Zurück in den Armen des Prinzen
ein negatives Licht stellten. Und das wollte und konnte sie nicht tun. Sie durfte die enge Beziehung, die die beiden aufgebaut hatten, nicht zerstören. Ernesto war der einzige Mensch, der Leandro wirklich nahestand.
Seltsamerweise hatte sich Ernesto niemals von ihr abgewandt, sondern war in all den Jahren mit ihr in Kontakt geblieben. Er hatte ihr sogar zu ihrer Verlobung mit Armando gratuliert, weil er zu diesem Zeitpunkt gerade in Castaldinien gewesen war.
Da sie schwieg, sagte Ernesto nun: „Va bene, Phoebe. Ich habe keine Ahnung, was zwischen dir und Leandro vorgefallen ist. Keiner von euch beiden hat mich ins Vertrauen gezogen, daher blieb mir nichts anderes übrig, als mich neutral zu verhalten und meinen Job zu machen. Aber als dein Freund habe ich die Pflicht, dir ein paar Dinge mitzuteilen. Was immer du von deiner gestrigen Begegnung mit Leandro denkst – du hast bereits viel mehr erreicht als die anderen, die es vor dir versucht haben. Er hat nicht sofort total geblockt, und das ist dein Verdienst. Leandro hat alles im Leben erreicht. Er hat Macht, Geld und Einfluss. Er braucht Castaldinien nicht, aber Castaldinien braucht ihn. König Benedetto war klug, als er dich ausgewählt hat für diese Mission, selbst wenn er keine Ahnung hat, was zwischen dir und Leandro war. Also glaub mir, Phoebe, wenn irgendjemand eine Chance hat, Leandro umzustimmen, dann bist du es.“
Damit ging er und überließ Phoebe ihrem Schicksal. Seine Worte hatten ihr nicht viel Mut gemacht. Vielmehr fühlte sie sich, als wäre sie der Köder für die Bestie.
Doch egal, sie hatte keine Wahl.
Also durchquerte sie den riesigen Empfangsbereich der Suite und ging hinüber zu jenem der sechs Schlafzimmer, das sie ausgewählt hatte. Dort zog sie sich aus und betrat das luxuriöse Bad mit seinen Marmorfliesen und goldenen Wasserhähnen. Sie duschte ausgiebig, trocknete sich ab und ließ sich danach auf den eleganten Hocker vor dem Schminktisch sinken, von wo aus sie nachdenklich die Designerpracht, die auf dem riesigen Himmelbett ausgebreitet lag, betrachtete.
Sie widerstand ihrem Impuls, das schlichteste Kleid anzuziehen, das sie finden konnte, weil sie sich diesmal auf Ernestos Urteil verließ. Dann wieder hatte sie plötzlich Lust, das schärfste und aufregendste Kleid auszuwählen, das zwischen den anderen hervorschimmerte. Doch auch das verwarf sie und wählte schließlich das eleganteste, damenhafteste der Kollektion.
Nachdem sie es angezogen hatte, überprüfte sie das Resultat im Spiegel. Hm, dachte sie. Höchstnoten kriege ich dafür nicht, aber was soll’s.
Eine halbe Stunde später wartete sie auf Ernesto, der sie zu dem vereinbarten Treffpunkt bringen sollte. Um sich von dem nervösen Magenkribbeln abzulenken, gönnte sie ihrer Erscheinung noch einen ausführlichen Blick in den riesigen Barockspiegel im Vorzimmer der Suite.
Sie trug jetzt hochhackige Sandaletten und hatte ihr Haar aufgesteckt. Noch nicht die Bestnote, aber schon nahe dran, urteilte sie zufrieden.
Gleich darauf spürte sie wieder Schmetterlinge im Bauch. Es war wie immer, wenn sie wusste, dass sie Leandro gleich wiedersehen würde. Dumm von mir, dachte sie. Wenn ich gestern richtig funktioniert hätte, dann müsste ich mich heute nicht noch einmal in die Höhle des Löwen begeben.
Stattdessen gab es eine neue Runde im Schaukampf zweier so unterschiedlicher Gegner. Sie wusste, dass sie gegen ihn keine Chance hatte – zu groß war die Anziehungskraft, die er auf sie ausübte.
Das Seltsame war nur, dass sie plötzlich eine unwiderstehliche Lust auf diesen Kampf verspürte.
Doch dann rief sie sich zur Ordnung. Hier ging es nicht um sie, sondern um die Zukunft ihres Landes. Sie hatte einen Job zu erledigen, und danach würde sie Leandro hoffentlich nie wiedersehen.
Leandro schaute wütend auf seine Armbanduhr.
Phoebe war zu spät. Drei, nein, vier Minuten. Und er hatte das Gefühl, als wenn es demnächst Stunden, Tage, Wochen werden würden.
Am Vortag hatte sie ihn ganz schön vorgeführt. Noch immer hallten ihre Worte in seinen Ohren wider. „Du bist verblüfft“, hatte sie gesagt und damit bewiesen, dass sie ihn durchschaute. Allerdings verblüffte ihn nicht so sehr, dass der König sich mit ihm versöhnen wollte, sondern dass die Beziehung mit Phoebe so grandios gescheitert war.
Dabei hatte er sich nichts sehnlicher gewünscht, als sie zu seiner Königin zu machen, nachdem er die erste leidenschaftliche Nacht mit ihr verbracht hatte. Ernesto
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