenig mittanze!
Ne, ne liebe Freunde, ich habe doch die Kamera in der Hand, da kann ich doch nicht einfach die Liveübertragung unterbrechen! Nach zwanzig Mal nein und le hat sie es dann auch verstanden und stimmt nun lieber lauthals das nächste Liedchen an. Meine Güte können die brüllen und schrill yallern!
Inzwischen ist die erste Hand komplett fertig und die Hennafrau scheint irgendetwas zu suchen. Sie schaut mich fragend an und blickt dann immer zu diesem Hochzeitskörbchen hinüber, welches neben mir steht.
Sie will bestimmt etwas daraus haben, aber was?
Spontan greife ich das Erste, was ich finde und es ist richtig. Tada! Eine Rolle mit Watte oder etwas Ähnlichem. Damit umwickelt sie nun die Hand und sucht dann wieder etwas.
Hm, da gebe ich ihr doch einfach mal so ein weißes Stoffsäckchen mit Verzierung und tada, auch das ist richtig. Vielleicht sollte ich demnächst Lotto spielen, bei dieser Trefferquote.
Das Säckchen wird über die Hand gezogen und sie schaut mich erneut erwartungsvoll an. Ok, die ersten Dinge habe ich mir mit gesundem Menschenverstand zusammengereimt, aber was will sie denn jetzt noch?
Ich gebe ihr auf Verdacht mal ein buntes Kissen, welches aussieht wie ein Fisch! Sechs Richtige mit Zusatzzahl!
Die Hennafrau strahlt und Noura erzählt mir ganz stolz, dass sie dieses Kissen vor Jahren genäht und mit vielen bunten Pailletten bestickt hat. Extra für Hochzeiten.
Daumen hoch Noura, sieht richtig toll aus!
Die eingepackte Hand ruht nun auf dem Fisch und schlummert vor sich hin. Den Gästen scheint auch etwas die Puste auszugehen und viele setzen sich wieder auf ihre Plätze. Wenn ich auf die Uhr schaue und sehe, dass wir erst bei der zweiten Hand sind und noch zwei Füße kommen, dann kann es noch eine Weile dauern, bis wir durch sind. Auch der Gesang macht eine kleine Pause und damit wir keinen Musikentzug bekommen, wird eine CD mit arabischen Liedern angestellt. Genau so laut und schrill, wie der Livegesang!
Die zweite Hand ist fertig und die Gäste haben sich ein wenig erholt. Sie springen wieder auf, beglückwünschen sie erneut und tanzen dann zusammen mit ihr durch den Raum. Safia reckt ihre eingepackten Hände wie Krabbenärmchen in die Luft und muss sich nach dem langen Stillsitzen erst einmal so richtig austoben. Nur Klatschen, das kann sie damit nicht, das übernehmen die vielen Hände ihrer Gäste, die sich schon seit Stunden warm klatschen. Die Hennafrau zieht Safia zurück auf den Boden, denn sie möchte mit den Füßen weiter machen und irgendwann sicherlich auch einmal
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