Zurück im etwas anderen Tunesien
einer noch nicht verteilten Geschenketüte finde ich einen kleinen Becher Johannisbeergelee, der nun mein Plan B wird. Dann gibt es eben Himbeertorte, mit als Himbeeren verkleideten Johannisbeeren und etwas Aprikosenmarmelade, welche ich auch noch zufällig entdecke. Problem eins habe ich somit gelöst, Problem zwei kann kommen.
Halleluja, Problem zwei löst sich von selber, denn das Päckchen „San-apart“ ist eine Wunderwaffe und direkt im ersten Versuch bekomme ich meine Creme damit steif geschlagen. Der Tortengott hatte da wohl ein Einsehen mit mir und mir eine liebe Tortenfee vorbei geschickt!
So ein Mist, die hilft nur bei der Creme und nicht bei der Dekoration. Vor mir im Topf schwimmen drei Päckchen Gelatine mit einem Glas pürierten Himbeeren um die Wette, und die Himbeerensind einfach schneller. Ich wollte damit Dekoherzen auf die Torte zaubern, aber so wird das bestimmt nichts. Wenn ich das jetzt da drauf gieße, dann sind die Himbeerherzen schneller bei der Braut, als wie ich schauen kann. Aus lauter Wut mache ich aus dem Brei noch schnell ein Dessert und stelle die Schüssel in den Wärmschrank. Mal schauen, wann sie von den „himbeerfressenden Bewohnern“ entdeckt wird.
Die Torte braucht Ruhe und ich eine gute Idee, wie ich sie später verzieren kann. Vielleicht bekomme ich einen grandiosen Einfall, wenn ich in der Zwischenzeit die Hochzeitsgeschenke einpacke. Auch die Brautgeschenke hatte ich eigentlich alle zusammen in Tüten gepackt und einen dicken Warnaufkleber daran befestigt. „Nicht anfassen, ist für die Hochzeit!“
Drei Rollen Geschenkfolie hatte ich auch noch dazu gelegt. Angeblich wäre alles zusammen im Zimmer der Tante, damit nichts verloren geht.
Und wovon träumt ihr nachts?
Von den drei Rollen ist genau noch eine da, dafür scheinen die Geschenke auf den ersten Blick erstaunlicherweise vollzählig zu sein. Aber auch nur auf den Ersten, denn beim Zweiten finde ich die ganzen Hochzeitsballons nicht mehr, die ich eigentlich aufblasen und mit in die Folie packen wollte. Natürlich hat die wieder NIEMAND je gesehen. Jetzt reichte es Freunde!
Ich rüttle meinen Mann wach und klage ihm mein Leid. Zusammen schimpfen wir ein wenig herum, denn er ist sich absolut sicher, dass er die Ballons hier schon gesehen hat und extra erklärt hat, dass ich die für die Geschenke benötige.
Zeit für Sherlock Holmes und Dr. Watson auf Ballonsuche zu gehen. Nacheinander erscheinen die Bewohner zum Verhör und jeder beteuert, er hätte sie nie gesehen. Nur der Sohn des Hauses sagt, dass sie ihm bekannt vorkommen, er aber auch nicht weiß, wo sie jetzt sind. Na das ist ja alles sehr hilfreich, da müssen wir weitersuchen. Die nicht anwesenden Bewohner werden telefonisch befragt und es kommt die Vermutung auf, dass eine Cousine sie einer anderen mitgegeben hat, weil ich angeblich vergessen hätte, ein Geschenk für diese Cousine mitzubringen.
Klar, wollt ihr mich veräppeln? Ich und ein Geschenk vergessen? Ich hab hier eine riesige Liste, die Stück für Stück abgehackt wird, damit auch ja niemand übersehen wird. Diese Cousine hat sogar einen großen „Fresskorb“ bekommen, dass weiß ich ganz genau. Wenn ich ein Ballon wäre, dann würde ich jetzt platzen, denn diese Cousine wohnte in Tunis und sie kann sie nicht mal eben schnell zurückbringen.
Jetzt brauche ich schon wieder einen Plan B, und wenn das so weiter geht, vermutlich noch einen Plan C bis Z! Ich bastle ein wenig herum und bin froh, als ich um 12 Uhr zum Brauthaus gehen kann, denn dort bekomme ich heute mein Harkous aufgemalt. Schnell sammle ich meine sieben Sachen zusammen und verlasse fluchtartig, ohne Minibodyguards, das Haus, denn im Moment ist es besser, wenn ich von dieser Familie erstmal keinen sehe!
Im Brauthaus sehen mich alle ganz irritiert an und fragen, wer mich denn hierher gebracht hat!
Hallo, ich bin fast vierzig Jahre alt, ich kann geradeaus gehen und kann mir auch schon merken, dass man am Ende der Straße nur noch links abbiegen muss. Und an eine Tür klopfen kann ich auch schon seit ein paar Jahren! Hoffentlich geht das jetzt hier nicht so weiter, wie im anderen Haus.
Diese nette Familie soll mir allerdings meine Wut nicht anmerken und so atme ich einmal kräftig durch und lasse mir den obligatorischen Plastikstuhl unter den Popo schieben, als wäre alles in bester Ordnung.
Da es 12 Uhr ist, kommt natürlich direkt ein Teller mit Essen hinterher, was auch sonst. Zum Dessert teilen sie mir dann mit, dass
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