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Zurueck in die Nacht

Zurueck in die Nacht

Titel: Zurueck in die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Walter
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war zwar auch sonst nicht der Star der Klasse, aber
da ich bis vor kurzem nichts Besseres zu tun gehabt hatte als zu lernen, hielt
ich mich normalerweise im oberen Mittelfeld. Das hatte sich, seit ich Arik
getroffen hatte, dramatisch verschlechtert, und jetzt, wo ich endlich wieder
anfing, den Nebel, der meine Gedanken eingehüllt hatte, ab und zu zu
durchdringen, erschreckte mich das doch. Auch wenn ich den Sinn von vielem, was
wir in der Schule lernen mussten, stark anzweifelte, war mir doch klar, dass
mich nur einigermaßen gute Noten irgendwann aus diesem Kaff hinaus bringen
würden.
    Außerdem begann
ich endlich wieder, regelmäßig zum Karatetraining zu gehen, das ich ebenfalls
sträflich vernachlässigt hatte. Und das wiederum bewirkte, dass ich mich
endlich wieder etwas wohler zu fühlen begann, denn Karate war für mich schon
immer, seit ich als Siebenjährige damit begonnen hatte, die beste Therapie
gewesen. Damals hatte meine Mutter mich in einem seltenen Anfall von Klarsicht
zum ersten Mal zum Training geschickt, nachdem ich immer öfter weinend aus der
Schule nach Hause gekommen war, weil mich wieder mal jemand geärgert hatte,
wobei es durchaus auch zu Handgreiflichkeiten kam. Wahrscheinlich war sie der
Meinung gewesen, dass ein asiatischer Kampfsport aufgrund meines koreanischen
Vaters zu mir passte. Auch wenn sie damit geografisch nur halbwegs richtig lag,
hatte sie doch ausnahmsweise mal genau das Richtige getroffen, und mein Verein
wurde das Elternhaus, das ich bei ihr nie wirklich hatte. Auch wenn ich dort
ebenfalls keine engen Freunde gewann, so gehörte ich doch dazu, wurde von den
anderen Karatekas akzeptiert und respektiert.
    „Clarissa! Auch
mal wieder da?“ Der fröhliche Ruf begrüßte mich, als ich leicht zögernd
(aufgrund meines schlechten Gewissens) die Tür der Umkleide öffnete. Sie
gehörte zu Maya, einer äußerst hübschen Blondine, die aber trotz ihres
umwerfenden Aussehens sehr nett und eine tolle Karatekämpferin war. Sie war
schon fast so lange wie ich dabei und ebenfalls ein Braungurt, wenn auch einen Kyu unter mir. Leider kam sie aus dem Nachbarort und ging auch dort zur Schule, so
dass ich sie nur beim Training traf. Wer weiß, vielleicht wären wir ja
Freundinnen geworden, wenn sie hier gewohnt hätte. (Oder aber sie hätte mich
genau so ignoriert wie alle anderen an meiner Schule. Wahrscheinlich war es doch
ganz gut, dass sie mich nur aus dem Verein kannte.)
    „Wurde aber auch
Zeit!“ Die zweite Stimme gehörte Elena, einer Russin, ebenfalls sehr hübsch,
aber dunkelhaarig. Sie hatte wilde, braune Locken, die ihr bis auf den halben
Rücken herunterhingen. Auch sie ging nicht auf meine Schule, sondern arbeitete
in einer Bäckerei.
    Außer den beiden
und mir waren noch fünf andere Mädchen bei uns im Verein und etwa die dreifache
Menge Jungs. Zum Glück waren die anderen nicht alle so attraktiv wie Maya und
Elena, sonst hätte ich mich wohl kaum noch hierher getraut. Aber dafür waren
sie ebenso nett.
    Nach dem
Training und der folgenden Dusche fühlte ich mich wie neugeboren.
    „He, kommt noch
jemand mit tanzen?“ Das war natürlich Maya mit ihrem freitagabendlichen
Schlachtruf. Ich glaube, sie verbrachte ihre gesamten Wochenenden auf der
Piste, zumindest, wenn man ihren Reden Glauben schenken durfte. Und bei ihrem
Aussehen und ihrer Beliebtheit gab es keinen ernsthaften Grund, daran zu
zweifeln.
    Elena winkte ab.
„Tut mir leid, ich muss morgen früh raus.“ In ihrem Fall sogar sehr früh – ab
sechs musste sie in der Bäckerei hinter der Brottheke stehen, wie sie mir mal
erzählt hatte. Und das von montags bis samstags. Wahrlich kein Job für mich!
    Die zwei, drei
anderen Älteren schüttelten ebenfalls die Köpfe, und der Rest war sowieso noch
zu jung. Maya würde sich wohl eine andere Begleitung suchen müssen. Ich
zweifelte nicht daran, dass sie bestimmt einen großen Freundeskreis hatte, der
nur zu bereit dazu wäre.
    „Und was ist mit
dir, Clarissa?“
    Ich zuckte
zusammen, als mein Name so plötzlich fiel. „Häh?“
    „Hättest du
nicht Lust, mitzukommen?“
    Ich traute
meinen Ohren nicht. „Ich? Wohin?“
    „Wovon rede ich
denn die ganze Zeit? In die Disco! Also, wie sieht’s aus?“
    „Äh…“ Hektisch
suchte ich nach einer Entschuldigung. „Weiß nicht… Ich…“ Ich begann zu
stammeln.
    „He, das wäre echt
cool! Bitte, komm doch mit!“ Sie sah mich mit ihren großen grünen Augen und
schief gelegtem Kopf an. Wenn sie das mit einem Jungen

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