Zurueck in die Nacht
Miene
ist ungläubig.
„Klar!“,
bekräftige ich. „Du kennst diese Typen ja nur aus deinen Träumen, und wenn ich
dich recht verstehe, war das schon gruselig genug. Aber ich bin ihnen in
Wirklichkeit begegnet, und glaub mir, das war erst recht kein Vergnügen.“
„Ach. Das hast
du mir ja noch gar nicht erzählt.“ Ihre Stimme klingt neugierig und mir fällt zu
spät ein, dass ich ihr meine genaue Beteiligung an den Ereignissen, in deren
Verlauf Nathanael gestorben ist, eigentlich verschweigen wollte.
„Ist auch nicht
so wichtig. Mache ich demnächst mal, wenn Zeit ist“, wiegele ich lahm ab.
Natürlich ist sie damit nicht zufrieden, aber für den Moment lässt sie es gut
sein.
Clarissa ist
inzwischen in eine kleinere Straße abgebogen, und wenn mich meine Erinnerung
nicht trübt, steuert sie gerade auf ihre Schule zu. Also bislang ein ganz
normaler Tag.
Wir beschließen,
dass einer von uns vor dem Schuleingang Posten beziehen soll, einer auf dem
Schulparkplatz und ich inzwischen das Motorrad herhole. Ich besorge in der
Bäckerei noch etwas zu trinken und ein paar frische Brötchen, steuere dann die
nächste Tankstelle an und fahre anschließend zur Schule. Dort stelle ich die
Maschine auf dem Parkplatz neben drei anderen Motorrädern ab. Das ist
unauffälliger als vor der Schule zu parken, und wir haben es in der Nähe, falls
wir es schnell brauchen. Danach geselle ich mich zu Patti, die es sich auf dem
Boden neben einem in einer Ecke geparkten Auto mehr oder weniger gemütlich
gemacht hat. Von dort hat man einen guten Überblick über den gesamten Parkplatz,
den Hintereingang und einen Teil des Schulhofs.
Die nächsten anderthalb
Stunden passiert wenig. Zwei Lehrer und ein paar Schüler, offenbar zu spät,
versuchen unauffällig, sich von hinten in das Gebäude zu schleichen, danach ist
es ruhig. Auch Patti sagt nicht viel. Sie scheint immer noch damit zu kämpfen,
dass meine wilde Geschichte tatsächlich Realität ist.
Um kurz vor halb
zehn kommt endlich Bewegung auf. Es schellt, und plötzlich quellen wahre
Schülermassen aus dem Gebäude. Eindeutig Pause. Ein paar ältere Schüler steuern
den Parkplatz an, doch zum Glück wirft keiner einen Blick in unsere Richtung.
Sie quetschen sich in eine Ecke und kurz darauf glimmen ein paar Zigaretten.
Auch der Schulhof ist auf einmal voll. Es würde an ein Wunder grenzen, wenn wir
Clarissa da erspähen könnten. Als es nach einer Viertelstunde wieder schellt,
beginnen die Massen wieder ins Gebäude zu strömen, und ich stelle mich auf
weitere langweilige Stunden ein. Gegen Mittag bin ich total genervt. Die
Warterei macht mich rasend und am liebsten würde ich einfach ein paar Stunden
vor springen. Aber leider habe ich keine Ahnung, wann in Deutschland die Schule
endet, und die Gefahr, Clarissa zu verpassen, ist mir zu groß. Also fasse ich
mich zähneknirschend in Geduld.
Um Viertel nach
eins verlässt eine größere Menge Schüler die Schule, und Patti und ich müssen
unser Versteck aufgeben, als ein Lehrer direkt auf den Wagen, an dem wir
lehnen, zusteuert. Er wirft uns einen misstrauischen Blick zu, scheint dann
aber davon auszugehen, dass wir einfach ein Pärchen sind, das sich eine ruhige
Ecke gesucht hat, und fragt nicht weiter nach. Wir tun so, als ob wir zurück in
Richtung Schule schlendern, und als er den Parkplatz verlassen hat, suchen wir
uns einen anderen Blickschutz. Ich verrenke mir den Hals, um ja kein Gesicht zu
verpassen, aber Clarissa sehe ich nicht. Dann schellt es wieder, und ich
vermute, dass sie leider noch länger Schule hat.
Auch beim
nächsten Exodus eine knappe Stunde später ist sie nicht dabei. Langsam werde
ich unruhig. Kann es sein, dass wir sie doch verpasst haben? Ich gehe kurz zu
Raphael, um mich mit ihm zu beraten, aber er weiß auch nichts Neues. Wir
beschließen, noch so lange zu warten, bis die Schule endgültig aus ist, und
wenn wir sie dann immer noch nicht entdeckt haben, zum Morgen zurückzugehen und
ihr vielleicht ins Schulgebäude folgen.
Doch zum Glück
wird das nicht nötig. Denn als es das nächste Mal klingelt, ist Clarissa eine
der ersten, die aus dem Hintereingang kommen. Sie scheint es ziemlich eilig zu
haben, denn sie rennt fast auf den Parkplatz. Ich habe gerade noch Zeit, mich
zu ducken. Jetzt sehe ich allerdings nicht mehr viel, aber Patti hält mich auf
dem Laufenden. Wie sie mir berichtet, sieht Clarissa sich kurz um, dann hält
sie schnurstracks auf die Ausfahrt des Parkplatzes zu.
„Mann, die
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