Zurueck ins Glueck
Pest, aber gegen seinen Vater ließ sich nichts sagen. Solange James das Oberhaupt des Familienclans war, würde er weiter für die Judges arbeiten, danach... nun, das würde sich finden, dachte er.
James sah auf seine Uhr, als er das Flughafengebäude betrat. Er war fast eine Stunde zu früh dran, und sein Magen knurrte vernehmlich, deshalb steuerte er auf den nächstgelegenen Zeitungsladen zu, um sich eine Tafel Schokolade zu kaufen. Während er etwas hilflos vor der üppigen Auswahl an Süßwaren stand, hörte er eine Frau ein Päckchen Zigaretten verlangen. Die heisere, überaus verführerische Stimme erkannte James sofort wieder.
»Gillian, sind Sie das?«, fragte er überrascht.
»Oh, hallo, Mr. Judge. Was für ein Zufall, Sie hier zu treffen.«
»Bitte nennen Sie mich doch James.«
»James«, schnurrte sie lockend, dabei flatterte sie mit den Wimpern. Männer wie er erlagen ihrem Charme am leichtesten.
»Was tun Sie denn hier am Flughafen?«, erkundigte er sich.
»Ich... nun, ich mache ein paar Tage Urlaub. Und Sie? Fliegen Sie auch in die Sonne?«, fragte sie, wohl wissend, dass er hier war, um die alte Hexe abzuholen.
»Nein. Meine Frau kommt heute aus Barbados zurück; ich will sie abholen.«
»Wie nett von Ihnen, James. Weiß Ihre Frau eigentlich, was für ein Glück sie mit Ihnen hat?«
James schmolz förmlich dahin. »Finden Sie, Gillian? Aber sagen Sie, hat Luke Delaney Sie letzte Woche erreicht? Er schien dringend mit Ihnen sprechen zu wollen.«
»Ja, er hat mich erreicht. Aber ganz unter uns... Luke Delaney ist ein netter junger Mann, aber leider ganz und gar nicht mein Typ. Sein Besuch war mir ziemlich peinlich.«
»O je, das tut mir jetzt aber leid. Wissen Sie, ich war nämlich der alte Narr, der ihm Ihre Adresse gegeben hat. Er kam nach Dunross – das muss ungefähr eine Woche her sein – und wollte Cameron nach Ihrer Telefonnummer fragen.« James wirkte sichtlich geknickt. »Aber Cameron ist nicht im Lande, und da wollte ich dem Jungen gern helfen.«
Gillian legte ihm eine Hand auf den Arm. »Machen Sie sich deswegen keine Gedanken. Es ist ja nichts weiter passiert.« Dann hakte sie sich bei ihm unter. »Aber wenn wieder einmal ein Mann meine Adresse von Ihnen haben will, dann tun Sie mir einen Gefallen und sagen Sie, Sie hätten sie nicht.« Sie lächelte nachsichtig.
»Versprochen. Darf ich Sie als kleine Entschuldigung vielleicht zu einem Drink einladen?«
Gillian witterte eine günstige Gelegenheit. »Das ist sehr großzügig von Ihnen, James, aber ich glaube, Sie haben vorher noch eine Kleinigkeit zu erledigen.«
James war von ihr hingerissen und hocherfreut, sich unverhofft in so charmanter Gesellschaft zu befinden. »Was denn?«, fragte er.
»Sie sollten in den Laden zurückgehen und die Schokolade bezahlen«, lachte Gillian.
James machte auf dem Absatz kehrt, stürmte in das Zeitungsgeschäft und ließ die Tafel Schokolade auf das erstbeste Regal fallen. Gillian blieb vor der Tür stehen und beobachtete ihn. Er war offenbar äußerst empfänglich für ihre Reize. Alte Männer lassen sich so leicht einwickeln, dachte sie, und in diesem Moment nahm ein teuflischer Gedanke in ihrem Kopf Gestalt an. Wieso sollte sie Cameron hinterherjagen, wenn James eine viel lohnendere Beute war? Natürlich war er beträchtlich älter
als sie, aber das hieß nur, dass er früher sterben würde. Mit etwas Glück könnte sie dann eine sehr reiche junge Witwe sein. Wenn es ihr gelang, James für sich zu gewinnen, würde ihr das einen entschieden größeren Anteil der Aktien und des Vermögens der Judges eintragen als eine Ehe mit Cameron. Nach James’ Tod würde sein Besitz zweifellos zwischen seiner Frau und seinen Kindern aufgeteilt werden, und für Cameron würde nur ein kleines Stück vom Kuchen abfallen. Ja, erkannte sie mit einem Mal, finanziell gesehen war James ein viel besserer Fang als Cameron.
»Alles klar?«, fragte sie, als er zurückkam.
»Alles klar. Niemand hat mich gesehen, und wenn doch, hat niemand etwas gesagt. Ich wusste gar nicht, dass Stehlen so einfach ist«, stellte er trocken fest.
Gillian brach in schallendes Gelächter aus. »Oh, James, Sie machen mir Spaß«, gluckste sie. »Vermutlich waren Sie einfach zu geschickt, deshalb hat niemand etwas gemerkt. Waren Sie schon immer so ein Draufgänger?«
»Die Zeiten sind vorbei, fürchte ich.«
Wieder hakte sie sich bei ihm unter, um Arm in Arm mit ihm weiterzugehen. »Wissen Sie, James«, schnurrte sie, »wir
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