Zurueck ins Glueck
Veranstaltung?«, erkundigte er sich.
Samantha seufzte. »Das weiß der Himmel. Ich bin in Panik geraten, als die Zahl über zweihundert kletterte, aber Cameron meinte, das wäre alles rein geschäftlich, und ich bräuchte mich nicht darum zu kümmern. Wenn ich mir all die Autos hier ansehe, glaube ich, dass sich diese Zahl mittlerweile verdoppelt oder sogar verdreifacht hat.«
»Machst du Witze? Jetzt übertreibst du aber schamlos!«
»Hast du keine Augen im Kopf, Ricky? Außerdem weiß ich, dass der größte Teil der Gäste aus firmenpolitischen Gründen eingeladen wurde.«
»Es sind viele Politiker dabei, meinst du?«
»Das auch, aber ich wollte damit sagen, dass es geschäftsschädigend gewesen wäre, einen Teil der Leute nicht einzuladen. Du weißt schon – wir können dem Generaldirektor der Radisson-Hotelgruppe keine Einladung schicken, wenn der Geschäftsführer der Doyle-Gruppe nicht ebenfalls eine erhält. Diese Leute sind sehr wichtig für uns, immerhin verkaufen sie ganze Ozeane von unserem Whiskey. Und so wurde die Liste eben länger und länger.«
»Was läuft denn inzwischen besser?«, fragte Ricky neugierig. »Judges Whiskey oder Gracias?«
»Das lässt sich schwer sagen, Ricky, weil man die beiden Produkte gar nicht miteinander vergleichen kann. Die Palette von Judges Whiskey reicht ja von ganz einfachem Schnaps für Otto Normalverbraucher bis hin zu ganz edlen und dementsprechend teuren Tröpfchen für absolute Kenner.« Ein strahlendes Lächeln trat auf ihr Gesicht. »Und Gracias, mein heiß geliebtes Baby, ist schlichtweg ein Alcopop.«
»Für mich sieht das Zeug aus wie Bier, ihr füllt es ja auch in Bierflaschen ab«, widersprach Ricky, um seine Schwester zu ärgern.
»Es schmeckt aber nicht wie Bier, und die Flaschen haben viel längere Hälse als gewöhnliche Bierflaschen!«
»Es hat aber dieselbe goldene Farbe, auch wenn es süßer schmeckt«, beharrte Ricky.
»Das ist kein Zufall, kleiner Bruder, unsere Hauptzielgruppe ist ja auch die Biertrinkerfraktion. Und mit dem süßeren Geschmack von Gracias hoffen wir, vornehmlich die Frauen zu erreichen.«
Ricky schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.
»Und ich dachte, jeder Mensch könnte selbst bestimmen, was er samstagabends im Pub trinkt! Dabei habt ihr uns alle längst bestimmten Konsumentengruppen zugeordnet und beeinflusst uns dementsprechend!«
Samantha kicherte. »Das könnte man so sagen.«
»Und Gracias gehört praktisch dir, Sam. Das macht dich zu einer wirklich guten Partie.«
»Vergiss nicht, dass mein werter Verlobter und seine Familie gleichfalls ein ziemlich großes Aktienpaket besitzen.«
»Ich weiß, aber du bist trotzdem dick im Geschäft, Mädchen. Ein helles Köpfchen zahlt sich eben immer aus.«
Samantha beugte sich vor und küsste ihren Bruder auf die Wange, während dieser fortfuhr: »Und nun, wo du bald eine Judge bist, wird sich dein Aktienanteil bestimmt noch vergrößern.«
»Jetzt hör aber auf, Ricky. Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass ich Cameron nur deswegen heirate. Ich liebe ihn, so einfach ist das. Das Geld und die Aktien sind nur eine willkommene Zugabe.« Sie runzelte die Stirn. »Und man kann es auch andersherum sehen. Alles, was ich mir erarbeitet habe, gehört dann Cam und mir und nicht mehr mir allein. Wir profitieren beide von der Situation.«
Ricky blickte wieder aus dem Fenster der Limousine. »Ist diese Hochzeit gleichzeitig auch so eine Art Geschäftsversammlung?«
»In gewisser Weise schon. Cameron ist ja jetzt der Geschäftsführer der Judge-Gruppe. Seit sein Vater letztes Jahr in den Ruhestand gegangen ist, ist Cam derjenige, der sich regelmäßig mit all diesen Leuten trifft und mit
ihnen verhandelt. Deswegen wären sie auch alle verschnupft, wenn sie nicht zu seiner Hochzeit eingeladen worden wären.«
»Himmel, allmählich glaube ich, ihr hättet besser klammheimlich miteinander durchbrennen sollen!«
Samantha betrachtete den an ihr vorbeiziehenden schier endlosen Strom von Autos am Straßenrand und nickte. »Das halte ich inzwischen ebenfalls für eine gute Idee.«
Endlich hielt die Limousine vor den Türen der Kirche. Die meisten Gäste hatten schon ihre Plätze eingenommen, nur die Brautjungfern, ihr Chauffeur und ein paar Männer standen noch draußen und warteten breit lächelnd auf die Braut. Ricky sprang aus dem Wagen, doch Paul war schneller und hielt Samantha die Tür auf.
Ricky verbeugte sich leicht vor seiner Schwester. »Würden Sie mir bitte
Weitere Kostenlose Bücher