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Zurueck in die Nacht

Zurueck in die Nacht

Titel: Zurueck in die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Walter
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hat
ja ein ganz schönes Tempo drauf!“, bemerkt Patti. „Hat sie eine Verab… – He!“
Sie stockt auf einmal. „Was ist denn jetzt los? Wo ist sie hin?“
    Sie klingt
verblüfft, und ich wage es, meinen Kopf ein Stück aus meiner Deckung zu
strecken. Clarissa läuft jetzt eilig die Straße entlang. Ich erhebe mich und
werfe Patti einen fragenden Blick zu. „Wieso? Da ist sie doch!“
    „Wo?“ Sie reckt
den Hals.
    Ich strecke
meinen Arm aus. „Na, da! Auf der Straße! Los, wir sollten ihr folgen, bevor wir
sie wirklich aus den Augen verlieren!“
    Patti kneift die
Augen zusammen und schüttelt den Kopf. „Tut mir leid, aber ich sehe sie echt
nicht!“ Dabei schaut sie genau in Clarissas Richtung.
    Und da fällt es
mir wie Schuppen von den Augen. „Du kannst sie wirklichnicht sehen?“
    „Wie ich schon
sagte!“ Sie klingt genervt.
    Ich schüttele
langsam den Kopf. „Aber… Ehrlich, das verstehe ich nicht. Das… ist eigentlich
nicht möglich. Oder?“
    Patti zieht die
Augenbrauen hoch. „Wenn du mich an deinen Gedanken teilhaben lassen und nicht
weiter in Rätseln reden würdest, dann könnte ich dir vielleicht antworten.“
    Ich packe sie am
Arm. „Ich weiß. Tut mir leid. Später. Jetzt müssen wir einfach hinter ihr her.
Ich glaube, das könnte sehr interessant werden.“
    „Und Raphael?“,
fragt sie atemlos, während ich sie mitzerre.
    „Den holen wir nachher.
Jetzt will ich erst mal wissen, was hier los ist.“
    Dann erkläre ich
ihr, was mir aufgefallen ist. Warum ich Clarissa sehen kann, aber sie nicht.
Denn dafür braucht man eine spezielle Fähigkeit, über die Patti nicht verfügt.
Sondern meines Wissens bisher nur zwei mir bekannte Menschen, nämlich Arik und
ich selbst. Und jetzt ganz offenbar auch Clarissa.
     
     

Wandlung
    Clarissa
     
    Mein Leben hat
sich in den letzten Wochen (Oder waren es nur Tage? Oder Monate? Ich habe
völlig den Überblick verloren!) um hundertachtzig Grad gewandelt. Durch Jay bin
ich ein völlig neuer Mensch geworden. Oder besser gesagt, kein Mensch.
Viel mehr als ein Mensch. Ich bin immer noch unglaublich ehrfürchtig und
dankbar, dass er ausgerechnet mich dafür ausgewählt hat. Für ein Leben, von dem
ich mir nie hätte träumen lassen. Das ich nicht verdient habe.
     
    Ich habe ihn
gefragt: „Warum ausgerechnet ich? Ich bin das nicht wert!“
    „Das darfst du
nicht sagen!“, hat er mir ernst entgegnet. „Du bist etwas Besonderes, Clarissa.
Du siehst das Besondere. Und du bist bereit, dich darauf einzulassen. Sonst
wäre ich gar nicht in der Lage gewesen, dich auszuwählen. Und außerdem – ich musste
dich wählen. Es ging nicht anders. Wir brauchen dich. Und ich will nicht, dass
du stirbst. Du bist nicht böse. Du wusstest es ja nicht.“
    Zwar verstand
ich so gut wie nichts von dem, was er sagte, aber es reichte mir, zu wissen,
dass er mich wirklich mit Absicht ausgesucht hatte. Das ließ mir so warm ums
Herz werden, dass mir alles andere völlig egal war.
    Von dem Moment
an, als er mich mitten in der Nacht mit der Neuigkeit geschockt hatte, dass wir
ab sofort gegenseitig unsere Gedanken lesen konnten, waren wir so gut wie unzertrennlich.
Mal abgesehen von den unerträglich langen Stunden, die ich in der Schule absaß (weil
er darauf bestand), und der Zeit, in der ich schlief (was ich auf so wenige
Stunden wie möglich reduzierte), verbrachte ich all meine Zeit mit ihm. Meistens
waren wir in der alten Autowerkstatt, und ich lernte in kurzer Zeit so viel wie
vorher in all den Jahren nicht. Denn zu meiner Überraschung entpuppte Jay sich
als Superkämpfer. Auch wenn er mit seinen ausgeflippten Klamotten überhaupt
nicht danach aussah, war er durchtrainiert, stark, ausdauernd, wahnsinnig gelenkig,
extrem schnell und traf immer auf den Punkt. Egal, ob mit den Händen, den
Füßen, allen möglichen anderen Körperteilen – oder mit Waffen.
    Zuerst war ich ziemlich
geschockt, als er eines Nachts (unsere bevorzugte Trainingszeit) plötzlich ein
langes, silbrig schimmerndes Messer in seiner Hand hielt. Ich sah ihn mit
großen Augen an. „Was willst du denn damit?“
    „Angst?“
    Seine Stimme
klang lauernd, und ich merkte, wie mir der Schweiß ausbrach. Ich schluckte.
    „Genau deshalb.“
    „Wie… wie
bitte?“
    „Genau deshalb
solltest du dich damit vertraut machen.“ Jetzt klang er nicht mehr lauernd,
sondern ernst. „Damit du keine Angst mehr davor hast.“
    „Aber… aber…
Meinst du denn wirklich, dass das nötig ist?“, stotterte ich.

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