Zurück in den Armen des Prinzen
Beziehung fortsetzen würden.
Außerdem gab es noch mehr Wunder zu vermelden. Schon in den ersten Tagen, in denen Leandro seinen neuen Verpflichtungen nachging, bekam er es mit zwei schwerwiegenden Problemen zu tun, intern und extern, die das Wohl Castaldiniens gefährdeten. Es war für Phoebe beglückend, zu sehen, mit welcher Umsicht und mit welchem Geschick Leandro beide Probleme meisterte. Und sie fand heraus, dass sie offensichtlich beide über eine Kombination von Logik und Pragmatismus verfügten und überdies dieselben Überzeugungen teilten. Als Verhandlungspartner verfolgten sie ganz ähnliche Strategien, was umso bemerkenswerter war, wenn man ihre unterschiedliche Herkunft betrachtete.
Leandro hielt Wort und konsultierte Phoebe in allen Belangen, die Castaldinien betrafen, suchte ihren Rat und diskutierte mit ihr sämtliche internen Sachverhalte, denn ihm war bewusst, dass sie über ein reichhaltiges Wissen verfügte, was die politischen Vorgänge in Castaldinien anging, das ihm fehlte. Er revanchierte sich für ihre Arbeit, indem er sie immer wieder auf Touren durch sein Stammschloss mitnahm und sie immer tiefer in die Geschichte des Palastes und jenes Gebietes einweihte, das unter seinem Protektorat stand.
Während einer Unterhaltung beim Frühstück fand sie heraus, dass er nie aufgehört hatte, Prinz von El Jamida zu sein.
„Mein Großvater hat die Bautätigkeit am Palast schließlich beendet“ erklärte Leandro. „Dieser Turm war der letzte Neubau, und es wirkt wie eine Ironie der Geschichte, dass er das erste Bauwerk war, das zerstört wurde. Vor sechs Jahren schlug ein Blitz ein, und der Brand ließ eine Ruine zurück. Als wir an den Wiederaufbau gingen, habe ich mir die Baustruktur genauer angesehen und beschlossen, sämtliche Umfassungsmauern, Türme und Wälle komplett zu restaurieren.“
„Vor sechs Jahren?“, rief Phoebe und begriff langsam. „Deshalb ist Ernesto so oft nach Castaldinien gekommen.“
„Genau. Und er hat sich jedes Mal mit dir getroffen.“ Er seufzte. Scheint, dass Ernesto als Doppelagent gearbeitet hat. Mir hat er nie gesagt, dass er dich gesehen hat, und dir hat er nicht verraten, weshalb er in Castaldinien war. Deshalb ist er vermutlich auch so unsichtbar, seit wir hierhergekommen sind. Wahrscheinlich ist ihm klar, dass wir ihm früher oder später auf die Schliche kommen würden. Ich glaube, ich muss mal ein Wörtchen mit ihm reden.“
„Lass den armen Ernesto in Ruhe. Du hast also diesen Palast nie aufgegeben? Und so tipptopp wie die Stadt und die Dörfer aussehen, hast du dich offensichtlich auch hier um alles gekümmert.“
Er zuckte die Achseln. „Ich habe die Verantwortung für diesen Distrikt, also tue ich mein Bestes, um der Bevölkerung zu dienen.“
„Da du der Beste bist, kann sich die Bevölkerung dieses Teils von Castaldinien wirklich glücklich schätzen.“
„Dass der König mir El Jamida nicht ebenfalls weggenommen hat, ist einer der Gründe, weshalb ich ihn nicht hassen konnte. Er hat mich ins Exil geschickt, aber er hat den Menschen hier nicht meine Dienste vorenthalten und mir so die Möglichkeit gegeben, viel zum Wiederaufbau der Gebäude und der Infrastruktur beizutragen.“
„Würdest du Castaldinien ebenso dienen, wenn du Kronprinz wärst?“, fragte Phoebe.
„Ich werde es tun, selbst wenn ich nicht Kronprinz werde“, antwortete er. „Castaldinien muss in neuem Glanz erstrahlen. Aber hier geht es nicht nur um Geld. Ich werde persönlich anwesend sein, um die Erneuerung des Landes zu überwachen, um mit den Leuten zu reden, mir ihre Wünsche anzuhören und sie nach bestem Wissen und Gewissen zu erfüllen.“
Sie sah ihn an, und ihre Augen füllten sich mit Tränen des Glücks. „Du bist nicht nur Castaldiner, du bist ein echter Patriot“, lobte sie. „Im Übrigen habe ich jetzt begriffen, dass du nicht nur ein Sozialreformer bist, sondern leider auch ein Demokrat. Was tun wir jetzt?“, fragte sie in komischer Verzweiflung.
Er sprang auf, zog sie hoch und nahm sie schwungvoll auf die Arme. „Wir hüten unser kleines, dunkles Geheimnis. Und da du das alles aus mir herausgekitzelt hast, werde ich dir jetzt noch ein Familiengeheimnis verraten.“
Sie strahlte ihn an. „Ich werde schweigen wie ein Grab. Falls ich es nicht der nächstbesten Person verrate, der ich begegne.“
Leandro lächelte breit. „Ich habe dir doch erzählt, dass der Palast aus drei Hauptteilen besteht.“
„Aber du hast mir bisher nur zwei davon
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