Zurück im etwas anderen Tunesien

Viere von sich, wieKäfer auf dem Rücken. Oh je, ein Käfer wacht gerade auf und brüllt wie am Spieß, weil er nicht aufstehen kann mit den Säckchen. Schnellt eilt Noura herbei und holt das Bündel aus dem Raum, damit die anderen Käferlein friedlich weiterschlummern können.
    Ich könnte jetzt auch so wegschlummern, aber der Gesang und das Kindergeschrei holen mich immer wieder direkt zurück aus meinem Sekundenschlaf. Die Familie besteht heute darauf, dass ich bis zum Säckchenauspacken da bleibe und ich klammere mich an mein heißes Teegläschen, damit ich nicht vor Müdigkeit vorne rüber falle.
    Es ist kurz vor 2 Uhr in der Nacht und das erste Säckchen wird endlich ausgepackt. Ui, das ist ja so spannend wie Weihnachten! Safia's Henna ist noch dunkler geworden und bei den Schwestern und kleinen Kindern, kommen viele schöne Muster zum Vorschein. Die Mühe hat sich wirklich gelohnt und die Hennafrauen haben gute Arbeit geleistet. Schnell noch ein paar letzte Klicks mit meiner Kamera und rein ins Auto. Die fünf Meter nach Hause schaffe ich nicht mehr zu Fuß.
    Abfahrt zur Endstation! Schon ein paar Minuten später endet endlich meine lange Kaffeefahrt durch Nordtunesien, und zwar in Schlummerland auf meiner Matratze im Wohnzimmer.

Kühlschrank mit Fata Morgana
    „Blink, blink!“ In Schlummerland hat gerade eben jemand die Flutlichtanlage eingeschaltet. Mist!
    Mir fällt siedend heiß ein, dass ich für den nächsten Tag noch eine Hochzeitstorte vorbereiten muss. Eigentlich wollte ich sie am Abend machen, aber bei dem ganzen Stress hatte ich es total vergessen. Tagsüber ist es viel zu warm und mit dem Wärmschrank, muss ich mindestens die doppelte Zeit zum Kühlen einplanen. Es ist mitten in der Nacht und ich kann jetzt schlecht durchs Haus wandern und die Zutaten zusammen sammeln. So wie es aussieht, muss ich die Mission Hochzeitstorte auf den frühen Morgen verschieben.
    Wohl ist mir nicht dabei und an Schlafen ist rein gar nicht mehr zu denken. Ab und zu falle ich in einen kurzen Sekundenschlaf und sehe dann im Alptraum, wie die Torte der Braut vor die Füße fließt. Ich hatte mir so viele Gedanken wegen dieser Torte gemacht und nun scheint es, dass ich vermutlich noch nicht einmal einen Hochzeitskeks hinbekomme.
    „Tick tack, tick tack!“ Noch nie habe ich mich so gefreut, dass ich endlich aufstehen darf und beim ersten Hahnenschrei stehe ich schon direkt in der Küche in der unteren Etage. Die Museumsküche oben ist um diese Uhrzeit schon wegen Überhitzung geschlossen. Ich bin ja selber schuld! Hätte ich gestern dran gedacht, dann müsste ich heute nicht mit der Rumpelküche vorlieb nehmen und hier herum werkeln. Keine Panik, irgendwie schaffe ich das schon! Als Erstes Sahne, Mixstäbe und Becher in den Gefrierschrank stellen, damit die Sahne wenigstens einen Hauch von Chance hat, überhaupt steif zu werden. Wobei das Thema Becher schon wieder ein Akt für sich ist. Weg, einfach weg und niemand hat ihn gesehen. Es wird sogar behauptet sie hätten nie einen gehabt.
    Sicher ihr Lieben! Und worin habe ich vor ein paar Tagen die Sahne geschlagen? War bestimmt eine Fata Morgana, und außerdem hatte ich in den letzten Jahren schon mindestens drei Becher mitgebracht.
    Nicht ärgern! Durchatmen, Ersatz suchen und weiter machen.
    Wo ich schon einmal am Suchen bin, halte ich auch direkt Ausschau nach den Zutaten, die ich für die Torte ALLE aus Deutschland mitgebracht hatte.
    Vor ein paar Tagen hatte ich sie auch schon gesehen und die klare Ansage gemacht: „NIEMAND nimmt von diesen Sachen etwas weg!“
    Ok, mit NIEMAND hatte sich NIEMAND angesprochen gefühlt und so begebe ich mich jetzt auf die Suche nach der Himbeermarmelade, die man nun mal dringend für eine Himbeertorte benötigt! Zum letzten Mal gesehen hatte ich sie im Wärmschrank, aber da ist sie nicht zu finden. Weit und breit keine Spur von ihr und plötzlich hat auch NIEMAND sie überhaupt je hier gesehen. Beziehungsweise tut jetzt jeder so, als ob er gar nicht weiß, was das überhaupt ist. Vermutlich war das vor zwei Tagen auch eine Fata Morgana, die ich im Kühlschrank gesehen habe, weil er nicht richtig kühlt.
    Liebe Freunde der Sonne, so langsam reicht es!
    Die anwesende Familie bringt mir nun alles ROTE aus dem Haus, wovon sie denken, dass es Himbeermarmelade sein könnte. Wenn das so weitergeht, dann bringen sie mir vermutlich gleich noch Noura's Himbeer-Küchenlampe. Ich bin leicht gereizt und brauche dringend eine Alternative. In