Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zurück im etwas anderen Tunesien

Zurück im etwas anderen Tunesien

Titel: Zurück im etwas anderen Tunesien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Derouich
Vom Netzwerk:
sich die Harkousdame etwas verspäten wird, weil diese noch bei der Einschreibung an der Uni sei. Na klasse, da brauchen wir den nächsten Plan B. Um den brauche ich mich aber dieses Mal nicht selber kümmern, denn die lieben Cousinen in diesem Haus, haben schnell ein Entertainmentprogramm für mich zusammengestellt.
    Die Braut wird gerade enthaart und ich könnte mir das ja ansehen und eigentlich könnte ich das auch ausprobieren, wenn ich schon mal hier wäre.
    Na schönen Dank auch. Es ist immer so superlieb gemeint, dass ich überall dran teilnehmen darf, aber manchmal denk ich, es ist auch etwas zuviel, oder?
    Was mir in diesem Augenblick etwas peinlich ist, ist für die vollkommen normal und sie freuen sich, dass ich bei dem Ritual nun zuschaue.
    Halli hallo, das ist ja die Hennafee, die hier am Werk ist! Sie enthaart gerade die Beine der Braut mit etwas Eigenartigem, was aussieht, wie ein Klumpen Kautschuk, oder ein überdimensionales Karamellbonbon. So scheint es auch zu kleben. Richtig unheimlich, wie sich das auseinander zieht! Leila erklärt mir, dass es sich um die berühmte arabische Zucker-Zitronenmasse handelt, mit der sich die Damen hier immer enthaaren. Sieht wirklich gefährlich aus, aber Braut Safia meint es würde nicht schmerzen. Ich frage mich allerdings, warum sie immer zusammenzuckt, wenn die Hennafee den Kleber abzieht? Wenn ich das so beobachte, bin ich mir jetzt ganz sicher, dass ich das nicht ausprobieren möchte.
    Zu spät! Die Hennafee klatscht mir den Klumpen auf den Arm und reißt mir gefühlte fünf Zentimeter Haut damit ab. Ne, ne, ist nur Spaß! Das tut ja gar nicht so weh, wie ich gedacht habe, aber trotzdem möchte ich das jetzt nicht weiter testen und lehnen dankend so lange ab, bis sie endlich Ruhe geben.
    Sicherlich werde ich das irgendwann noch einmal komplett probieren, denn die Wirkung soll angeblich fast drei Monate anhalten. Irgendwann, aber nicht jetzt, denn sonst bekommt mein Sonnenbrandstreifenoptik-Taint noch ein paar bunte Flecken vom Enthaaren dazu.
    Inzwischen ist es fast 15 Uhr und von der Harkousfrau ist immer noch keine Spur zu sehen. Per Handy vertröstet sie uns erneut, und wie es scheint, müssen wir uns noch eine Weile gedulden. Die Familie fragt mich, ob ich kurz mit möchte, wenn Safia zum Frisör gefahren wird, damit es mir nicht zu langweilig wird.
    Langeweile? Bis jetzt war mir noch keine Sekunde langweilig, aber gegen eine kleine Pause hätte ich auch rein gar nichts einzuwenden. Pause oder Frisör? Wenn ich schon einmal hier bin, dannkann ich auch eben mit zum Frisör fahren, denn Pause kann ich zu Hause noch genug machen. Ich staune nicht schlecht, als Safia sich wieder einen Pyjama anzieht und ein Cape überwirft.
    So geht die zum Frisör?
    Na gut, mich wundert hier sowieso nichts mehr und ich gehe schon mal nach draußen vor. Ei, ei, ei ein Miniauto, welches nun maximal besetzt werden soll. Drei vorne und fünf hinten.
    Soll ich mich doch lieber noch umentscheiden für die Pause?
    Zu spät, ich sitz in der Mitte und komm nun eh nicht mehr raus. Noura gibt mir eine Handvoll schwarze Körner und wirft ihre direkt in die Luft.
    Was soll denn das jetzt? Fährt dieses Miniauto mit Körnerfutter oder ist hier die Karnevalssaison ausgebrochen?
    Sie erklärt mir, dass diese Körner vor dem bösen Blick schützen und es Tradition ist, diese zu streuen, wenn zum Beispiel die Braut herumfährt. Na da hab ich ja mal wieder etwas Interessantes dazu gelernt und werfe meine Portion, wie ein paar Kamellen, schnell hinterher. Los geht der Karnevalsexpress, der sich nun mit viel Gehupe seinen Weg durch die Straßen bahnt. Ist ja gut, ist ja gut! Die Hupe funktioniert und kann jetzt auch mal ausbleiben, lieber Fahrer. Es stört ihn nicht und er betätigt sie fleißig weiter. Noura sagt, dass dieses auch eine Tradition wäre, wenn eben die Braut mit im Wagen sitzt. Das erklärt natürlich das Dauergehupe, welches ich täglich höre, wenn die Brautautos am Hochzeitssaal ankommen. Ich hatte mich schon gewundert, warum ich täglich diese Hupkonzerte höre und hatte schon die Befürchtung mein Tinnitus wäre um einen Ton erweitert worden.
    Wir schlängeln uns den Berg hinauf und die Gassen scheinen immer enger zu werden. Ich hab wirklich schon viel erlebt, aber diese Tour schlägt wirklich dem Fass den Boden aus. So steil und so eng, einfach nur unglaublich. Unser Auto wäre vermutlich schon irgendwo stecken geblieben. Wir liefern die Braut beim Frisör ab, wo sie nun ein

Weitere Kostenlose Bücher