Zurück in Virgin River (German Edition)
abstützte und der Natur freien Lauf ließ. Er stand etwas wacklig auf einem Bein, vor allem während er sich den Reißverschluss der Hose hochzog. Dann humpelte er schwerfällig zum Waschbecken. Jack, der die Schwierigkeiten vorausahnte, die Rick mit nassen Händen und der Gehhilfe erwarteten, reichte ihm rasch ein paar Papierhandtücher. Als Rick sich vom Waschbecken entfernte, war seine Jeans vorne komplett durchnässt. Er hatte sich gegen den nassen Rand des Waschbeckens gelehnt. „Scheiße“, fluchte er.
„Der Lernprozess ist ganz schön hart, was?“, bemerkte Jack. „Noch ein Grund mehr, sich an die Prothese zu gewöhnen, hm?“
Rick kehrte Jack den Rücken zu und murmelte etwas in seinen Bart. „Einer der Jungs hat gesagt, es sei leichter, mit einem Bein Sex zu haben, als mit einem Bein zu duschen.“
Jack lachte. „Gut zu wissen.“
„Ich bezweifle, dass es jemals wieder dazu kommen wird.“
Wieder zurück am Wagen, packte Jack Rick unter den Achseln. „So, und jetzt mit Schwung.“ Dann waren sie wieder unterwegs. Jack ließ sich Zeit. Nach etwa einer halben Stunde und einem langen Tag erreichten sie Mendocino. Jack fragte Rick: „Was machen die Schmerzen, Rick?“
„Ganz okay. Die Tabletten wirken ganz gut. Meistens.“
„Wir sind in wenigen Stunden zu Hause“, erklärte Jack. „Tut mir leid wegen der Sache mit dem Sandwich. Und mein Benehmen tut mir auch leid. Wir kommen wohl nicht weiter, wenn ich ständig versuche, mich wie ein Tyrann aufzuführen. Ich bitte um Entschuldigung.“
„Vergiss es“, erwiderte Rick.
„Ich suche einfach nach einem Weg, dir zu helfen, wieder auf die Beine zu kommen, verstehst du?“
„Bein“, korrigierte Rick, ohne Jack dabei anzusehen. „Duwillst, dass ich wieder auf mein Bein komme.“
Lass ihn reden! versuchte Jack sich zähneknirschend zu beruhigen. Rick wird nicht ewig wütend sein. Oder doch? „Hör mal, es gibt da ein paar Dinge, über die wir reden sollten.“
„Zum Beispiel?“
„Erstens: deine Reha. Du bist in einer Klinik in Eureka angemeldet. Sie ist klein und hat einen guten Ruf, und sie nehmen dich. Sie wird oft von ehemaligen Soldaten genutzt. Und außerdem gibt es da Therapiestunden.“
„Keine Therapie.“
„Wie bitte, was? Hörst du dir eigentlich selbst zu? Willst du dich für den Rest des Leben so fühlen wie jetzt?“
„Jetzt hörst du mir mal zu. In Balboa hatten wir bereits solche Mätzchen wie Gruppenkuscheln. Es war reine Zeitverschwendung. Danach fühlte ich mich immer schlechter statt besser.“
„Diesmal bist du ganz alleine mit dem Therapeuten. Und du musst ganz sicher mit niemandem kuscheln.“
„Hat der Therapeut zwei Beine?“, fragte Rick sarkastisch. „Denn ich kann es wirklich gut leiden, wenn so ein Heini, der noch alle Körperteile hat, mir beizubringen versucht, wie ich mich am besten mit dem, was noch von mir übrig ist, abfinde.“
„Meinetwegen könnte er zwei Köpfe haben“, fuhr Jack ihn an. „Entschuldige. Das war reiner Frust. Ich bin ziemlich frustriert.“
Rick lachte trocken. „Ach ja?“
„Wo wir gerade dabei sind. Ich hätte gerne, dass du bei mir und Mel wohnst. Sobald du auf der Veranda bist, ist das Haus ganz barrierefrei. Die Dusche ist ebenfalls ebenerdig. Du brauchst dich nicht mit einer Badewanne abzumühen. Ich könnte dich überall hinfahren, bis du wieder selbst fahren kannst. Du kannst so viel Zeit bei deiner Großmutter verbringen, wie du willst, und ich würde dich sogar zu ihr bringen. Aber ihr Haus ist eine Herausforderung, und sie kann sich nicht richtig um dich kümmern.“
„Das ist schon okay“, entgegnete Rick. „Sie braucht sich nicht um mich zu kümmern.“
„Rick, bitte sei vernünftig. Mel und ich können dir helfen, dennLydie hat bereits genug damit zu tun, auf sich selbst zu achten.“
„Sie braucht sich nicht um mich zu kümmern. Wir kriegen das schon hin.“
„Machst du es mir eigentlich absichtlich so schwer? Willst du mich wirklich davon abhalten, dir zu helfen?“
„Wieso? Ich lasse mich doch von dir nach Hause bringen, oder nicht? Freust du dich denn gar nicht über die wunderbare Gesellschaft, die ich dir leiste?“
„Ja. Es war wirklich himmlisch …“
„Und? Nächster Punkt? Oder war es das schon?“
„Liz“, sagte Jack.
„Da gibt’s nichts zu reden.“
Nun war Jack derjenige, der ein freudloses Lachen von sich gab. „Freundchen, wir werden trotzdem darüber reden. Ich weiß, dass du ihre Anrufe nicht beantwortet
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