Zurueck ins Glueck
Sünde wert. Er hatte sie beobachtet, als sie zum Waschraum gegangen war, und dabei registriert, dass ihr auch die Blicke zahlreicher anderer Männer folgten. In ihren engen hellblauen Jeans, den hochhackigen Stiefeln und dem eng anliegenden weißen Shirt, das ihre Kurven betonte, war sie eine echte Augenweide; eine Frau, die in jedem Mann fast erloschenes Feuer wieder anzufachen verstand.
Gillian Johnston befand sich in einer ähnlichen Hochstimmung. Warum war sie nicht schon früher auf diese Idee gekommen? James würde ihr wie ein reifer Apfel in den Schoß fallen, Cameron dagegen war ein wesentlich schwieriger zu erlegendes Wild. Sie war sicher, James
ohne große Mühe um den kleinen Finger wickeln zu können. Er würde alles für sie tun. Sie würde ihn dazu bringen, seine Frau zu verlassen – vermutlich war er sogar froh, wenn sie ihm einen Vorwand dafür lieferte. Rose Judge war ein herrschsüchtiges, zänkisches Scheusal. Gillian begriff nicht, wie James es überhaupt so lange mit ihr hatte aushalten können. Rose hatte ihn stets wie einen Fußabstreifer behandelt. Nun, jetzt würde James Judge der Zweite ihr Fußabstreifer werden. Erst jetzt wurde Gillian klar, wer ihr eigentlicher Gegner war. James dazu zu bringen, sich in sie zu verlieben, war ein Kinderspiel, dafür zu sorgen, dass Rose ihn gehen ließ... hier lag die wahre Herausforderung. Sie würde sich eine Strategie zurechtlegen müssen, dachte Gillian. Ihr Flug wurde aufgerufen, und während sie darauf wartete, in die Maschine einsteigen zu können, erwog sie die Möglichkeiten, die ihr offenstanden. Jetzt hatte sie einen weiteren Trumpf im Ärmel, und es lag allein an ihr, wie sie ihre Karten ausspielte. Sie hatte eine Woche Zeit, um Cameron dazu zu bringen, ihr einen Heiratsantrag zu machen. Gelang ihr das, konnte sie James sicherlich dazu bewegen, eine solche Verbindung gegenüber der Familie zu befürworten. Hatte sie bei Cameron keinen Erfolg, würde sie sich an James halten. So oder so, sie war fest entschlossen, bald Mrs. Gillian Judge zu sein.
James’ gute Laune verflog schlagartig, als sich die Gleittüren der Ankunftshalle öffneten und Rose lächelnd und winkend auf ihn zukam.
»Hallo, James.« Sie hielt ihm die Wange zum Kuss hin. »Was für ein entsetzlich langweiliger Flug! Wo ist Paul?«
»Willkommen daheim, Rose. Paul wartet draußen im Auto, aber ich möchte erst einmal mit dir reden.«
Rose hatte ihren Kofferkuli neben James stehen gelassen und steuerte auf den Ausgang zu, doch er rührte sich nicht vom Fleck. Erst nach zehn Schritten merkte sie, dass er ihr nicht folgte.
»Nun komm schon, James. Du hältst ja den ganzen Verkehr auf«, mahnte sie ungeduldig.
»Ich habe mit dir zu reden«, wiederholte er, dabei schob er den Wagen aus dem Weg.
»Das können wir im Auto tun.«
»Ich steige nicht eher in dieses Auto, bis diese Sache geklärt ist!«
Rose schnaubte vernehmlich. »Ich verstehe dich nicht, James. Was ist denn so dringend, dass es nicht warten kann, bis ich sitze?«
»Wenn du dich hinsetzen willst, können wir das tun, aber ich verlasse diesen Flughafen erst, wenn du mir ein paar Fragen beantwortet hast.«
Rose blickte sich mit betont gequälter Miene um und deutete schließlich auf eine Sitzreihe neben der Eingangstür.
»Da drüben?«, erkundigte sie sich mit spöttisch hochgezogenen Brauen. »Wäre es dir da recht?«
Er nickte zustimmend, schob den Kofferkuli zu den Stühlen hinüber, nahm neben Rose Platz, zog den Brief, den Katie Garcia ihm geschrieben hatte, aus der Tasche und reichte ihn seiner Frau, dabei beobachtete er sie lauernd.
»Was hat das zu bedeuten, James?«, fragte sie gereizt, während sie den Brief öffnete und ungeduldig den Inhalt überflog. »Was ist das?«
»Du weißt genau, was das ist, Rose. Das hast nämlich du geschrieben.«
Sie deutete auf den unteren Rand des Briefes und funkelte ihren Mann empört an. » Ich soll das geschrieben haben? Das ist deine Unterschrift!«
»Rose, ich habe diesen Brief nicht geschrieben. Und wir wissen beide, dass du meine Unterschrift ausgezeichnet nachmachen kannst.«
»Und ich bin die Einzige, die dazu in der Lage ist? Was für ein Unsinn! Wo hast du dieses Ding überhaupt her? Warst du wieder bei ihr ? Du hattest mir dein Wort gegeben, dich von dieser Frau fernzuhalten!«
»Und du hast vor fünfunddreißig Jahren diesen Brief geschrieben und ihn ihr geschickt, nicht wahr?«
»James, du benimmst dich kindisch. Ich habe keine
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