Zurück im etwas anderen Tunesien
Feierabend haben. Wobei die Tunesierinnen hier alle richtiges Sitzfleisch haben, wenn ich sehe, wie lange die hier schon ausharren. Gut, inzwischen wird auch für jeden immer wieder Tee und Gebäck gereicht, sodass man es auch wirklich gut als Gast aushalten kann.
Bei den Füßen geht es nun auch etwas schneller, denn sie werden abgeklebt und großflächig mit der Paste eingeschmiert. Auch hier reiche ich zum Schluss wieder Watte und Säckchen und fertig ist die Braut. Dumm nur, dass sie sich so nicht mehr bewegen kann, denn die Paste muss nun trocknen. Sie liegt wie ein Krabbelkäfer, der auf den Rücken gefallen ist, auf dem Boden und ist sichtlich froh, als fünf fleißige Helfer sie auf das Sofa ziehen. Essen kann sie mit den Säckchen auch nicht und so lässt sie sich wie eine kleine Prinzessin füttern.
Eigentlich bin ich müde und möchte nach Hause, aber ich darf noch nicht gehen, weil jetzt noch die Krönungszeremonie kommt. Aus diversen Schachteln und Kisten werden die Schmuck- und Goldvorräte der Familie hervorgezaubert und die Prinzessin wird geschmückt, wie ein funkelnder Weihnachtsbaum.
Es wird getrommelt, geklatscht und getanzt und Safia wird mit Hunderten „Sahha „ und „Mabrouk“ überschüttet!
Woher haben die alle noch diese Energie?
Erst jetzt bemerke ich, dass die Zuschauer anscheinend laufend ausgetauscht worden waren, denn es sind immer wieder ganz andere Gesichter, die hier herumtanzen!
Na ganz toll, das hätte mir auch mal jemand sagen können!
Kamera aus! Braut-TV hat Sendeschluss!
Kaffeefahrt durch Nordtunesien
Nach nur ein paar Stunden Schlaf sitze ich schon wieder hellwach auf meiner Dachterrasse und kontrolliere die Fotos und Videos vom letzten Abend. Ganz deutlich sehe ich jetzt, wie die Gäste immer wieder gewechselt haben. Na so ein paar Schlawiner, die haben zwischendurch sicherlich ein Nickerchen gemacht, während ich die ganze Zeit tapfer ausgehalten habe. Die sind jetzt vermutlich alle topfit und ich sitze topmüde hier und bin einfach nur geschafft.
Eigentlich soll ich heute mit der kompletten Familie ins Hamam, da dort die Braut für ihren großen Tag gesäubert werden soll, aber ich habe es nach endlosen Diskussionen geschafft, mich davon abzumelden. Erstens muss ich nach meinen eigenen Hamamerfahrungen nicht unbedingt noch einmal dorthin, und zweitens ist es ein besonderes Ereignis für die Braut und ich möchte, dass sie es in vollen Zügen genießt. Überall wo ich in den letzten Tagen dabei gewesen bin, hat es sich so oft um mich gedreht und nicht um die Braut. Das ist mir schon ein wenig peinlich, denn es ist Safia's Hochzeit und nicht meine! Auch wenn es die Familie sehr bedauert und mir immer wieder sagt, dass ich wie eine Schwester zur Familie gehöre, so finde ich, dass heute ganz allein die Braut im Mittelpunkt stehen sollte.
Außerdem möchte ich endlich etwas sehen von Tunesien und nicht nur Hochzeits-Hopping von einer Braut zur Nächsten machen! Mein Mann braucht auch eine kleine Familienauszeit und so fahren wir relativ pünktlich, und ohne weitere Begleitung, Richtung Sidi Bou Said ab. Ich liebe diesen Ort und über die Autobahn ist er auch gar nicht so weit entfernt. Normalerweise müssten wir ihn zügig erreichen, wenn mein Mann nicht gerade an der Abfahrt falsch abgebogen wäre.
Super, und wer hat Schuld?
Natürlich ich, ich kann ja auch viel besser die Schilder mit der arabischen Schrift lesen als er und kenne mich natürlich hier auch viel besser aus. Witzbold!
Mal eben kurz wenden und auf der anderen Seite wieder auffahren, geht hier auch nicht so einfach wie in Deutschland und so gurken wir gemütlich durch die kleinen, engen Gassen in Tunis und machen noch eine kleine Besichtigungstour.
Hört sich alles sehr nobel an, wenn man die Ladenschilder liest. Salon de The , Boulangerie Warda oder Garage les Amis . Man darf nur nicht genauer reinschauen, denn dann sieht alles nicht mehr ganz so nobel aus und gleicht eher ein paar heruntergekommenen Lädchen und Imbissbuden.
Endlich entdecken wir ein Schild Richtung Sidi Bou Said und können unsere Fahrt auf der Autobahn fortsetzen. Die Strecke ist wirklich schön, auch wenn hier das übliche Verkehrschaos herrscht. Aber in diesem Punkt bin ich schon viel ruhiger geworden und rege mich nur noch über jeden zehnten Falschfahrer und Dauerhuper auf. Wir fahren den Berg hinauf zum Hauptparkplatz und stehen erst einmal bergauf im Stau.
Na prima, was ist denn hier los?
Anscheinend gibt es heute
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