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Zurück im etwas anderen Tunesien

Zurück im etwas anderen Tunesien

Titel: Zurück im etwas anderen Tunesien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Derouich
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sein.
    Jetzt aber schnell nach Hause, ich möchte doch endlich mein Harkous bekommen! Mit dem Auto geht es zügig zurück und der Fahrer drückt auch jetzt wieder fleißig auf die Hupe. Hä? Die Braut ist doch beim Frisör?
    Dem Fahrer ist es egal und er meint ich wäre doch auch fast eine Braut. Er haut noch ein paar Male kräftig aufs Horn und liefert uns dann wohlbehalten wieder am Brauthaus ab.
    Es ist inzwischen fast 17 Uhr und endlich erscheint die Harkousdame. Applaus nur fünf Stunden zu spät! Wir ziehen uns direkt in ein kleines Kämmerlein zurück und sie reicht mir ein paar Vorlagen, aus denen ich mir ein Motiv aussuchen soll. Welch Qual der Wahl, da weiß ich nun überhaupt nicht, welches ich nehmen soll. Moment! Was macht denn die da?
    Sie hat es sich auf dem Boden gemütlich gemacht, packt ein geheimnisvolles Fläschchen mit schwarzer Tinte aus, gießt etwas davon auf einen Teelöffel und rührt mit einer Stecknadel darin herum.
    Ähm, spritzt sich das junge Mädchen jetzt vorher noch ein paar unerlaubte Substanzen?
    Nein, nein, keine Panik, das ist nur ihr Handwerkszeug und das erste Opfer nimmt vor ihr Platz. Sie nimmt die Stecknadel und fängt an mit ihrer Arbeit. Ok, ich glaube ich möchte doch kein Harkous haben, denn DAS sieht einfach nur gefährlich und unheimlich aus. Wie gebannt bleibe ich doch sitzen und schaue, wie sie nun in Sekundenschnelle die wunderschönsten Muster auf die Hand von Souad zaubert. Sie stippt die Nadel immer wieder in den Löffel und malte wie ein Picasso, ein Gemälde nach dem anderen. Meine Zweifel werfe ich schlagartig wieder über Bord. DAS will ich auch, egal wie! Sie ist ein wirkliches Picassolinchen, eine wahre Künstlerin und dabei so schnell und sorgfältig!
    Ich könnte ihr stundenlang zuschauen, aber jetzt fällt Noura ein, dass sie mir vor meiner Abreise noch unbedingt zeigen möchte, wie man ein Kurkumabrot backt.
    Na die ist ja lustig, sollen wir das jetzt in dem Gewühl auch noch machen?
    Sie findet, dass das eine tolle Idee ist und wir so auch die Wartezeit überbrücken können. In der Küche fangen wir an den Teig zu kneten und in jeder Wartepause flitze ich zurück zum Picassolinchen und schaue, wen sie schon alles verschönert hat.
    Die Auswahl fällt mir immer schwerer, denn es sieht alles so wunderschön aus. Im Moment bekommen gerade die kleinen Kinder ihre Tattoos, was gar nicht mal so einfach ist, denn die kleinen Finger wollen nicht ruhig auf dem Kissen liegen bleiben. Bei jeder Gelegenheit fliegen die Patschehändchen in die Höhe und landen ab und an sogar samt frischem Tattoo in den Gesichtchen. Verschmiert kleben sie nun auf Nasen und Wangen, was die kleinen Damen gar nicht stört. Schnell werden sie vor einen großen Ventilator zum Trocknen gesetzt, damit der Rest wenigstens noch gerettet werden kann.
    Diverse Male flitzte ich noch zwischen Brot und Harkouskämmerlein hin und her, ehe ich an der Reihe bin. Stolz zeige ich, welches Motiv ich mir ausgesucht habe, aber Picassolinchen hat da andere Vorstellungen.
    „Wie das? Möchtest Du nicht lieber so oder so?“
    Ne, ne Leute auf diskutieren habe ich jetzt keine Lust. Ich gebe mich geschlagen und sage, dass sie machen kann, was sie will. FREESTYLE! Sie legte los und ich bekomme wunderschöne Muster auf Hände und Beine gemalt! Besser hätte ich es mir mit einer Vorlage auch nicht aussuchen können. Oh man bin ich stolz, und damit es nicht verschmiert, setze ich mich auch lieber kurz vor den Ventilator. Wird ja dann auch gleich trocken sein.
    Ja genau, nur JETZT sagten sie mir, drei Stunden nicht waschen und nach Möglichkeit nicht drüber rubbeln und anfassen. Ahhhhhhh ihr Spaßvögel! Ich bin total verschwitzt, muss mich noch umziehen und muss noch die Torte zu Ende dekorieren. Wie soll ich denn das nun machen?
    Gut das ich die Muffins, die ich auch mitgebracht hatte, morgens noch schnell mit Zuckerguss und Streuherzen verziert habe. Aber was soll nun mit der halbfertigen Torte werden?
    Ich suche meinen Mann und nehme ihn als Helferlein mit zum anderen Haus hinüber. Das Himbeerdessert ist natürlich verschwunden, aber die Torte hat Gott sei Dank den Wärmschrank überlebt. Zusammen basteln wir ein wenig an dem guten Stück herum, bis sie einigermaßen hochzeitstortentauglich aussieht. Ok, es ist weit weg von meiner Idealvorstellung aus meiner Anfangsplanung, aber immer noch besser als nichts. Und die Hochzeitsmuffins habe ich ja auch noch als Ablenkung.
    Die Uhr zeigt schon wieder fast 21

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