Zurück in Virgin River (German Edition)
Weinen?“, fragte sie.
Abby nickte. „Es tut mir leid. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.“
„Ich schon. Während meiner Schwangerschaft spielten meine Gefühle dermaßen verrückt, dass ich keine Ahnung habe, wie es irgendjemand in meiner Nähe aushalten konnte. Ich war komplett durchgedreht.“
„Ich sollte mich schämen“, sagte Abby seufzend. „Dir ging es damals viel schlimmer.“
„Das spielt doch jetzt keine Rolle“, tröstete Vanni sie. „Du hast im Moment eben viel Stress. In deiner Situation, frisch geschieden mit einem Berg unbezahlter Rechnungen und diesem schrecklichen Ehevertrag ist es eigentlich kein Wunder, dass du ein bisschen … überreagierst.“
Abby schnäuzte sich geräuschvoll die Nase. „Erst beklage ich mich darüber, dass mir alles entgleitet, und dann verliere ich die Nerven. Das ergibt doch keinen Sinn.“„Abby. Ich bin nicht gerade für meine Weisheit bekannt, sondern eher für mein verdammtes Temperament. Die genauen Worte meines Mannes, der überhaupt kein Temperament hat. Ich will aber, dass du weißt, dass ich zu dir halte und dich unterstütze, egal, was du tust. Trotzdem sage ich dir, was ich denke, was du nun tun solltest. Du solltest gleich morgen früh in die Klinik gehen und dich bei Cameron entschuldigen. Ich bin der Meinung, ihr solltet euch mal ernsthaft darüber unterhalten, wie ihr das mit den beiden Kindern handhaben wollt. Ihr beide müsst euch nur für eine Sache verantwortlich fühlen, und das sind die Kinder. So kann es jedenfalls nicht weitergehen. Weder du willst auf die Kinder verzichtennoch er. Deshalb müsst ihr einen Weg finden, wie ihr miteinander klarkommt, ob ihr nun Freunde seid oder nicht. Aber es wäre natürlich viel besser, wenn ihr Freunde wärt. Schon allein der Kinder wegen. Hm?“
„Es macht mich einfach so wütend!“, brach es aus Abby heraus, während ihr schon wieder Tränen über die Wangen rollten.
„Was macht dich so wütend?“
„Dass er auch hier gelandet ist! Dass er mich gefunden hat! Dass ich nun zusätzlich zu allem anderen auch noch einen Weg finden muss, mit ihm klarzukommen! Ich wollte eigentlich einfach nur in aller Ruhe meine Babys zur Welt bringen, sie dann zu meiner Mutter bringen und mein Leben weiterleben wie bisher.“
„Ach ja? Tja, Abby, darauf hast du keinen Anspruch.“
Abby schaute sie mit geweiteten und feuchten Augen an, während sie nervös ein Taschentuch in ihren Händen zerknautschte.
„Hör mal, ich kenne Cameron schon ewig. Noch aus einer Zeit, bevor Paul hier aufkreuzte und mir sagte, was er für mich empfindet. Na ja, ich kann nicht gerade behaupten, dass ich ihn gut kannte – wir hatten zwei sehr platonische Verabredungen. Doch wir haben viel miteinander gesprochen, und daher weiß ich, dass er schon immer heiraten und eine Familie gründen wollte. Er liebt Kinder so sehr, dass er eine zweite Facharztausbildung in Kindermedizin gemacht hat. Er …“
„Das weiß ich alles längst …“
„Abby, hör mir bitte zu. Du und ich, wir sind immer gute Freundinnen gewesen. Wir sind zusammen geflogen, haben zusammen eine Menge Partys gefeiert, haben gemeinsam sämtliche miserablen Liebhaber betrauert, denen wir unsere Herzen geschenkt hatten. Und, lieber Himmel, wenn ich darüber nachdenke, welche Idioten wir uns als Ehemänner vorstellen konnten, dann bekomme ich noch nachträglich eine Gänsehaut. Als deine Freundin will ich ehrlich zu dir sein. Und als meine Freundin schuldest du es mir, mir zuzuhören. Abby, du hast kein Recht darauf, einfach dein Leben so weiterzuleben wie bisher. Für den Schlamassel, in dem du steckst, bist du genauso verantwortlichwie er. Und er hat genauso viel Anrecht auf seine Kinder wie du. Ich glaube, für Cameron wäre es eine Tragödie, wenn du es geschafft hättest, mit den Kindern zu verschwinden. Es steht ihm zu, seiner Familie sagen zu dürfen, dass er Vater von Zwillingen wird. Und seine Mutter hat ein Recht darauf zu erfahren, dass sie bald Großmutter wird. Kann sein, dass alles kompliziert ist und vielleicht sogar alles andere als perfekt, aber ich wette, für Cam gehört das momentan trotzdem zu den schönsten Dingen seines Lebens. Ich glaube, dass, falls irgendwelche Probleme in der gemeinsamen Elternschaft auftauchen, du das Problem sein wirst. Und nicht er.“
Abby verschlug es für einen Augenblick die Sprache. Als sie sie schließlich wiederfand, sagte sie nur: „Wow!“
„Ich weiß, das war jetzt brutal. Doch, Abby, es ist die
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