Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zurueck ins Glueck

Titel: Zurueck ins Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Higgins
Vom Netzwerk:
dass sämtliche Gäste sowie Cameron und Samantha erschrocken herumfuhren.
    Die Besitzerin der Stimme war klein und dünn, hatte sich einen dunkelblauen Schal um den Kopf geschlungen und trug einen sandfarbenen Trenchcoat mit eng geschnürtem Gürtel, der ihre winzige Taille betonte. Unter dem Saum des Mantels ragten zwei spindeldürre Beinchen hervor, die mehr an die eines Vogels als an die eines Menschen erinnerten. Eine riesige Sonnenbrille im Jackie-Onassis-Stil verdeckte den größten Teil ihres Gesichtes, doch Samantha wusste sofort, wen sie vor sich hatte.
    »Mutter«, flüsterte sie fassungslos.
    Cameron, der Samanthas Mutter nie begegnet war, hatte das Wort deutlich verstanden, ebenso wie Vater Carroll. Cams Blick schweifte rastlos über den hinteren Teil der Kirche hinweg. Wo zum Teufel steckten seine Sicherheitskräfte?
    » Ich !«, schrillte die Frau erneut, diesmal mit noch größerer Überzeugung.
    Vater Carroll räusperte sich. »Haben Sie uns irgendetwas zu sagen, Madam?«, fragte er höflich, obwohl er selbst aus der Entfernung bemerkte, dass die Fremde mit der rechten Hand eine braune Papiertüte umklammerte, die ganz offensichtlich eine Flasche enthielt. Auch ihr schwankender Gang war ein Anzeichen dafür, dass sie
unter Alkoholeinfluss stand. Unsicher trat sie ein paar Schritte vor.
    » Ich !«, wiederholte sie noch lauter, sofern dies überhaupt noch möglich war. »Ich kenne einen Grund, warum die beiden nicht heiraten können, und bei Gott, die Familie des Bräutigams kennt ihn auch, aber die werden sich hüten, einen Ton zu sagen. Zu stolz und zu hochnäsig, diese Bagage!«
    Vater Carroll konnte die Welle der Feindseligkeit, die der Frau entgegenschlug, förmlich spüren. Eine Hochzeitsfeier zu stören war eine Sache, doch die Gastgeber des größten gesellschaftlichen Ereignisses des Jahres zu beleidigen – das ging entschieden zu weit.
    »Madam, dann haben Sie jetzt bitte die Güte, uns Ihren Grund mitzuteilen, sonst muss ich Sie auffordern, die Kirche unverzüglich zu verlassen«, forderte er die Fremde mit scharfer Stimme auf, dann fügte er hinzu: »Aber vorher sagen Sie uns vielleicht, wer Sie überhaupt sind.«
    Kathleen White Garcia zögerte einen langen Moment. Ihre hinter der großen schwarzen Sonnenbrille verborgenen Augen ruhten auf ihrer einzigen Tochter, sie schüttelte unglücklich den Kopf, und Samantha sah, wie ihre Lippen ein wortloses ›Es tut mir leid‹ in ihre Richtung formten. Dann hob sie erneut die Stimme. »Mein Name ist Kathleen Garcia«, verkündete sie mit einer Art komischem Stolz, dann hob sie die Papiertüte über ihren Kopf, als könne die Flasche ihr dabei helfen, den letzten Rest der ihr noch verbliebenen Energie und ihres Mutes zu sammeln.
    »Der Bräutigam und die Braut können nicht getraut werden«, rief sie mit weithin vernehmlicher Stimme,
»weil der Bräutigam und die Braut Bruder und Schwester sind!«
    Eine Sekunde später brach Kathleen bewusstlos auf dem steinernen Boden zusammen. Die Flasche in ihrer Hand zersprang in tausend Scherben, als sie klirrend auf den kalten Fliesen aufschlug.
    Ein leises Raunen lief durch die Menge, dann trat mit einem Mal Totenstille ein.

3. Kapitel
    T ess handelte, ohne nachzudenken. Diese seltsame kleine Frau, die offenbar so betrunken war, dass sie nicht mehr wusste, was sie sagte, hatte soeben mitten in der Kirche einen Kollaps erlitten, und niemand rührte einen Finger, um ihr zu helfen. Das ganze Drama hatte sich direkt neben ihrer Bank im hinteren Teil des Chorgestühls abgespielt, und so sprang sie auf und versuchte vergebens, die Unbekannte wieder auf die Füße zu ziehen. Obwohl Tess ein gutes Stück größer war als die Betrunkene, hing diese wie leblos in ihren Armen. Panik wallte in Tess auf. War die Frau etwa vor ihren Augen gestorben?
    »Ist ein Arzt hier?«, rief sie angsterfüllt. Noch immer machte niemand Anstalten, etwas zu unternehmen. Dann, nach einem Moment, der Tess wie eine Ewigkeit vorkam, löste sich Samantha aus ihrer Erstarrung.
    Sie ließ ihren Brautstrauß vor Vater Carrolls Füße fallen und rannte auf ihre Mutter zu. Wendy, Gillian und Cameron standen wie gelähmt vor Entsetzen vor dem Altar, nur Ricky, ihr treuer kleiner Bruder, hatte sich abgewandt und lief hinter ihr her.
    Frank Delaney war lange nicht so beherzt wie seine Frau, aber als er endlich begriff, dass sie dringend seine Hilfe brauchte, trat auch er rasch aus seiner Bank heraus.

    Als Ricky sich über den schlaffen Körper

Weitere Kostenlose Bücher