Zurück in den Armen des Prinzen
zwei gigantische Tore.
„Hier beginnt die Stadt Jamida“, erklärte Leandro. „Das erste Tor ist der Cancello di Cielo. Es stammt aus dem vierzehnten Jahrhundert.“
„Ein Triumphbogen“, meinte Phoebe beeindruckt. Sie schaute nach oben und kam sich winzig vor unter dem steinernen Monument. „He, was bedeutet die Hand über dem Torbogen? Drinnen war das Symbol ein Schlüssel.“
„Das ist die Hand Elayas. Mit ausgestreckten Fingern wehrt sie den bösen Blick ab, deshalb befindet sich das Symbol an der Außenseite. Der Schlüssel ist für die Leute drinnen das Zeichen von Herrschaft.“
Phoebe musste über seinen drohenden Ton lachen und folgte ihm durch das zweite, diesmal hufeisenförmige Tor, das in einen massiven Turm eingebaut war.
„Das ist der Cancello di Giudizio; hier fanden früher Gerichtsverhandlungen statt.“
„Himmelstor, Tor des Gerichts. Ein bisschen dick aufgetragen, findest du nicht? Aber du bist ein guter Reiseführer und darfst deshalb leben.“
Sein Gelächter hallte von der gewölbten Torhalle wider; es war ein Geräusch, das Phoebe überglücklich machte.
Sobald sie die Stadt betraten, kamen ihnen Bauern entgegen, die auf dem Weg zum Schloss waren, um dort Gemüse und Früchte anzubieten. Als die Menschen Leandro erblickten, gerieten sie fast außer sich vor Freude, und in wenigen Sekunden fand sich Leandro umringt von Bürgern seiner Heimatstadt. Sie nötigten ihn, einen Wagen zu besteigen, und fuhren ihn im Galopp hinunter ins Zentrum. Alle rannten hinterher, diejenigen, die neben dem Wagen liefen, bestürmten Leandro mit Fragen, denn es war lange her, seit sie ihn das letzte Mal in Jamida gesehen hatten.
Offensichtlich war Leandro hoch geachtet und geschätzt. Alle liebten und respektierten ihn, und man hatte ihn offensichtlich vermisst. Phoebe sah die Freude der Menschen über die Rückkehr ihres Fürsten und war tief berührt. Alle überschlugen sich darin, Geschenke anzubieten, doch da Leandro niemanden bevorzugen wollte, bat er die Leute, ihre Gaben ins Schloss zu bringen, und versprach, in zwei Wochen zum Merraba-Fest wiederzukommen.
Viel, viel später, als Leandro Phoebe zurück zu ihrer Suite brachte, hatte sie nur noch das Bedürfnis, ihn ins Zimmer zu ziehen und die süße Tortur zu beenden. Sie standen vor der hohen Flügeltür, und einen Moment lang hatte Phoebe das Gefühl, dass es gleich so weit sein würde. Leandro, dieses Bild von einem Mann, stand dicht vor ihr, seine Augen glänzten verführerisch, und dann hob er sie wortlos hoch, drängte sie gegen die Tür, und während sie die Beine um seine Hüfte schlang, küsste er sie wie verzweifelt. Sie öffnete sich seinem Drängen, erwiderte den Kuss mit aller Hingabe, derer sie fähig war.
Und dann war es vorbei. Er setzte Phoebe ab und zog sich von ihr zurück. Doch in seinen Augen las sie, was er begehrte. Sie erkannte sein Verlangen, sie zu packen, sie ins Zimmer zu tragen, aufs Bett zu werfen und zu lieben, bis sie beide vor Lust vergingen. Doch stattdessen fluchte er laut, wandte sich ab und ging mit langen Schritten den Flur hinunter, bis er in der Dunkelheit verschwunden war.
Phoebe lief ihm nicht nach. Irgendetwas, das sie nicht benennen konnte, hinderte sie daran, ihrem fast schmerzhaften Begehren nachzugeben. Sie öffnete die Tür, betrat das Zimmer, ließ sich voll bekleidet auf ihr Bett fallen und betete, dass sie schnell einschlafen würde.
7. KAPITEL
Leandro hatte recht gehabt.
Das neu erwachte Begehren, das sie beide verspürten, hatte nichts gemein mit jener blinden Lust, mit der sie damals übereinander hergefallen waren. Kraftvoll und leidenschaftlich waren ihre Gefühle, nicht oberflächlich und besitzergreifend. Was sie empfanden, erfüllte sie mit einer ansteckenden Fröhlichkeit, einer lustvollen, spielerischen Freude.
Doch in einer anderen Angelegenheit hatten sie sich beide getäuscht, denn hier ging es nicht mehr um eine Art Exorzismus, mit dem sie ihr gegenseitiges Verlangen erfüllen und damit auslöschen wollten. In der vergangenen Woche war zwischen ihnen Vertrauen gewachsen, sie hatten gelernt, sich füreinander zu begeistern, einander zuzuhören, miteinander zu lachen. Dinge, die früher einfach nicht denkbar gewesen wären.
Auf wunderbare Weise war etwas wie eine Beziehung zwischen ihnen entstanden, und die Harmonie wuchs mit jedem Tag. Es war ein Anfang. Eine magische Entwicklung. Stark und durch nichts zu erschüttern. Phoebe zweifelte nicht daran, dass sie diese
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