Zurück in den Armen des Prinzen
tun musst, ist, ein wenig Verständnis für die speziellen Bedürfnisse eines Landes wie Castaldinien aufzubringen.“
„Denkst du das wirklich?“
„Wie du selbst gesagt hast, rede ich mit dir immer Klartext.“
„Und dafür bin ich dir dankbar. Es scheint, als seist du für mich und Castaldinien ein Segen.“
„Was mich zu einem rettenden Engel macht, nicht zu einer Teufelin, wie du immer zu sagen beliebst“, entgegnete sie, weil sein ernster Ton ihr zu naheging. „Erzähl mir was über diesen Palast hier. Er ist unglaublich beeindruckend.“
Entschlossen schob er seinen Teller zurück. Er war leer. Wann hatte er das alles aufgegessen? „Das ist er wirklich. Castello del Jamida ist ein italienisch-maurischer Name und bedeutet wörtlich übersetzt: dauerhaftes Schloss. König Antonio hat es vollendet, aber kein Mensch weiß, wann mit dem Bau begonnen wurde. Die Mauern umschließen ein Gebiet, das vom Indara, dem höchsten Gipfel der El-Juela-Berge, bis zum Meer reicht. Während der zweiten maurischen Besetzung Spaniens wurde der Palast im frühen vierzehnten Jahrhundert teilweise neu gebaut, da er beim Kampf um Gibraltar schwer zerstört worden war.“
Phoebe saugte die ganzen historischen Details begierig auf. „Das ist ja unglaublich spannend. Langsam begreife ich, wie groß die Schlossanlage wirklich ist.“
„Der Palast liegt auf einem Plateau, das etwa drei Quadratkilometer groß ist.“
„Das entspricht ja ungefähr der Ausdehnung des königlichen Schlosses!“
„Castello del Jamida war der königliche Wohnsitz, bis König Arturo im siebzehnten Jahrhundert die Hauptstadt nach Jawara verlegte.“
„Heißt das, du bist ein direkter Nachkomme von König Antonio?“
„Ich habe diesen Palast hier geerbt, also bin ich offensichtlich ein Verwandter.“
Sie schaute ihn zweifelnd an. „Du bewegst dich hier auf dünnem Eis, Mister.“
„Nicht Mister“, korrigierte Leandro. „Du darfst mich ab sofort wieder Eure Königliche Hoheit nennen.“
„Vielleicht lebst du nicht lange genug, dass ich dich irgendetwas nennen kann“, bemerkte sie herausfordernd.
„Stimmt. Die Schönheit und Sinnlichkeit, die mich umgeben, reduzieren meine Überlebenschancen drastisch.“
Kampflustig reckte sie das Kinn. „Es nützt dir gar nichts, wenn du mir schmeichelst, denn du kannst nirgendwo anders hin.“
„Und ob“, erwiderte er. „Ich könnte dir Orte zeigen, von denen du nicht einmal träumst.“ Er stand auf, kam zu ihr und zog sie hoch. „Und ich fange gleich damit an.“
Sie lachte leise, und während sie ihren Rundgang durch das Schloss begannen, hörten sie nie auf, sich auf die nun so vertraute Weise zu necken. Dazwischen versorgte Leandro sie immer wieder mit Geschichten aus der langen Historie von Jamida, und Phoebe wurde klar, wie sehr er seine Heimat liebte.
„Ursprünglich wurde der Palast im romanisch-mudéjarischen Stil errichtet, das heißt, seine Architektur nimmt Einflüsse der verschiedenen Kulturen auf, die hier in Castaldinien aufeinandertrafen. Hier waren Römer und Iberer, später Italiener und Spanier, dann kamen die Mauren aus Nordafrika. Ihren Einfluss siehst du am besten in den Kuppeln und in den geometrischen Ornamenten des Bauschmucks, ganz gleich, ob es sich um Kacheln, um Holzverkleidungen, um Stuck oder um Metallarbeiten handelt.“
Später gingen sie weit hinaus in den Park, um die gewaltige Schlossanlage insgesamt betrachten zu können. „Der Grundriss des Palastes besteht vor allem aus quadratischen Bauten. Alle Räume haben Zugang zu Innenhöfen. Immer wieder wurde angebaut, bis der Palast seine heutige Ausdehnung erreichte. Von außen wirkt er teils schroff, teils aufgelockert durch die Kuppeln, doch im Innern findest du einen Luxus, der das Motto der Hauptgebäude widerspiegelt.“
„Und das wäre?“
Er lächelte. „Das Paradies auf Erden.“
„Ich wusste es“, rief sie begeistert.
„Du bist ja auch genial. Oder könnte es sein, dass du von den Säulengängen, den Gärten und Brunnen, den rosenumrankten Innenhöfen und den kostbaren Möbeln, Wandteppichen und Ornamenten zu deiner Vermutung inspiriert wurdest?“
„Willst du damit sagen, ich hätte bloß ausgesprochen, was offensichtlich war?“, fragte sie.
Er lachte leise, nahm ihre Hand und begann zu laufen. Sie folgte ihm, und am Ende des Parks rannten sie übermütig eine steile Treppe hinunter, bis sie den größten der Brunnen erreicht hatten. Gemeinsam durchschritten sie gleich darauf
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