Zurück in den Armen des Prinzen
gezeigt! Eddar, den Verwaltungstrakt, und Elkasar, den Wohnbereich, wo wir uns befinden. Was ist der dritte Teil? Ein Gewölbe, voll mit Skeletten? Oder ein Labyrinth, in dem alle Schätze versteckt sind, die deine Vorfahren auf ihren Raubzügen zusammengerafft haben?“
„Es ist ein Harem.“
„In Castaldinien? Du schwindelst!“
„Absolut nicht. Leider wurde der Harem schon seit über hundert Jahren nicht mehr bewohnt, bis meine Mutter die Räume für sich entdeckte. Nach ihrem Tod waren sie wieder verwaist, aber ich habe sie restaurieren lassen. Wenn du Lust hast, kannst du dort wohnen. Und ich bleibe in meinem Flügel. Dort sitze ich dann und stelle mir vor, wie du dich in einem der luxuriösen Betten rekelst, bianco-e-nero amar elaty, abgeschirmt von durchsichtigem Tüll, umgeben von damastbezogenen roten und blauen Kissen.
Sie sah das Bild lebhaft vor sich. „Schwarz-weiße Mondgöttin“ hatte er sie genannt. Warum fiel er nicht einfach jetzt sofort über sie her und liebte sie hier auf der Stelle?
Stattdessen trug er sie hinaus. Phoebe hatte das Gefühl, als höre sie überall Stimmen und Gewisper, als huschten neugierige Schatten davon, sobald sie und Leandro sich näherten.
„Um mich noch ein bisschen mehr zu quälen, stelle ich mir vor, wie du dich im Zentralraum des Harems im Whirlpool aalst oder auf einer marmornen Liege ruhst, dich massieren lässt und dabei heiß wirst vor Lust, weil du an mich denkst. Dieser Raum ist zum Meer hin offen, und während du dich in sündigen Gedanken suhlst, streicht dir eine zarte Brise über die Haut, fächelt dir erotische Fantasien zu.“
Phoebe hielt es nicht mehr aus. Sie schlang ihre Arme um Leandros Hals und brachte ihn mit einem verlangenden Kuss zum Schweigen.
Von irgendwoher hörte sie leises Kichern und Gemurmel.
Plötzlich löste er sich von ihr und setzte sie ab. „Es gibt noch ein Geheimnis“, flüsterte er dicht an ihrem Ohr.
Gleich darauf entfernte er sich mit langen Schritten. Sie befanden sich in einem riesigen ovalen Saal, der eine Kuppel trug. Als Leandro am anderen Ende angekommen war, etwa fünfzig Meter entfernt, wandte er sich um. Phoebe sah, dass er die Lippen bewegte.
„ Ti voglio , Phoebe.“
Woher kam die Stimme so klar und deutlich? Ich will dich, hatte er gesagt. Dann begriff sie. Es war eine Flüstergalerie. Sie hatte schon von solchen raffinierten Räumen gehört, war aber noch nie in einem gewesen. Leandros Stimme war so intensiv, als stünde er direkt neben ihr. Und seine Worte, seine Stimme, die Leidenschaft darin brannten sich in ihr Gedächtnis ein. Es war so überwältigend, als sei er darauf aus, ihre Gedanken, ihre Gefühle und ihren Körper für immer in Besitz zu nehmen.
Heißes Verlangen stieg in ihr auf, und sie war drauf und dran, zu ihm hinüberzulaufen, sich ihm an den Hals zu werfen und sich ihm hier und jetzt hinzugeben. Doch irgendetwas hielt sie im letzten Moment zurück. Sie hatte Angst, fürchtete sich davor, dass das, was in der vergangenen Woche zwischen ihnen entstanden war, durch die Vereinigung ausgelöscht werden könnte. Danach würde es nur noch Ekstase geben, jenen unbesiegbaren Hunger nach Lust.
Aber Phoebe wollte diese kalte, unberechenbare Leidenschaft nicht mehr. Ihr waren das Vertrauen, der Austausch, das Lachen und Streiten, das Pläneschmieden und Diskutieren wichtiger als Sex. Weil sie Leandro liebte. Armando hatte recht gehabt. Das wahnwitzige Begehren damals war nichts im Vergleich zu jenen reifen, tiefen Gefühlen, die sie jetzt für Leandro empfand. Wenn sie jetzt sofort miteinander schliefen, war vielleicht alles wieder vorbei. Das durfte nicht passieren, denn jetzt wusste sie, wie viel sie zu verlieren hatte.
Daher musste sie warten, auch wenn es sie fast um den Verstand brachte.
Sie lehnte sich an die Wand, weil ihre Knie nachzugeben drohten, und flüsterte: „ Ti voglio anch’io, Leandro. “
Sie sah an seiner Reaktion, welche Macht ihre Worte über ihn hatten. Dann wartete er. Wartete darauf, dass sie zu ihm kam, dass sie sich anbot und bewies, dass sie ihre Worte ernst gemeint hatte, dass auch sie ihn wollte.
Nach fünf Minuten, in denen sie sich gegenseitig nicht aus den Augen gelassen hatten, bebend vor Verlangen, atemlos vor Lust, wandte Leandro sich abrupt ab und verließ den Saal.
„Erzähl mir was über das Merraba-Fest“, rief Phoebe zu Leandro hinüber, während sie nebeneinander einen Weg entlanggaloppierten. Der Wind zauste ihr Haar wie die Mähnen der
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