Zurueck in die Nacht
um den mach dir mal keine Gedanken.
Lass mich nur machen.“ Sie zwinkerte mir zu, und dann standen wir auch schon
vor dem Muskelpaket.
„He, Attila,
alter Hunne!“ Maya baute sich herausfordernd vor ihm auf, während ich in mich
zusammensank und vergeblich nach einer Fluchtmöglichkeit suchte. Es hieß zwar,
Frechheit siegt, aber in diesem Fall hatte ich da ernsthafte Zweifel.
Doch ich hatte
mich getäuscht. „Maya! Prinzessin! Welch Glanz in unserer bescheidenen Hütte!
Kommt rein, kommt rein!“ Und mit diesen Worten winkte er uns an sich vorbei,
ohne meinem Äußeren auch nur einen Blick zuzuwerfen. Ich hatte es ja gewusst,
neben Maya verblasste ich völlig. Aber wie man sah, konnte das auch seine
Vorteile haben.
Im Innern der
Disco war es genau so schlimm, wie ich es mir immer vorgestellt hatte –laut,
dunkel, heiß und völlig überfüllt. Schlagartig wurde mir wieder bewusst, warum
ich solche Etablissements bislang tunlichst vermieden hatte (mal abgesehen von
der Tatsache, dass mich auch noch nie jemand um meine Begleitung gebeten
hatte). Allein wäre ich völlig verloren gewesen und hätte mich mit Sicherheit
in irgendeiner Ecke verkrochen. Aber ich war ja nicht allein. Maya nahm mich an
der Hand und zog mich quer durch den Raum zu einer Theke. Dort schaffte sie es
im Handumdrehen, trotz der unüberschaubaren wartenden Menge, die Aufmerksamkeit
des Barkeepers auf sich zu ziehen und (ohne mich zu fragen) zwei Getränke zu
bestellen. Sie kamen in einem wild dekorierten Glas und sahen giftgrün-neongelb
gestreift aus.
„Was ist das
denn?“, fragte ich misstrauisch, während Maya uns wiederum durchs Gedränge
bugsierte und schließlich zwei Plätze an einem kleinen Tisch am Rand der
Tanzfläche ergatterte. Ich wunderte mich mittlerweile schon über nichts mehr.
Wahrscheinlich hatte sie magische Kräfte.
„Spezialität des
Hauses“, gab sie zurück. „Probier’s einfach!“
Vorsichtig nippte
ich an meinem Glas. „Mhmm!“ Ich nahm gleich noch einen Schluck. Trotz seines
giftigen Aussehens schmeckte es einfach himmlisch.
Maya lachte.
„Gut, was? Aber trink nicht zu viel. Man schmeckt es zwar nicht, aber der Drink
hat’s in sich!“
„Danke für die
Warnung!“ Ich beschloss, ihren Rat zu beherzigen, denn mit Alkohol hatte ich –
wie mit so vielem anderen auch – kaum Erfahrung.
Eine Weile saßen
wir einträchtig nebeneinander und beobachteten die Tänzer, da eine Unterhaltung
bei dem Krach sowieso nicht möglich war. Doch gerade, als ich begann, mich zu
entspannen und mir zu sagen, dass mein Ausgang mit Maya vielleicht doch keine
so schlechte Idee gewesen war, sprang sie auf einmal auf. „Komm, lass uns
tanzen!“
Ich verschluckte
mich fast an dem letzten Schluck von meinem Drink. „Was?“
„Tanzen! Dafür
sind wir doch hier, oder? Los, komm!“ Damit schnappte sie meine Hand und zog
mich mit sich auf die Tanzfläche.
„Nein, bitte…
tanz du allein, ich schau dir zu!“ Ich wollte mich wieder zu unserem Tisch
schleichen, doch sie hielt mich gnadenlos fest.
„Nichts da!
Schön hiergeblieben!“
„Maya, bitte!
Ich kann überhaupt nicht tanzen!“ Ich litt wirklich Höllenqualen. Tanzen, hier,
wo jeder mich sehen konnte? Eine fürchterliche Vorstellung!
Doch Maya kannte
kein Erbarmen. „Da gibt’s auch nichts zu können! Mach einfach die Augen zu und
beweg dich zur Musik! Es interessiert keinen Menschen, wie das aussieht!
Hauptsache, du hast Spaß!“
Naja, daswar
nun wirklich unmöglich. Trotzdem blieb ich brav auf der Tanzfläche – ich wollte
mir nicht noch mehr Strafpredigten von Maya anhören – und während ich mich
langsam hin und her bewegte (wahrscheinlich völlig gegen jeden Rhythmus) beobachtete
ich verstohlen die anderen um mich herum. Nach einer Weile beruhigte ich mich
tatsächlich etwas, denn offenbar hatte Maya Recht: Kaum einer achtete auf das
Geschehen um sich herum, jeder schien einfach so vor sich hin zu tanzen, und
die Zuschauer am Rand warfen zwar interessierte Blicke auf Maya, aber mich
beachtete kein Mensch. Trotzdem war ich heilfroh, als meine Begleiterin
schließlich nach mehreren Songs zu unserem Platz zurückkehrte, der
wunderbarerweise immer noch frei war, und sich dort niederließ. Und als sie
eine Kellnerin ansprach, die kurz darauf mit noch mal zwei der quietschbunten
Cocktails zurückkehrte, nahm ich trotz meiner Bedenken wegen des Alkohols einen
großen Schluck. Den hatte ich mir jetzt wirklich verdient.
Erst als das
Glas wieder leer war
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