Zurueck in die Nacht
machte, würde sie bestimmt
alles von ihm bekommen.
„Ich… ich geh
eigentlich nie in die Disco...“
„Dann wird es ja
mal Zeit!“, unterbrach sie mich. „Oder hast du noch was Besseres vor?“
Das gab den
Ausschlag. Etwas Besseres? Was sollte das wohl sein? Das einzige, was ich heute
Abend (und vermutlich den Rest des Wochenendes) noch tun würde, wäre, in meinem
Zimmer zu sitzen und zu grübeln. Dabei hatte es so gut getan, das mal eine kurze
Zeit lang nicht zu machen. Also fasste ich mir ganz spontan (und völlig
untypischerweise) ein Herz. „Ja, warum eigentlich nicht? Irgendwann muss ich
das ja mal ausprobieren!“
Maya klatschte
begeistert. „Bravo, Clarissa! So ist’s richtig! Du wirst sehen, wir werden viel
Spaß haben!“ Und damit gab es kein Zurück mehr.
Erst, als wir
gemeinsam aus der Turnhalle traten, begann ich, über die Konsequenzen meiner
spontanen Entscheidung nachzudenken, und schon kamen mir wieder Bedenken. „Sag
mal, Maya, wohin gehen wir denn eigentlich jetzt? Ich meine, hier in
Kirchdorf…“
„Kirchdorf
kannst du voll vergessen!“, unterbrach sie mich mit einer abfälligen
Handbewegung. „Hier ist ja wirklich gar nichts los. Genau so wenig wie bei mir.
Nein, wir müssen schon nach Ulm fahren!“
Das hatte ich
befürchtet. „Tut mir leid, aber ich glaube, dann kann ich doch nicht
mitkommen.“
Sie sah mich
enttäuscht und ein bisschen ärgerlich an. „Wieso das denn nicht?“
„Naja, wie soll
ich denn von da wieder zurück kommen, mitten in der Nacht? Dann noch allein mit
dem Bus fahren… also weißt du, da würde selbst meine Mutter was dagegen haben!“
„Ach so!“ Sie
klang erleichtert. „Wenn’s weiter nichts ist. Kein Problem! Ich bring dich natürlich
zurück. Ich muss ja auch noch nach Hause fahren.“
„Ach – du kannst
schon fahren?“
Sie grinste.
„Klar! Hab seit drei Wochen den Führerschein! Und meine Eltern haben mir großzügigerweise
auch gleich noch ein Auto dazu geschenkt! Das muss man doch ausnutzen, oder?“
„Wow!“ Ich war
beeindruckt und zugegebenermaßen ziemlich neidisch. Wenn ich nur erst den
Führerschein hätte! Aber darauf musste ich noch fast ein Jahr warten, und dann
müsste ich auch erst noch das nötige Kleingeld zusammenkratzen. Von einem Auto
ganz zu schweigen… Leider verfügte Amanda nicht über ein solches
Großzügigkeitsgen wie Mayas Eltern. Mein Neid wurde noch größer, als ich das
schicke schwarze Cabrio sah, auf das Maya selbstbewusst zusteuerte. Ihre Eltern
mussten wirklich Geld haben! Umso erstaunlicher, dass sie trotzdem immer so
nett und freundlich zu allen anderen war. Eigentlich hätte sie eine absolut
unausstehliche, arrogante Zicke sein müssen.
Als wir im Auto
saßen, kamen mir dennoch weitere Bedenken. „Sag mal, Maya – bin ich denn
überhaupt passend angezogen für eine Disco?“
Sie lachte. „Du
trägst doch schwarz, wie immer! Das passt auf jeden Fall. Und überhaupt – wen
interessiert schon, was du anhast? Hauptsache, du hast Spaß!“
Obwohl ich
ernsthafte Zweifel an ihrer letzten Behauptung hatte, verfolgte ich das Thema
nicht weiter. Was hätte es auch genützt? An meinem Outfit konnte ich nichts
mehr ändern und neben Mayas strahlender Erscheinung würde ich sowieso verblassen,
ganz egal, was ich trug.
Die Disco, die
Maya ansteuerte, lag am Rand von Ulm in einem Industriegebiet. Schon von
draußen konnte man die wummernden Bässe hören, und als ich die lange Schlange
äußerst cooler Menschen sah, die vor dem Eingang mehr oder weniger geduldig auf
Einlass warteten, wäre ich am liebsten sofort wieder umgedreht. Aber Maya zog
mich gnadenlos vorwärts, und da ich ja auf sie angewiesen war, wenn ich jemals
wieder sicher nach Hause gelangen wollte, ergab ich mich mit mulmigem Gefühl
meinem Schicksal. Bis ich den Türsteher sah und wie er gnadenlos alle möglichen
Leute abwies, obwohl ich an ihnen beim besten Willen keinen Makel entdecken
konnte.
„Komm, lass uns
gehen“, flüsterte ich Maya zu, als wir noch etwa zehn Meter vom Eingang entfernt
waren.
„Was ist denn
jetzt schon wieder?“ Sie sah mich streng an. „Mensch, Clarissa, jetzt stell
dich mal nicht so an. Du wirst sehen, wir werden echt Spaß haben!“
„Ja, wenn wir
jemals rein kämen“, entgegnete ich mit einem düsteren Blick auf den Gorilla vor
uns, dem wir immer näher rückten. „Aber der wird mich in meinen Jeans und
Turnschuhen doch nie reinlassen!“
Maya folgte
meinem Blick. Dann winkte sie ab. „Ach,
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