Zurück in den Armen des Prinzen
auf, weil sie den Verlust als so brutal empfand, als hätte man ihr das Herz aus dem Leib gerissen. Sie zog Leandro wieder an sich, und er küsste ihren Hals bis hinunter zum Ansatz ihrer Brüste. Dort hielt er inne. „Ich werde es tun“, verkündete er und richtete sich auf.
„Heißt das … heißt das, du wirst das Angebot, Kronprinz und Regent zu werden, annehmen?“, fragte sie stammelnd.
„Das wird man sehen“, erwiderte er. „Aber ich werde nach Castaldinien zurückkehren. Unter einer Bedingung.“
„Ich … ich wusste, dass du Bedingungen stellen würdest“, flüsterte sie.
„Nur eine. Kannst du dir denken, was es ist?“
Sie biss sich auf die Lippe. „Betrifft es mich?“
„Du weißt es doch, oder?“, bemerkte er herausfordernd. „Los, sag es mir.“
„Willst du, dass ich …“ Sie brachte die Worte nicht heraus.
„Dass du?“ Er schien ihre Verlegenheit zu genießen. „Dass du Castaldinien deine Tugend opferst?“
„Meine Tugend ist Vergangenheit“, entgegnete sie ernüchtert. „Das weißt du besser als jeder andere.“
„Jungfräulichkeit ist keine Tugend, Phoebe“, antwortete er kühl. „Oder bist du schon genauso verknöchert und engstirnig wie die alten Säcke im Kronrat?“
Sie wurde blass vor Wut. „Was willst du also?“, stieß sie zornig hervor. „Soll ich wieder deine heimliche Geliebte werden?“
Als er lächelte, verschwand ihr Ärger, und sie sehnte sich erneut nach seinen Berührungen. Dann flüsterte er: „Das wäre zu einfach, Phoebe. Bis ich entschieden habe, ob ich Nachfolger des Königs werden will, habe ich vor, in meinem Palast in El Jamida zu wohnen, der an der Westküste von Castaldinien liegt. Meine Bedingung ist, dass du dort mit mir lebst.“
„Mit dir leben?“, wiederholte sie mit versagender Stimme.
Leandro ging hinüber zu einem der eleganten, marmornen Stehtische, wo ein Champagnerkübel stand. Er füllte zwei schlanke Sektgläser und kam zurück zu Phoebe, um ihr eines davon zu reichen. „Hast du etwas gegen meinen Vorschlag einzuwenden? Oder stört dich das Wort ‚leben‘? Das würde mich wundern, denn wir leben ja beide, während wir zusammen in demselben Haus wohnen. Oder wäre es dir lieber, ich würde es ‚überleben‘ nennen? ‚Existieren‘? ‚Raum und Zeit miteinander teilen‘?“
„Das nächste Mal, wenn ich einen Comedy-Auftritt plane, werde ich mich vertrauensvoll an dich wenden“, bemerkte sie ironisch. Doch dann rief sie: „Meintest du, richtig mit dir leben? In aller Öffentlichkeit?“
„Wärst du denn lieber meine heimliche Geliebte?“
„Ich habe eine Frage gestellt und kein Gegenangebot gemacht“, korrigierte sie.
Leandro lachte leise, nahm ihre Hand und führte Phoebe hinüber zu dem Stehtisch. Dort hob er sie hoch, als wäre sie federleicht, und platzierte sie auf einem der mit rotem Samt bezogenen Barhocker. Seinen eigenen Stuhl zog er dicht zu ihr heran und ließ sich dann darauf nieder. Eine Geste genügte, und schon beeilte sich einer der Bediensteten, die Musik zu ändern. Sinnliche Klänge fluteten den Raum.
Leandro griff erneut nach Phoebes Hand. „Ich würde dich gern einladen, mein Gast und meine Beraterin zu sein. Mir liegt nichts daran, jene Leute zu treffen, die mich damals ins Exil geschickt haben. Aber ich war lange nicht mehr in Castaldinien und muss mich mit den Gegebenheiten neu vertraut machen. Wie leben die Menschen heute, was denken sie, was mögen sie, wem vertrauen sie? Ich möchte alles wissen, vom Sport bis zur Politik. Und niemand kann mich besser auf den neuesten Stand bringen als du.“
Das also will er von mir, dachte Phoebe, gleichzeitig erleichtert und enttäuscht. „Dich auf den neuesten Stand bringen“, wiederholte sie sarkastisch. „Ich kann dir eine Liste von Leuten nennen, die sich in Castaldinien viel besser auskennen und nur zu begierig sein werden, dich mit allem Nötigen zu versorgen.“
„Aber ich will dich, Phoebe.“
Ihr Herz begann wild zu schlagen. Solch einen Satz aus seinem Mund zu hören brachte sie vollkommen aus der Fassung. Aber andererseits wollte Leandro sie immer bloß aus dem falschen Grund. Damals wie heute.
„Warum?“, fragte sie tonlos.
„Weil ich erfahren habe, dass die meisten Menschen nicht davor zurückschrecken, die Dinge schönzureden oder mich dreist zu belügen. Du hingegen bist direkt und ehrlich, und genau das brauche ich bei meiner Entscheidungsfindung.“
Ausnahmsweise mal ein guter Grund, dachte Phoebe. Aber war es
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