Zurück im etwas anderen Tunesien

die deutschen Namen, die er auf die Teller schreiben soll, am Besten auf einem Zettel vorschreiben, denn beim Buchstabieren ist er leicht überfordert. Wäre ich vermutlich auch, wenn ich etwas auf Arabisch schreiben sollte. Gut gedacht, aber so ohne Stift etwas schwierig und mein Mann muss zu einem neuen Staffellauf an den Start gehen. Er flitzt von einem Laden zum Nächsten und kommt ein paar Minuten später mit einem Kugelschreiber zurück, den er uns wie eine Trophäe entgegenhält. Gut gemacht mein lieber Mann, so kann ich dich vielleicht sogar noch bei der nächsten Olympiade anmelden. Und für diese stramme Leistung hat er sich zusätzlich noch einen extra langen Mittagsschlaf verdient!
    Während mein Mann so vor sich hindöst, mache ich mich auf den Weg zu Tante Fausia. Sie möchte mir unbedingt noch einmal in Ruhe zeigen, wie sie diese Grießnudeln herstellt. Na die hat ja Nerven! Die Familie steckt im größten Hochzeitsstress und sie will mir noch eine Extrastunde im Nudelteiggrundkurs geben. Die sind doch hier alle verrückt!
    Eigentlich könnte ich die paar Schritte schnell alleine gehen, denn ihr Haus ist ganz in der Nähe. Die Straße entlang und hinten links einmal abbiegen, mehr nicht. Nur das trauen sie mir irgendwienicht zu und geben mir lieber zwei Minibodyguards mit, die mich nun begleiten.
    Freudig werde ich von Fausia begrüßt und sie zeigt mir, was sie schon alles vorbereitet hat. In einem bunten Nachthemd turnt sie zwischen den Zutaten umher und fragt noch schnell, ob ich denn auch meine Kamera dabei habe. Ah ja, sie hat wohl gefallen daran gefunden, bei der Arbeit gefilmt und fotografiert zu werden. Dazu hat es sich auch noch herumgesprochen, dass sie mir etwas vorführt und die Sofaränge füllen sich so nach und nach mit diversen Zuschauern.
    Spot an und los geht es mit Fausia's-Kochstudio, heute live aus Tunesien! Zuerst zeigt sie mir in einer großen Schüssel, wie sie den Teig herstellt, und achtet bei jedem Schritt sorgsam darauf, dass ich ihn auch nicht vergesse zu fotografieren. Dann rollt sie den Teig einige Male hintereinander aus und ist dabei so in Fahrt, dass die Zuschauer sie immer wieder bremsen müssen, weil sie ja für meine Kamera viel zu schnell ist. Zum Schluss schneidet sie die Nudeln noch in Form und fertig! Applaus brandet auf und es fehlt nur noch, dass sie aufsteht und sich verbeugt. Ein Bild für die Götter, herrlich!
    Wo wir schon mal so schön alle zusammensitzen, fragt sie mich, ob sie mir nicht auch noch zeigen soll, wie man Richter herstellt. Richter? Was waren noch mal Richter?
    Ach ja, das sind ja auch so eine Art Grießnudeln, aber in einer anderen Form. Von den Zuschauerrängen bilde ich mir ein, ein leises „Zugabe, Zugabe!“ zu vernehmen, jedenfalls sitzen dort alle gebannt und warten, wie es in Fausia's-Kochstudio nun weiter geht. Sie stellt eine Nudelmaschine auf den Tisch, die sie schon an der Seite bereitgestellt hatte.
    Kennen wir das nicht aus den Fernsehkochshows? „Ich habe da schon mal etwas vorbereitet …“ , und schwups steht ein fertiges Gericht auf dem Tisch.
    Aber hier ist noch nichts fertig, hier fangen wir jetzt erst richtig an. Leider ist diese Maschine schon etwas älter und mag nicht so richtig mitspielen. Anstatt schöner dünner Nudelstreifen, macht sie Richter gehäckselt und zerfetzt.
    Ein großes „Oh und Ah“ , schallt von den Rängen herüber und meiner Tante steht die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Eine meiner Cousinen schimpft und sagt, die Maschine wäre von einem Nachbarn und er hätte ja vorher sagen können, dass sie nicht mehr richtig funktioniert. Es scheint, dass wir die Liveshow abbrechen müssen. Nein, nein, nicht abbrechen, nur unterbrechen, denn schon flitzt jemand aus dem Zuschauerblock los und ruft beim Rausgehen, dass er eben schnell seine Maschine von zu Hause holt. Nur Minuten später steht ein fast neues Exemplar auf dem Tisch und wir können unsere Vorführung fortsetzen, als wäre nichts gewesen. Inzwischen hat sich auch Safia die Braut zu uns gesellt. Da sie anscheinend auch nichts Besseres zu tun hat, setzt sie sich nun neben mich und wir produzieren zusammen ein paar Richter. Wunderschöne Nudelstreifen verlassen dieses neue Maschinchen und alle sind begeistert.
    Prima, jetzt haben wir einen Haufen Nwasser Grießnudeln und einen Haufen Richter, und was machen wir jetzt damit?
    Diese Säcke voll Nudeln sind alle für Safia, denn es ist Tradition, dass die Braut als Hochzeitsgeschenk große