Zurück in deine Arme
Rückfall hinsichtlich Ihrer Essstörung erlitten?“
Natürlich hatte Leila die Frage erwartet. „Nein, ganz bestimmt nicht. Im Gegenteil, ich habe sogar noch mehr zugenommen.“
„Sehr schön“, lobte der Doktor, nachdem er das Gewicht seiner Patientin geprüft hatte. „Noch einmal fünf Kilo dazu.“
Obwohl Leila in den letzten Tagen festgestellt hatte, dass ihre Kleidung anfing zu spannen, erschreckte sie der Umfang der erneuten Gewichtszunahme. Zehn Kilo – das war mehr als das Model-Idealgewicht auf ihrer Setkarte! Auch wenn sie Rafael versprochen hatte, vernünftig zu essen und zuzunehmen, war sie innerlich darauf eingerichtet gewesen, bei Erreichen der 10-Kilo-Marke sofort wieder mit einer rigiden Diät zu beginnen. Doch irgendwie war ihr dieses Vorhaben nach der Woche in Cannes nicht mehr so wichtig erschienen, und sie hatte sich seitdem noch nicht wieder auf die Waage gestellt.
Ganz kurz flackerte jetzt tatsächlich der wilde Impuls in ihr auf, sich so schnell wie möglich des überschüssigen Gewichts zu entledigen. Aber es war nicht mehr als ein kurzes Strohfeuer, wie Leila überrascht feststellte. Ob es vielleicht doch noch eine Hoffnung auf die Zukunft gab, von der sie und Rafael einst geträumt hatten?
So rasch, wie der Funke aufgelodert war, so schnell erstarb er auch wieder, und Leila schüttelte unwillkürlich den Kopf. Nein, es hatte sich nichts geändert. Sie reagierte immer noch voller Panik auf eine Gewichtszunahme, wenn auch nicht mehr so heftig wie früher. Dazu die Depressionen wegen ihrer Fehlgeburt, und sie konnte den Hoffnungsfunken getrost begraben …
„Leila?“ Ihr Arzt lächelte verständnisvoll, als Leilas Kopf hochfuhr und sie verlegen errötete, weil sie in eigene Gedanken versunken gewesen war. „Lassen Sie uns gemeinsam überlegen, was die Ursachen für Ihren Erschöpfungszustand sein könnten. Zum einen nehme ich an, dass Ihr Terminkalender prall gefüllt ist?“
„Momentan ist es wirklich extrem.“
Dazu kamen die leidenschaftlichen Nächte in Rafaels Armen, die sie den dringend benötigten Nachtschlaf gekostet hatten! Aber das ging den Doktor natürlich nichts an.
„Und nach dem Festival haben Sie sich subjektiv gesehen nicht erholen können?“
„Nein, meine Energie scheint einfach aus mir rauszufließen.“
„Wie schlafen Sie?“
„Schlecht“, bekannte Leila offen. „Erst kann ich nicht einschlafen, dann werde ich ständig wach und fühle mich noch schwächer als zuvor.“
„Wie sieht es mit Ihrem Gemütszustand aus? Neigen Sie zu Depressionen?“
„Nein …“, kam es schon etwas weniger überzeugt zurück, „obwohl die Albträume, unter denen ich nach meiner Fehlgeburt gelitten habe, wieder da sind.“
Ihr Arzt hob die Brauen und machte sich einige Notizen. Dann schaute er seine Patientin direkt an. „Bevor ich Ihnen Antidepressiva verschreibe, möchte ich noch einige Bluttests machen und mir das Ergebnis ansehen. Möglicherweise handelt es sich ja tatsächlich um eine Infektion, dann ist es unerlässlich, das richtige Mittel zu verabreichen, um Sie schnell wieder auf die Beine zu bringen.“
Leila seufzte erleichtert auf. „Darauf hoffe ich. Ich kann es mir nämlich überhaupt nicht leisten, krank zu sein.“
Dreißig Minuten später saß sie im inzwischen leeren Wartezimmer der Praxis und wartete auf die Ergebnisse des Urin- und Bluttests. Um sich die Zeit zu vertreiben und ihre Nervosität zu bekämpfen, blätterte Leila die neuesten Hochglanzmagazine durch und war regelrecht geschockt, wie oft ihr eigenes Konterfei ihr entgegenlächelte. Jedes Foto zeigte sie als selbstbewusste Frau, die sich ihrer Schönheit und Wirkung bewusst war.
Was für eine Lüge.
Als der Arzt ins Wartezimmer kam, schwankte sein Gesichtsausdruck zwischen Neugier und Besorgnis. „Leila, nehmen Sie eigentlich immer noch die Pille?“
„Selbstverständlich.“
„Und Sie haben sie nicht vielleicht ein, zweimal vergessen?“
Sie schluckte trocken und erhob sich wie in Zeitlupe. „Nein, nicht einmal.“
„Hmm … und wann haben Sie zuletzt ein Antibiotikum eingenommen?“
„Im März“, kam es wie aus der Pistole geschossen zurück, „da waren wir auf Aruba, und der Arzt am Set hat mir ein Antibiotikum gegen Blasenentzündung verschrieben.“
Der Doktor nickte und schaute sie direkt an. „Haben Sie in der Zeit oder kurz danach Geschlechtsverkehr gehabt?“
In Erinnerung an die eine heiße Nacht mit ihrem Mann, die sie nie vergessen würde,
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