Zurück in deine Arme
errötete Leila. „Ja, mein Ehemann hat mich am Set besucht.“
„Das erklärt einiges“, murmelte ihr Arzt kryptisch.
Leilas Blut gefror zu Eis. „Was soll das heißen?“
„Ein Antibiotikum kann die Wirkung empfängnisverhütender Mittel außer Kraft setzen“, erklärte der Mediziner pragmatisch. „Haben Sie und Ihr Mann Kondome benutzt?“
Instinktiv presste Leila die Hände gegen ihre Wangen, die wie Feuer brannten. Plötzlich gewannen ihre namenlosen Ängste Gestalt. ‚Ich nehme immer noch die Pille‘ , hörte sie sich in jener Nacht auf Aruba sagen, bevor die Welt um sie und Rafael in einem lustvollen Strudel der Ekstase versunken war.
„Sie sind schwanger“, bestätigte ihr nun auch der Arzt, was sie inzwischen selbst vermutete. Trotzdem wogen die drei Worte so schwer, dass sie Leila quasi auf ihren Stuhl zurückzwangen.
„Das kann nicht sein … das darf nicht sein!“
„Oh, doch!“, versicherte ihr Arzt heiter. „Der Urintest ist eindeutig. Wenn ich richtig liege, müssten Sie bereits im dritten Monat sein.“
Was er sagte, überrollte sie wie eine gewaltige Woge, die Leila mit sich zu reißen und unter sich zu begraben drohte. Krampfhaft schloss sie die Augen und öffnete sie gleich darauf wieder, unfähig, den Bildern und Erinnerungen zu entfliehen, die mit ihrer Fehlgeburt und dem Tod ihrer Modelfreundin und deren Baby zusammenhingen. Sie konnte das alles nicht noch einmal verkraften!
Instinktiv legte sie die Hände auf den noch flachen Leib. „Oh, mein Gott … das darf einfach nicht sein“, sagte sie mehr zu sich selbst als zu dem Arzt.
Was für eine Ironie des Schicksals! Während sie ihren Mann in Frankreich krampfhaft davon zu überzeugen versucht hatte, dass sie sich noch nicht bereit für ein weiteres Kind fühlte, trug sie es bereits unter ihrem Herzen! Rafael würde außer sich vor Freude sein, wenn er davon erfuhr. Beim Gedanken an seine Begeisterung hob sich auch Leilas Herz, aber nur für den Bruchteil einer Sekunde, dann griff die Angst erneut mit scharfen Krallen nach ihr.
„Kann die Pille dem Baby schaden?“, fragte sie rau, sofort von einer weiteren Furcht ergriffen.
„Nein, bestimmt nicht“, beruhigte sie der Mediziner. „Hören Sie, Leila, es ist nicht unmöglich für Sie, ein gesundes Kind zur Welt zu bringen. Angesichts Ihrer überwundenen Anorexie müssen wir allerdings einige Vorsichtsmaßnahmen treffen. Als Erstes bestehe ich darauf, dass Sie sich so schnell wie möglich in die Hände eines Spezialisten für Risiko-Schwangerschaften begeben.“
„Natürlich“, murmelte Leila wie betäubt. Das hatte sie schon beim letzten Mal getan – und mit welchem Ergebnis? „Ich habe nur schreckliche Angst vor einer weiteren Fehlgeburt“, oder noch Schlimmerem! setzte sie im Kopf hinzu.
Ihr Arzt lächelte aufmunternd und legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Entspannen Sie sich, Leila. Warten wir doch erst mal in Ruhe ab, ob der Bluttest meine Annahme bestätigt, bevor wir sinnlose Spekulationen anstellen.“
„Okay.“
Die nächsten zwölf Stunden waren die reinste Hölle, doch Leila behielt ihre Sorgen und Ängste für sich. Sie telefonierte weder mit Rafael noch nahm sie den Anruf ihrer Agentin entgegen, sondern ließ sie einfach aufs Band sprechen.
Doch schon früh am nächsten Morgen tauchte die energische Dame persönlich bei ihr auf, damit ihr Schützling den inzwischen eingetroffenen Vertrag so schnell wie möglich unterzeichnete, da die ersten Foto-Shootings bereits in den nächsten Tagen anstanden. Damit blieb Leila nichts anderes übrig, als die Wahrheit zu gestehen.
„Grundgütiger! Eine Schwangerschaft zu diesem Zeitpunkt könnte dein endgültiges Karriereaus bedeuten“, fuhr ihre Agentin entsetzt auf.
„Das weiß ich“, gab Leila äußerlich gelassener zu als sie sich innerlich fühlte. „Aber selbst wenn auch der Bluttest positiv sein sollte, dauert es noch Wochen, bevor man die Schwangerschaft sieht und …“
Ihre Agentin hörte ihr offenbar gar nicht zu, sondern trommelte mit den sorgfältig manikürten langen Nägeln nervös auf dem Vertragsentwurf herum. „Vielleicht kann ich den Auftraggeber ja dazu bringen, die drei geplanten Anzeigenkampagnen hintereinander abzudrehen, damit alles im Kasten ist, bevor du in Mutterschaftsurlaub gehst“, überlegte sie laut.
In diesem Moment wurde Leila bewusst, wie wichtig dieser Auftrag auch für das Wohl ihres Babys war. Wenn sie psychisch nicht völlig zusammenbrechen
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