Zurueck ins Glueck
hätte in diesem Aufzug absolut lächerlich gewirkt. Dieser Fremde nicht. Seine genagelten Stiefel klackten laut auf dem Boden.
»Oh... äh... wunderbar, vielen Dank«, stammelte sie. »Tut mir leid, ich wollte nicht so laut werden, ich bin einfach nur mit den Nerven am Ende.«
Doch ihr Gegenüber schien ihr gar nicht zuzuhören. »Maria«, rief er dem Mädchen hinter der Theke zu, das daraufhin das Haar zurückwarf und mit den Wimpern klimperte. Der Mann redete mit Überschallgeschwindigkeit, wie es Samantha vorkam, auf sie ein. Maria nickte mehrmals. Ein kaum merkliches Lächeln spielte um ihre Lippen.
»Kommen Sie, setzen Sie sich.« Er deutete auf den ihnen am nächsten stehenden Tisch und nahm daran Platz, ohne auf sie zu warten. Samantha betrachtete ihn verstohlen. Gut sah er ja aus, aber als Gentleman konnte
man ihn wahrlich nicht bezeichnen. Unsicher zog sie sich einen Stuhl heran und setzte sich zu ihm. Er beachtete sie nicht, sondern zog ein Paket Tabak und Blättchen aus der Tasche und begann, sich eine Zigarette zu drehen. Samantha schwieg eine Weile, dann konnte sie ihre Ungeduld nicht länger bezähmen.
»Seien Sie doch so nett und sagen Sie mir einfach, wo ich Pablo finden kann, dann sind Sie mich sofort wieder los.«
Maria erschien mit einer Schüssel, die eine Art Eintopf aus Artischocken, Spargel, Paprika, Tomaten, Bohnen und Kartoffeln zu enthalten schien, und einem Korb mit Brot. Dann brachte sie eine Flasche Wein und ein Glas und stellte beides vor dem Fremden auf den Tisch.
»Das ging aber schnell«, staunte Samantha.
Der Mann blickte zu Maria auf, dann grinste er, als sei ihm noch etwas eingefallen. » Dos vasos «, rief er ihr nach.
Samantha verstand die Worte nicht, aber Marias giftiger Blick in ihre Richtung sprach Bände. Das Mädchen stapfte davon und kam mit einem weiteren Glas zurück. Diesmal gab der Mann ihr einen Klaps auf die Kehrseite, als sie sich abwandte, was ihr ein lautes Quieken entlockte.
Höhlenmensch, dachte Samantha säuerlich. Allmählich entwickelte sie eine tiefe Abneigung gegen ihn.
Wortlos füllte er die beiden Gläser mit tiefrotem Wein und reichte ihr eines davon. Dann nahm er seinen Hut ab und legte ihn neben sich auf den Tisch.
»Vielen Dank, äh… ich weiß Ihren Namen leider nicht.«
»Pedro«, erwiderte er, ohne von seinem Eintopf aufzublicken.
Er stocherte mit seiner Gabel darin herum, als suche er etwas.
»Freut mich, Pedro. Ich möchte Sie wirklich nicht beim Essen stören oder Ihnen Ihre Zeit stehlen«, erklärte sie. »Sagen Sie mir doch bitte, wo Pablo ist. Ich muss dringend mit ihm sprechen.«
Pedro beugte sich über sein Essen, als müsse er es vor ihr schützen, dabei stützte er beide Ellbogen auf den Tisch. Seine bäuerischen Manieren ärgerten Samantha.
»Worüber wollen Sie mit Pablo sprechen?«, fragte er schroff.
»Nehmen Sie es mir nicht übel, aber das geht nur ihn und mich etwas an.«
Pedro zuckte die Achseln, schob seinen Stuhl zurück und machte Anstalten, vom Tisch aufzustehen.
»Bitte.« Samantha legte eine Hand auf seinen Arm. Die Haut fühlte sich warm unter ihren Fingern an, und ihr fiel auf, wie breit sein Handgelenk war. Er sah zu ihr auf. »Entschuldigung, aber ich weiß nicht, ob es ihm recht wäre, wenn jemand erfährt, wer ich bin«, fuhr Samantha fort. »Es ist alles schon sehr lange her.Trotzdem muss ich ihn unbedingt sehen.«
Pedros Augen bohrten sich in die ihren, aber sie war nicht gewillt, sich einschüchtern zu lassen, und hielt seinem Blick unverwandt stand, was ihr zu ihrer eigenen Überraschung nicht schwerfiel. Er mochte ja rau und ungehobelt sein, aber seine geradezu hypnotischen Augen machten vieles wett. Sie waren von jenem satten dunklen Braun, das man in Irland kaum, in Spanien dafür umso häufiger findet, und wurden von jettschwarzen Wimpern gesäumt, die geradezu feminin gewirkt hätten, hätte darüber nicht ein Paar dichter, buschiger Brauen geprangt.
Das Gesicht war fast eckig, doch die beinahe bis auf die Schultern fallenden glatten dunklen Haare milderten die Härte der Züge ein wenig ab. Er war ganz und gar nicht ihr Typ, aber unleugbar ein äußerst attraktiver Mann – auf eine derbe, naturverbundene Art.
Endlich bequemte er sich dazu, erneut den Mund aufzumachen. »Kennt Pablo Sie?«
»Ich glaube nicht, dass er mich wiedererkennt, dazu haben wir uns zu lange nicht gesehen, aber er wird sich sicher an mich erinnern.«
»Wird ihn diese Begegnung aufregen?«, fragte Pedro
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