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Zurück im etwas anderen Tunesien

Zurück im etwas anderen Tunesien

Titel: Zurück im etwas anderen Tunesien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Derouich
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haben meine Leckerein so klein gehackt, dass auch wirklich jeder mindestens eine Minipfütze davon abbekommt. Da hätte ich mir die Arbeit eigentlich auch sparen können und ein Brei hätte vollkommen ausgereicht! Hauptsache es schmeckt und das tut es wirklich Allen.
    Von einigen Mamis, die ihre Kinder noch auf dem Schoß sitzen haben, bekomme ich direkt Aufträge, dass ich für diese Kinder doch bitte auch Kuchen und Kekse für deren Hochzeit herstellen soll. Was für ein Tag!
    Es ist schon wieder weit nach Mitternacht und den Duracellhäschen scheint heute doch ein wenig die Luft auszugehen. Der Gesang und das Trommeln werden langsamer und schleppender, als würde man bei einer Langspielplatte die Geschwindigkeit reduzieren. Viele verabschieden sich früher als in den letzten Tagen und es kehrt ein Hauch von Ruhe ein. Auch wir verabschieden uns und ich liege unglaublicher Weise schon um 2 Uhr nachts auf meiner Matratze. In Gedanken gehe ich diesen aufregenden Tag noch einmal durch und schlafe dann so tief und fest ein, dass ich erneut noch nicht einmal den Ruf von meinem Freund, dem Muezzin höre. Egal, diesen Schlaf habe ich mir heute sehr hart erarbeitet und wohl verdient!

Friseuse und Frisöschen
    „TADAAA!“ , der große Tag der Hochzeit ist gekommen und ich bin so aufgeregt, als wäre es meine eigene!
    Wie werde ich in dem Kleid aussehen? Wie werden meine Haare sitzen? Wie wird das Make-up und wie wird letztendlich die Hochzeit nun genau ablaufen?
    Fragen über Fragen, die durch meinen Kopf schießen. Erst gegen 14 Uhr soll es zum Frisör gehen und bis dahin muss ich irgendwie die Zeit noch herum bekommen. Mit der Familie geht es noch einmal kurz zum Gewürzladen und mein Mann begibt sich erneut auf die Suche nach einem Mille feuille Rezept. Er hatte vor ein paar Tagen schon alle Bäckereien danach abgeklappert und einige Rezepte erhalten. Die hat er aber irgendwie alle verbummelt oder sie sind von der Familie entsorgt worden. Wie auch immer, jetzt ist er noch einmal in jedem Laden gewesen und bringt neben den Rezepten noch einige Probestücke mit, die ich nun essen soll. Na der ist lustig, wenn ich das jetzt alles esse, dann pass ich später bestimmt nicht mehr in mein Kleid!
    Ich gehe lieber zum Onkel rüber, der in seinem Arbeitszimmer an den Bildern für mein nächstes Kinderbuch arbeitet. Ich bin wirklich froh, dass er das für mich macht, aber es ist manchmal echt anstrengend mit ihm zu diskutieren. Wenn ich sage, ich hätte gerne ein Bild, wo der Lezard Rouge drauf ist, dann ist für mich eigentlich klar, dass der auch „rouge“ ist und nicht zum Beispiel „bleu“ ! Oder wenn ich generell ein Szenenbild beschreibe, möchte ich es auch so gemalt haben, denn ich habe mir bei den Objekten und Farben etwas gedacht, weil es so zu der Geschichte passt. Man malt eine Ampel auch nicht plötzlich türkis, pink und lila, nur weil einem die Farben besser gefallen. Er ist eben Künstler und die sind manchmal sehr, sehr schwierig!
    Mein Mann diskutiert ein wenig mit, und wir kommen endlich auf einen Nenner. Ansonsten scheint der Onkel nach über zehn Jahren immer noch nicht zu merken, dass ich ihn nicht verstehe. Er erzählt mir stundenlang Geschichten auf Arabisch, von denen ichnull Komma null verstehe. Es hilft nur nett lächeln und so zu tun, als ob ich wüsste, was er sagt, denn Achselzucken und Kopfschütteln versteht er einfach nicht. Irgendwie haben wir so den ganzen Vormittag vertrödelt und es ist schon fast Zeit für den Frisör. Eigentlich wollte Leila noch vorbeikommen und mit mir mein Kleid abholen, aber sie scheint es nicht geschafft zu haben und mein Mann verspricht mir, dass er es später holen wird.
    Ganz aufgeregt betrete ich das Brauthaus, welches heute einem aufgeschreckten Bienenstock gleicht.
    Oh mein Gott, wie viele Personen flitzten denn hier herum?
    Die eh schon große Küche ist überfüllt mit diversen alten Tanten und Nachbarinnen, die in überdimensionalen Töpfen das Hochzeitsessen zubereiten. Eine zerstampft Paprikas und Tomaten für Slata Meschwia, drei andere verquirlen in Badewannen, Eier und Käse für eine Tajine. Das wird aber eine kebira, kebira Tagine, denn der Eierberg wird gar nicht kleiner.
    Noura sitzt in der Ecke über einem riesigen Eimer und schnippelt an weiteren Zutaten für diese Tagine. Im Moment schneidet sie Hähnchenteile mit einer Schere auseinander, die Fausia noch in der Nacht alle angebraten hatte. Noura's kleiner Sohn flitzt noch dazwischen herum und

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