Zurueck ins Glueck
Brautjungfern an und rang sich ein Lächeln ab. »Bist du bereit, Gill? Du auch, Wendy?«
»Es kann losgehen«, erwiderten beide wie aus einem Munde.
»Gut, dann auf zum Altar!«
Als der Organist die ersten Töne anstimmte, erhoben sich die Hochzeitsgäste von ihren Bänken. Gillian und Wendy schwebten engelsgleich lächelnd den Gang entlang, gefolgt von Samantha am Arm ihres Bruders. Auch sie lächelte, ohne sich dessen bewusst zu sein. Die bewundernden Blicke, die sie trafen, nahm sie gar nicht wahr. Sie hatte nur Augen für Camerons rotblonden Haarschopf am Ende des Kirchenschiffes. Er hatte die breiten Schultern gestrafft und starrte unverwandt auf den Altar. Sie hatte ihn schwören lassen, sich nicht umzudrehen, um mit anzusehen, wie sie auf ihn zuschritt.
»Und warum nicht?«, hatte er sich lachend erkundigt.
»Weil das Unglück bringt. Du darfst mich erst ansehen, wenn ich neben dir vor dem Altar stehe.«
Wenn sie ganz ehrlich war, glaubte sie gar nicht an mögliches Unglück; sie wollte nur aus nächster Nähe miterleben, wie er auf ihren Anblick reagierte. Sie hatte alle Register gezogen, um an ihrem Hochzeitstag so strahlend schön wie möglich zu wirken und hoffte, er würde ihre Bemühungen angemessen zu würdigen wissen.
Als sie sich dem Altar näherte, erhaschte sie einen Blick auf James und Rose. Er lächelte und nickte ihr anerkennend zu. Über das Gesicht seiner Frau huschte dagegen ein Anflug von Entrüstung, der widerwilliger Zustimmung wich. Jetzt kannst auch du nichts mehr machen, dachte Samantha mit leichter Häme. Rose hatte ihr deutlich zu verstehen gegeben, dass für sie nur ein im traditionellen Stil gehaltenes Brautkleid infrage kam, aber ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen musste sie jetzt leider zugeben, dass die Braut hinreißend aussah. Als Samantha die Augen wieder auf den Rücken ihres Bräutigams richtete, stellte sie enttäuscht fest, dass er sich ihrer Absprache zum Trotz doch zu ihr umgedreht hatte.
»Ich konnte einfach nicht widerstehen«, formten seine Lippen stumm, während er sie mit den Blicken verschlang.
Was soll’s, dachte sie resigniert, als Ricky und sie vor der Stufe zum Altar stehen blieben.
»Pass gut auf meine große Schwester auf, Cameron«, flüsterte Ricky, die Hand seines zukünftigen Schwagers schüttelnd. Dann umarmten die beiden Freunde einander.
»Das werde ich«, versprach Cam, während er Ricky kurz an sich drückte.
»Ach ja, und herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag«, fügte dieser grinsend hinzu.
»Danke, danke.« Cam lachte, dann sah er Samantha
tief in die Augen. »Ein schöneres Geburtstagsgeschenk habe ich noch nie bekommen. Du bist einfach atemberaubend«, murmelte er nahezu unhörbar.
»Du solltest dich doch nicht vorher umdrehen«, schalt sie, doch ihre Lippen krümmten sich dabei zu einem Lächeln.
»Ich konnte die Spannung keine Sekunde länger ertragen. Aber keine Sorge, für etwaiges Unglück ist es jetzt zu spät. Wir stehen doch beide heil und unversehrt hier, oder nicht?«
Samantha nickte zustimmend, und gemeinsam stiegen sie die einzelne Stufe zum Altar empor, wo der Priester sie erwartete.
Da sie beide nicht übermäßig religiös waren, hatten Samantha und Cameron beschlossen, den Gottesdienst relativ kurz zu halten. Vater Carroll war ein alter Freund der Familie Judge, er predigte warmherzig und amüsant. Nachdem er fünf Minuten gesprochen hatte, entdeckte Samantha plötzlich das Filmteam von TV3, das seine Kameras neben dem Altar aufgebaut hatte. Ihre Augen verengten sich grimmig. Was hatten diese Typen hier zu suchen? Cameron hatte ihnen ja wohl schwerlich eine Drehgenehmigung erteilt. Aber nein, ohne seine Zustimmung wären sie erst gar nicht in die Kirche gekommen. Vielleicht arbeitete einer seiner Freunde bei TV3 und sollte die Hochzeit auf Video festhalten. Vielleicht wollte Cameron sie überraschen. Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Vater Carroll.
»Ehe ich die Trauung vollziehe«, intonierte der Priester gerade, »möchte ich noch fragen, ob irgendeiner der Anwesenden mir einen Grund nennen kann, warum dieser Mann und diese Frau nicht in den heiligen Stand der
Ehe treten sollten. Wenn ja, so möge er jetzt sprechen oder für immer schweigen.«
Wie üblich breitete sich an diesem Punkt eine tiefe Stille in der Kirche aus. Doch dann ertönte das typische Knarren, mit dem die innere Tür im hinteren Teil aufgeschoben wurde.
» Ich !«, kreischte eine durchdringende Frauenstimme so laut,
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