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Zurueck in der Hoelle

Titel: Zurueck in der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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und blitzte Talleyrand an, der in diesem Moment aus dem Westturm kam. »Ja, und Honky Tonk Hannah!«, schnaubte der Geheime Minister. »Sie sind alle da. All Eure verfluchte Piraten sind hier in Berlin!« Er gab seinen Dienern das Zeichen, dass sie loslaufen sollten und rief dem Hauptmann der Wache zu: »Der Baron ist begnadigt. Er darf tun und lassen, was ihm beliebt.«
    Danach schloss er das Fenster und schauderte bei dem Gedanken, was das wohl sein würde. Was Talleyrand machen würde und wozu ihn der Hass trieb, der in seinen Augen brannte. Der Hass auf Moses, auf Hannah und Will.
    Die Schatten der Stadt wurden länger und länger. Der Abend schluckte das Tageslicht. Nacht legte sich über Berlin, das Schloss und dessen gläserne Kuppel, die jetzt wie das kalte Auge des Teufels auf Eulenfels’ Bett herunterstarrte.
    Doch in diesem Bett schlief nicht der Geheime Minister. In ihm schliefen Moses und Will nach all den Strapazen der letzten Wochen, dem Abenteuer am Ende der Welt, Hannahs Verfolgung und ihrer Gefangennahme durch die Korsaren, ihren wohlverdienten Schlaf. Sie lagen friedlich nebeneinander und träumten von der Zeit, als sie noch mit Hannah zusammen auf dem Rochen aus einem Abenteuer ins nächste segelten.
    Doch bald schon sollte es wieder so sein. Das hatten sie den beiden Mädchen geschworen. Rachel und Sarah hatten ihnen die Augen geöffnet. Sie hatten Will daran erinnert, was er schon Whistle und Hannah gepredigt hatte, als er sie mit seiner flammenden Rede davon überzeugte, für Aweiku und ihr Volk und gegen die Übermacht der französischen Flotte zu kämpfen:
    Nur wenn alle Piraten zusammenhalten und sich nicht mehr bekämpfen, wenn sich alle vertrauen und nicht mehr betrügen, können wir die Welt vom Bösen befreien!
    Und weil Moses und Will so intensiv träumten, bemerkten sie nicht die beiden Gestalten, die durch eine verborgene Tür links vom Kamin ins Schlafzimmer huschten. Nein, Will gähnte im Schlaf. So sehr entspannte er sich bei seinen Gedanken. Er grinste und streichelte Moses, weil er wohl träumte, dass der Franzose Hannah sei, durch die braunen Rastalocken.
    »Hey«, murmelte Moses, »lass das. Lass mich in Ruhe.« Er schubste Will weg und drehte sich um. »Ich will, verfuchst noch mal, endlich schlafen.« Er zog sich das Kopfkissen über den Kopf und schnarchte dann einfach weiter.
    Will aber hörte nicht auf von Hannah zu träumen. »Komm, Hannah, komm. Wir reißen den letzten Horizont ein, damit diese von Gott und Teufel verfluchte Welt …«
    »… endlich groß genug für uns beide ist«, hauchte eine honigsüße Stimme und als Will die Augen aufschlug, sah er in das Gesicht der Piratin.
    »Nein, für uns drei«, hauchte eine noch honigsüßere Stimme und dann waren die Piratinnen plötzlich zu zweit.
    »Wir sind’s, Salome und Ophelia«, hauchte die erste der beiden, die Salome war, und dann steckte die zweite, Ophelia, ihm auch schon den Knebel in den vor Staunen aufgeklappten Mund. »Wir würden dir gern einen Vorschlag machen«, meinte sie grinsend und dann zog Salome, den schlaftrunkenen Jungen aus seinem Bett. »Das willst du doch, oder, Höllenhund Will?«
    »Oder sollen wir Eulenfels sagen, wer dieser hübsche Prinz Gagga in Wirklichkeit ist?« Ophelia kniff Will keck in den Hintern und als der sich erschrocken umdrehte, als er versuchte sich zu wehren, umarmte ihn Salome von hinten, legte ihm ihre Arme wie eine Schlinge um seinen Hals und flüsterte ihm ins Ohr:
    »Ich warne dich, Will. Denn wenn der Franzose aufwacht, bleibt uns nichts anderes übrig. Dann hängt ihr morgen zur Feier des Festes.«
    »Möchtest du das?«, hauchte Ophelia. »Oder begleitest du uns und schaust dir an, was wir dir anzubieten haben.«
    Will schielte von Salome zu Ophelia und zum schlafenden Moses zurück. Dann stammelte er etwas durch seinen Knebel, was die Damen als »Ja« deuten konnten und ohne sich weiter gegen die beiden zu wehren, ließ er sich von ihnen durch die Tapetentür ziehen.
    In der Mauer dahinter befand sich eine Treppe und die stiegen alle drei jetzt eilig empor, bis sie durch eine andere Tür, die genauso geheim war wie die neben dem Kamin, in ein Turmzimmer traten, das offensichtlich Salomes Schlafzimmer war.
    Will blickte sich um. Er suchte verzweifelt nach einem Fluchtweg, doch die doppelflügelige Tür und die beiden Fenster hatten seine Entführerinnen vorsorglich und gründlich mit Schränken und Truhen verbarrikadiert.
    »Wenn du schreist, bist du tot!«,

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