Zurück in den Armen des Prinzen
ein Bad. Doch das war nicht ihr einziges Problem. Ihr war klar, dass sie, die Gesandte des Königreichs Castaldinien, Diplomatin von bestem Ruf, sich bei ihrem Gespräch mit Leandro verhalten hatte wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen.
Alles war schiefgelaufen. Als sie ging, bildete sie sich noch ein, sich wacker geschlagen zu haben, doch je länger sie Zeit gehabt hatte, darüber nachzudenken, desto mehr kam ihr zu Bewusstsein, dass sie die Maus und Leandro die Katze gewesen war.
Wie immer hatte ihr Verstand mehr oder weniger ausgesetzt, sobald sie in seiner Nähe gewesen war. Ihre hart erarbeitete Selbstbeherrschung, ihr Verhandlungsgeschick, ihre klugen Argumente – alles futsch, sobald sie ihm in die Augen sah. Er brachte sie mit einem Fingerschnippen dazu, vor Wut zu schäumen, ihm ganz direkt die Meinung zu sagen und sich eine Blöße nach der anderen zu geben.
Und was noch schlimmer war – Leandro hatte sich nicht nur äußerlich zu seinem Vorteil verändert. Er hatte es genossen, sich mit ihr zu streiten. Aus dem jungen, ehrgeizigen Mann, der verbissen um Erfolg kämpfte, war ein souveräner Milliardär geworden, der plötzlich Sinn für Humor hatte. Und es war dieser Humor, der Phoebe förmlich umgehauen hatte.
Doch das war keine Entschuldigung für ihr Versagen. Wie hatte sie sich nur so unprofessionell verhalten können? Nicht nur, dass sie ihre Mission nicht erfüllt hatte – es sah fast so aus, als hätte sie sie ganz bewusst sabotiert! Selbst Leandros Bemerkung, sie habe ja noch gar nicht damit begonnen, zu verhandeln, hatte sie nicht zur Besinnung gebracht.
Und dann, als alles verloren schien, sagte er einfach: „Du hast mich immer noch nicht überzeugt, Phoebe. Weshalb sollte ich irgendjemandem eine zweite Chance geben?“
Zwei Sätze, die all ihre Hoffnungen zunichtegemacht hatten. Eine neue Chance? Oder doch eher eine Revanche? Was auch immer dahintersteckte – Phoebe spürte, dass es ihr vielleicht doch noch gelingen konnte, sein Wohlwollen zu erringen. Zu seinen Bedingungen selbstverständlich.
Die erste der unausgesprochenen Bedingungen war, dass er den Zeitpunkt und den Ort des nächsten Treffens bestimmte. Es war wie früher, als sie noch seine Geliebte gewesen war.
Doch statt seiner heimlichen Freundin war sie jetzt eine Bittstellerin mit offiziellem Auftrag.
Er hatte sie für diesen Abend zum Essen eingeladen, und Phoebe blieb nichts anderes übrig, als zuzusagen. Am Morgen war Ernesto ins Hotel gekommen, um ihr gute Ratschläge zu geben und einen ganzen Kleiderständer mit Designerklamotten bei ihr abzuliefern.
Seine Ratschläge hatte sie gern entgegengenommen. Er bestärkte sie darin, genau das zu tun, was sie bisher getan hatte. Aber dazu gab es sowieso keine Alternative. Sobald sie Leandro sah, verlor sie jede Fähigkeit zur Diplomatie und schoss auf ihr Ziel los wie ein Rennwagen ohne Bremsen.
Womit sie allerdings ein Problem hatte, waren die Kleider und Ernestos Rat, sich so schick wie nur möglich zu machen.
„Das ist doch Unsinn, Ernesto“, hatte sie protestiert. „Nachdem ich als Diplomatin Mist gebaut habe, wird er denken, ich versuche es jetzt auf die billige Tour, wenn ich mich anziehe, als wolle ich ihn verführen.“
Doch Ernesto hatte nur den Kopf geschüttelt. „Ich kenne Leandro wie kein Zweiter“, hatte er erwidert. „Und ich denke, du solltest meinen Rat beherzigen, denn er wird sehr positiv darauf reagieren, wenn du dich schön für ihn machst.“
„Positiv?“, echote sie. „Er wird glauben, ich bin eine minder begabte Mata Hari und nicht die respektable Gesandte eines Landes, dessen nächster König er werden soll. Falls er mir wirklich eine zweite Chance gibt, mit ihm zu verhandeln, dann sollte ich so schlicht und natürlich wirken wie möglich. Ich bin von Natur aus keine Femme fatale, Ernesto. Mich zu verkleiden wäre lächerlich.“
„Von Verkleiden ist auch keine Rede“, widersprach er. „Sei ganz du selbst. Doch der Ort, an dem ihr euch treffen werdet, verlangt, dass du angemessen gekleidet bist. Vertrau mir wenigstens diesmal, cara mia .“
Das brachte sie zum Schweigen. Offenbar glaubte er, sie hätte ihm früher nie vertraut. Natürlich hatte sie ihm den wahren Grund, weshalb sie Leandro damals verlassen hatte, nicht mitgeteilt. Er dachte vermutlich, sie habe Leandro sitzen lassen, als es ihm am dreckigsten ging. Sie hatte den Irrtum nie aufgeklärt, weil sie Ernesto dazu Dinge hätte sagen müssen, die Leandro in
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