Zurück im etwas anderen Tunesien
Tunesier, die ein Essen auslassen! Wenn der Fahrer jetzt auch noch beim Auto wäre, dann könnten wir auch direkt starten, aber er ist nirgends zu sehen. Vermutlich sitzt er irgendwo und isst und wir müssen ihn erst per Handyortung lokalisieren.
Wieder quetschen wir uns senkrecht und waagerecht in das kleine Auto und fahren mit einem noch stärkeren „Duft der großen weiten Welt“ zurück nach Hause. Der Wagen hoppelt wieder von Kreuzung zu Kreuzung, und als wir einen kleinen See überqueren, geht gerade die Sonne unter. Am liebsten würde ich hier aussteigen und das traumhafte Motiv mit meiner Kamera festhalten, aberdie Angst, dass das Auto dann nicht mehr anspringt, ist so groß, dass ich es lieber lasse. Na ja, werde ich irgendwann mit meinem Mann einmal nachholen, wenn wir Safia später einmal besuchen werden.
Das Brauthaus ist immer noch gut gefüllt und ich bin ein wenig traurig, dass ich nun verpasst habe, wie Safia ihre Tattoos bekommen hat. Mit einem neuen Hochzeitsoutfit sitzt sie schon in der guten Stube und ihre neuen Tattoos funkeln mit dem vielen Goldschmuck um die Wette. Dafür zeigt sie mir jetzt, dass sie noch ein paar Bonustattoos an Stellen hat, die nicht unbedingt jeder zu sehen bekommt. Tja, ich habe eben Promibonus und sitze auch hier in der ersten Reihe!
Inzwischen ist es fast 19 Uhr und mein Mann trifft am Haus ein. Er ist erstaunt, dass alle nachmittags auf ihn gewartet haben, denn es war eigentlich abgesprochen gewesen, dass er um 19 Uhr für den Transport vorbei kommen sollte. Zu spät, jetzt haben wir schon alles erledigt und er wird direkt von der Familie bestürmt, dass wir sie wenigstens zu dem Männerabend begleiten sollen. Ich hatte nämlich vorher durchklingen lassen, dass das nichts wird, da wir noch nicht ein Teil eingepackt haben.
Er fängt an zu grübeln und versucht mir mit den kuriosesten Gründen den Besuch schmackhaft zu machen. Ich bleibe hart, denn wenn man ehrlich ist, werden wir nicht vor Mitternacht zurück sein, und ehe wir dann in unserem Haus sind um zu packen, wird es vermutlich schon Morgen sein. Aus allen Richtungen versucht die Familie auf mich einzureden, aber so gerne ich auch möchte, es ist einfach nicht machbar. Sie versuchen mir sogar einzureden, dass sie alle müde sind und nur kurz dort bleiben wollen.
Ja, ja, ja ihr Pinocchios! Eure Nasen sind schon so lang, dass sie im Nachbarort die Tür öffnen können! Sicherlich tut es mir leid, aber es geht einfach nicht.
Gegen 20 Uhr versammeln sich alle Gäste vor dem Haus und wollen nun, wie die Gäste am gestrigen Abend, in einem Konvoi zu Feier fahren. Wieder viel zu viele Personen für viel zu wenig undzu kleine Autos. Mein Mann springt direkt auf und sagt, dass er dann wohl doch mitfahren muss, damit alle Personen ihren Zielort erreichen können.
Mit platzt der Kragen, rufe ihm kurz zu, dass er doch machen soll, was er will und gehe. Ups, das findet er jetzt nicht so lustig, aber ich kann es jetzt nicht ändern. Irgendjemand muss schließlich unsere Sachen packen und ich kann ganz gut einschätzen, wie lange das dauern wird. Ein paar Minuten später kommt er allerdings doch hinter mir her, da sich das Beförderungsproblem gelöst hat und kein weiterer Fahrer benötigt wird.
Er meint, dass wir jetzt mal eben schnell die Sachen packen können, und weil es auch nur ein paar Sachen sind, dauert es auch nur knappe drei Stunden! Tausende Tüten stapeln sich im Wohnzimmer und ich mache schnell eine Liste mit Dingen, die sonst noch im Haus verteilt sind, die wir auf keinen Fall vergessen dürfen. Ich finde noch ein paar lose Kleinteile, die ich noch schnell in den Trolley meines Mannes packen will und siehe da, was schlummert da in dem vorderen Taschenfach?
Ich glaube ich platze gleich, da sind ALLE meine Hochzeitsluftballons, die spurlos verschwunden waren. Wer hat die denn da reingepackt?
Ich war es nicht und ich glaube meinem Mann, dass er es auch nicht war. Na ja, wenigstens haben wir sie wiedergefunden und ich kann sie Safia noch für den morgigen Hochzeitstag geben.
Es ist fast Mitternacht und wir gehen noch mal zurück zum Brauthaus, da ich auch noch eine DVD mit Fotos und Videos als Abschiedsgeschenk überreichen möchte. Eigentlich müsste die ganze Bande schon längst zurück sein, so müde wie sie angeblich waren, aber beim Haus ist es dunkel und leer. Wir klopfen und Safia, die daheim geblieben war, fragt ganz verängstigt, wer denn da ist. Als sie hört, dass wir es sind, lässt sie uns
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