Zurück in Virgin River (German Edition)
Glühwürmchen, die du als Kind gefangen hast. Und von deinen Ferien mit der Familie am See.“
Es dauerte ein paar Minuten, bis Abby sich entspannte, und dann erzählte sie ihm von früher. Bald konnte sie auch wieder lachen. Sie hätte nie erwartet, dass es wieder einmal so zwischen ihnen werden würde wie in ihrer ersten gemeinsamen Nacht. Ihrer einzigen gemeinsamen Nacht. Obwohl sie damals Fremde gewesen waren, hatten sie sich schon nach einer Stunde Geschichten erzählt, Geheimnisse anvertraut und miteinander gelacht. Wie alte Freunde. Wie zwei Menschen, die sich liebten.
Abby fragte Cameron nach seiner Kindheit und der Familie. Als er ihr sagte, was sie wissen wollte, fiel ihr plötzlich auf, wie sehr sie ihn seit jener ersten Nacht vermisst hatte. Der einzige Grund, weshalb sie die Nacht miteinander verbracht hatten, war, dass sie so gut zusammenpassten, so viele Erfahrungen teilten, ähnlich empfanden.
Kurze Zeit später räumte Cameron den Tisch ab und begann mit dem Abwasch. Abby holte den Mülleimer, um die Essenreste wegzuwerfen, und bekam auf einmal einen Lachanfall. Vor Lachen musste sie sich sogar den Bauch halten. Dann fischte sie etwas aus dem Abfall und hielt Cameron triumphierend eine leere Dose Bolognesesoße vor die Nase.
Er zog eine Grimasse.
„Ein altes Familienrezept?“, fragte sie immer noch außer Atem vor Lachen.
„Na ja, die Herstellerfirma gehört doch einer alten Familie, soweit ich gehört habe“, versuchte er sich grinsend herauszureden. „Und das mit den Würstchen war wirklich meine Idee.“
„Cameron“, rief sie gespielt empört. „Du bist ein elender Lügner!“
Am nächsten Morgen fuhr Abby gleich als Erstes zur Klinik. Sie hatte sich extra hübsch gemacht. Sie wollte so gut wie möglich aussehen, wenn sie sich ernsthaft mit Camerons Vorschlag auseinandersetzte.
Camerons Vorschlag war nicht nur sinnvoll, sondern auch vernünftig und ehrenwert. Ob sie es nun geplant hatten oder nicht, sie bekamen Zwillinge. Kinder, die Eltern brauchten. Eltern, die sich aufeinander verlassen und nicht nur irgendwie miteinander klarkommen mussten. Eine echte Familie. Und es wäre wirklich am besten, wenn sie mit Cameron zusammenzog. Sie betrachtete ihren Bauch. Die Chancen, wieder miteinander zu schlafen, waren jedoch gleich null.
Aber es steckte noch mehr dahinter. So nett Vanni und Paul sie auch aufgenommen hatten, sie verdienten es, auch mal wieder unter sich zu sein. Sie hatten ein Recht auf ein eigenes Privatleben. Schließlich hatte Abby gar nicht beabsichtigt, so lange bei ihnen zu bleiben – sie hatte eigentlich vorgehabt, sich eine eigene Wohnung zu mieten. Doch sie hatte ungefähr fünf Minuten gebraucht, um festzustellen, dass das Alleinleben im Augenblick keine gute Option für sie war. Im Gegenteil. Sie benötigte eine Menge Unterstützung. Natürlich hätte sie auch woanders wohnen und jeden Tag zu Vanni fahren können, wenn sie das gewollt hätte. Denn auch sie selbst benötigte ihren Freiraum, da sie es nicht gewohnt war, mit jemand anderem zusammenzuwohnen. Abgesehen von der sehr kurzen Zeit mit ihrem Ehemann, hatte sie immer allein gelebt.
Bei Vanni und Paul war immer etwas los; entweder das Baby schrie oder es gluckste vor Freude. Manchmal kam Walt auch spontan vorbei oder Shelby und Luke, die meistens auch noch Art, Lukes Assistenten, zum Essen mitbrachten. An den meisten Abenden war das Haus voll, und es war laut. Ab und an gingen sie auch alle gemeinsam zu Jack in die Bar. Und jedes Mal, wennsie versucht hatte, sich auszuklinken, waren die anderen gleich furchtbar besorgt um sie gewesen. So war Abby am Ende immer mitgegangen und hatte fast keine Zeit mehr für sich alleine.
Cam wäre wenigstens jeden Tag in der Klinik und würde sie nicht bis in die Puppen in Anspruch nehmen. Und sie hätte ihr eigenes Zimmer, um sich vor ihm zurückzuziehen, falls er ihr zu viel würde.
Sein Vorschlag war wirklich sinnvoll, aber auch irgendwie peinlich.
Und was sie alles zu besprechen hätten!
Als Abby die Klinik betrat, begegnete ihr Mel, die dabei war, ihren Papierkram zu erledigen. Sie begrüßte Abby mit einem Lächeln. „Hallo, wie geht’s dir?“
„Danke, gut. Ich wollte mit Cam sprechen. Er wollte mir eure Hütte zeigen …“
Mels Gesichtsausdruck sprach Bände. „Ich hoffe, sie gefällt dir“, sagte sie leise.„Wenn ihr euch sicher seid, dass es okay ist, dann …“
„Oh, ich finde es toll, dass ihr da wohnen wollt. Diese kleine Hütte hat mein Leben
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